Traunstein – Eine Person verkleidet sich als Kaninchen und kauert in einem Käfig. Um sie herum heben Leute Schilder hoch mit Aufschriften wie „Tiere sind keine Ware!“ oder „Kein Tierverkauf im Garten-Center“. Dieses Bild will die Tierrechtsorganisation Peta am heutigen Mittwoch vor der Dehner-Filiale in Traunstein erzeugen. Ihr Ziel: Das Unternehmen soll umgehend den Tierhandel stoppen.
Wie Peta in einer Pressemitteilung bekannt gibt, seien die aus Sicht der Organisation schrecklichen Bedingungen in den Massen-Zuchtanlagen für Kleintiere wie Kaninchen, Meerschweinchen und Hamster der Grund für diese Forderung. Aus diesen Anlagen würden deutschlandweit bekannte Baumärkte, GartenCenter und Zoohandelsketten Tiere für den Verkauf in ihren Filialen beziehen. Darunter sei auch die Gartencenter-Kette Dehner. Die Tierrechtsorganisation begründet ihre Behauptungen dabei mit Aufnahmen der Zulieferer sowie Handelsbelegen. In den vergangenen Jahren veröffentlichte Peta bereits Videomaterial über die Zustände in Massen-Zuchtanlagen für Kleintiere. Zu sehen sind etwa Kaninchen und Meerschweinchen, die eingezwängt in kleinen Käfigen in dunklen Räumen ausharren. Dort hausen sie, inmitten ihres eigenen Kots und mit nur wenig Verpflegung. Das habe laut Peta auch schwere Verhaltensstörungen und Kannibalismus zur Folge.
„Bevor die Kleintiere bei Dehner zum Verkauf angeboten werden können, erkranken und sterben viele bereits in den Zuchtanlagen“, erklärt Ayshea Kelly von Peta. Ihrer Organisation würden auch Beweise vorliegen, dass regelmäßig kranke und tote Tiere an Dehner-Filialen geliefert werden. Statt die Geschäftsverbindung mit dem Lieferanten zu stoppen, seien die Lieferungen lediglich reklamiert worden. Das Unternehmen weist die Anschuldigungen von sich. Wie eine Sprecherin der zuständigen PR-Agentur erklärt, habe Peta schon Proteste vor Filialen veranstaltet. Dehner hat daher bereits Stellung bezogen. Dabei betont das Unternehmen, dass die Berichterstattung der Tierrechtsorganisation „irreführend und falsch“ sei. Dehner sei überwiegend im Zusammenhang mit Betrieben genannt worden, die weder in der Vergangenheit noch zum jetzigen Zeitpunkt Geschäftspartner von Dehner waren oder sind. „Die von Peta veröffentlichten Aufnahmen und Bilder sind nicht aktuell, gänzlich aus dem Zusammenhang gerissen und spiegeln die Situation bei den Dehner-Lieferanten in keinster Weise wider.“
Die Tiere, die in den Dehner-Filialen zum Kauf angeboten werden, kommen laut Unternehmen nur von zertifizierten Züchtern. Diese würden vor Beginn der Geschäftsbeziehung und zudem mehrmals im Jahr geprüft – auch unangekündigt. Den Filialen stehe außerdem ein Tierarzt zur Verfügung, „der nicht nur die Bestandsaufnahme durchführt, sondern auch regelmäßig die Tiere im Markt kontrolliert und bei Bedarf kranke Tiere behandelt.“ Kranke und auffällige Tiere gelangen bis zu ihrer Genesung nicht in den Verkauf.
Anfang 2023 habe es auch ein Treffen mit Vertretern Zoologischer Fachbetriebe und Peta gegeben, um über Maßnahmen und Qualitätsstandards zur kontinuierlichen Verbesserung des Tierwohls im Kleintierhandel zu informieren. „Das Anliegen von Peta, den Tierhandel einzustellen, wurde gemeinschaftlich von allen teilnehmenden Zoofachhändlern abgelehnt“, erklärt Dehner. Vonseiten Peta seien auf Nachfrage keine konkreten Verbesserungspotenziale bezüglich der bestehenden Standards aufgezeigt worden. „Wir sind davon überzeugt, dass ein Tierverkauf auf Grundlage unserer hohen Standards dazu beiträgt, dass sich der Handel nicht auf Online-Plattformen und illegale Kofferräume verlagert“, so Dehner.
Die Protestaktion von Peta vor der Dehner-Filiale in Traunstein ist für heute Vormittag 10.45 Uhr geplant. Der Markt wird an diesem Tag nicht geschlossen, sondern dem gewohnten Betrieb nachgehen, teilt Dehner mit. Auch an anderen Standorten plant Peta solche Veranstaltungen. Manuel Hinmüller