Niederschläge bringen kaum Entspannung – Hohe Waldbrandgefahr in der Region

von Redaktion

Das vergangene Rekord-Wochenende wirkt nach – Teils höchste Warnstufe erreicht – Die meisten Feuer werden durch den Menschen verursacht

Rosenheim/Traunstein – Bereits vergangene Woche warnte das Landratsamt Rosenheim vor einer steigenden Waldbrandgefahr: „In den kommenden Tagen liegt die Gefahrenstufe laut Prognose des Deutschen Wetterdienstes (DWD) bei 3 (mittlere Gefahr) bis 4 (hohe Gefahr), teilweise auch bei Stufe 5 (extreme Gefahr).“ Dieser Warnung schloss sich der Landkreis Traunstein an, der auch für den vergangenen Dienstag, 9. April, für südliche Regionen die Warnstufe 5 verkündete. Trotz des Regens in dieser Woche ist allerdings nur wenig Entspannung zu erwarten.

Klimawandel erhöht
Gefährdungslage

„Die Waldbrandgefahr steigt mit fortschreitendem Klimawandel“, sagt Wolfgang Madl, Bereichsleiter Forsten vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF) Traunstein. Dieser Meinung schließt sich Dr. Wolfgang Kurtz, Geoökologe und Dienststellenleiter des Deutschen Wetterdienstes (DWD) der Agrarmeteorologie in Weihenstephan, an: „Im Zuge des Klimawandels, also durch die erhöhten Temperaturen, nimmt die potenzielle Gefährdung zu“.

Der DWD gibt mittels des Waldbrandgefahrenindex (WBI) Warnstufen für verschiedene Regionen in Deutschland heraus. Der WBI wird anhand verschiedener Faktoren mittels eines zugrunde liegenden Modells ermittelt. Dazu werden unter anderem Wetterdaten an verschiedenen Stationen gesammelt, so wie beispielsweise in Rosenheim, Reit im Winkl und Chieming, und in das Modell eingefügt. Daraus errechnen sich für die Waldbrandgefahr laut Wolfgang Kurtz entscheidende Komponenten: zum einen die „Wasserbilanz für die Streuschicht“ und die „Bodenfeuchtigkeit“ des Waldes. Als Streuschicht bezeichnet Kurtz das abgestorbene Pflanzenmaterial am Waldboden. Diese Schicht des Bodens habe nur eine begrenzte Wasserspeicherkapazität und reagiere relativ schnell im Falle eines Brandes. Die Bodenfeuchtigkeit des darunterliegenden Bodens wirke sich dann auf die potenzielle Laufgeschwindigkeit des Feuers aus. Trotz des Niederschlags in dieser Woche gehen die WBI-Werte am kommenden Wochenende wieder deutlich nach oben. „Das liegt an den höheren Temperaturen, die prognostiziert sind, der höheren Sonneneinstrahlung und momentan werden nicht so starke Niederschläge erwartet“, so Kurtz.

„Wir haben eigentlich jedes Jahr im beginnenden Frühjahr, wo auch die letzten Jahre oft schon Trockenheit herrschte, und auch jetzt durch die wärmeren Temperaturen eine hohe Waldbrandgefahr, vor allem im Bergwald“, so Wolfgang Madl vom AELF Traunstein. Besonders die nach Süden exponierten steilen Berghänge seien betroffen, da hier die Sonnenstrahlen durch die noch fehlende Belaubung ungehindert auf den Waldboden treffen.

Die WBI-Werte können laut Wolfgang Kurtz vom DWD nur einen generellen Überblick schaffen. „Wenn wir momentan die Situation anschauen, haben wir ja noch eine recht hohe Bodenfeuchtigkeit in der Region“, sagt er. „Aber wenn Sie zum Beispiel an den Südhang schauen, wo direkte Sonneneinstrahlung vorherrscht, kann dieser natürlich stärker austrocknen. Diese ganz lokalen Gegebenheiten können in dem Modell auch nicht abgebildet werden.“ Der „Oberboden“ könne laut Madl „unabhängig davon, ob es vielleicht gestern oder vorgestern mal geregnet hat, sehr schnell durch die starke Sonneneinstrahlung austrocknen“, weshalb auch die Waldbrandgefahr bestehen bleibe. „Das kann jeder mal nachempfinden, wenn er in so einem Bergwald jetzt spazieren geht. Das Laub am Waldboden ist total trocken und das ist natürlich dann eine erhöhte Gefahr“, so Madl. Eine unachtsam weggeworfene Zigarettenkippe reiche aus, um mit der Glut den Waldboden in Brand zu setzen, so der Waldexperte.

Strafen von
bis zu 2500 Euro

Deshalb dürfe auch im Wald vom „1. März bis 31. Oktober nicht geraucht werden“, heißt es im Bayerischen Waldgesetz. Rauchen im Wald könne laut Madl auch mit bis zu 2500 Euro Bußgeld geahndet werden. „Leider ist es ein Fakt, dass die meisten Waldbrände, die wir zu verzeichnen haben, auf Unachtsamkeit von Menschen zurückgehen“, sagt Wolfgang Madl.

Michael Bartel

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