Prien/Gstadt/Chieming/Seebruck – Das aktuelle Chiemsee-Hochwasser – wir berichteten mehrfach – wirkt sich auch auf die Chiemsee-Schifffahrt aus. Die Anlegestellen in Seebruck, Chieming, Bernau/Felden und Übersee/Feldwies können noch mindestens bis Sonntag nicht angefahren werden und das, obwohl der Sommer mit Temperaturen bis zu 26 Grad zurückgekommen ist. Am Mittwoch ließ der Betreiber, die Ludwig Fessler-KG, vor den Stegen entsprechende Hinweisschilder anbringen.
Schifffahrt
eingeschränkt
„Abfahrt zu den Inseln um 10.15, 13.45, 17.30 Uhr“ steht in großen Lettern am Zugang zum Steg an der Anlegestelle in Chieming. Jetzt ist an der dortigen Schautafel ein Verkehrsschild für allgemeine Gefahrenstelle angebracht und darunter steht: „Die Anlegestelle Chieming wird wegen Hochwasser derzeit nicht angefahren.“ Kleingedruckt heißt es weiter: „Von Prien/Stock und Gstadt können die Fahrten gemäß Fahrplan durchgeführt werden.“ Gezeichnet Chiemsee Schifffahrt und dazu das Firmenzeichen, ein weißer Anker auf blauem Feld in einem Kreis.
Stege teilweise
nicht nutzbar
Dass die Chiemsee-Schifffahrt nicht gänzlich eingestellt ist, darauf legt der Betreiber großen Wert. So laufe der Betrieb von Prien und Gstadt zu Frauen- und Herreninsel ganz normal, was man unter den Umständen als normal bezeichnen kann. Denn die Stege dort sind nur an bestimmten Stellen benutzbar. Das merkt man vor allem am Hauptsteg an der Fraueninsel, wo zur vollen Stunde immer das Schiff aus Gstadt kommt und gleichzeitig jenes aus Prien. Normalerweise können beide Schiffe anlegen, die Gäste parallel ein- und aussteigen. Seit Tagen muss ein Schiff jedoch warten, weil nur eines an einer bestimmten Stelle anlegen kann. „Es gilt der Winterfahrplan mit halbstündigen Abfahrten von Prien und Gstadt. Diese Schiffe verkehren ohne Einschränkungen“, teilte eine Sprecherin der Fessler KG mit.
Nahezu gänzlich eingestellt ist derzeit der private Bootsverleih rund um den Chiemsee. Grund sind hier die übergelaufenen Stege, die in einigen Fällen nur mit Gummistiefeln erreichbar sind, manchmal aber auch gar nicht. Auch der Chiemsee-Rundweg ist wegen Überflutung nur teilweise benutzbar. Zwischen Grabenstätt und Winkl auf der Ost-Seite geht gar nichts. Hier ist der Chiemsee derart übergelaufen, dass der Weg nicht einmal zu erahnen ist. Gleiches gilt auf dem Rundweg auf der Fraueninsel. Der Weg ist hier größtenteils überflutet, die Bänke, die zum gemütlichen Rasten einladen, stehen bis zu 40 Zentimeter im Wasser. Alarm gab es auch bei vielen Gästen beim Chiemsee Strandcamping, wo um diese Jahreszeit in der Regel alle Plätze vergeben sind, aktuell aber 60 frei sind. Einige Wohnwägen und Wohnmobile mussten umgeparkt werden, einige Camper reisten ab, aber es kommen immer noch welche.
Die Saison läuft bis Ende des Monats, dann muss der Campingplatz komplett geräumt sein. Dabei hat Betreiber Harry Schmidt mit seiner Gattin die Anlage heuer richtig aufgehübscht mit einem neuen hochmodernen Sanitärgebäude, mit neuen Maxi-Plätzen und großem Comfort direkt am Wasser. Er wirbt mit einem 1000-Meter-Kiesstrand, tollen Touristenstellplätzen und separatem Hundestrand. Zur Anlage gehört eine Fun & Sport Area, Gartenschach, Bocciabahn, Fitness-Outdoor-Park, Tischtennis, Relaxliegen, Billard, Kicker, Dart und Air-Hockey. Im Gespräch mit der Redaktion sprach Schmidt von einer Millionen-Investition.
„Zufahrt auf eigene
Verantwortung“
Auch einige Wirte beklagen Einbußen rund um den Chiemsee, weil sie gar nicht oder nur schwer erreichbar sind. Dazu gehört Hafenwirt Vincent Gschwendtner in Seebruck. Eine große Warntafel steht kurz nach der Brücke neben dem Seehotel Wassermann, worauf zu lesen ist „Zufahrt Hafenwirt auf eigene Verantwortung“. Gleiches gilt auch für den Yacht- und Segelhafen Seebruck am Chiemseepark 7 mit seinen 400 Wasserliegeplätzen sowie für das Strandbad mit einer 20000 Quadratmeter großen Liegewiese um die Ecke, wo der Kioskbetreiber auch deutliche Einbußen verzeichnet. Die Zufahrtsstraße ist überflutet, Autofahrer und Radler kommen mit Mühe durch, Fußgänger schaffen das nur mit Gummistiefeln.
Und von Entspannung kann vorerst keine Rede sein, denn von den Bergen kommt jetzt wegen der warmen Temperaturen Schmelzwasser herunter und läuft in den Chiemsee. Die Geschäftstreibenden rund um den Chiemsee und auf den Inseln können sich darüber gar nicht freuen.