Bernau – Was passiert in Zukunft auf dem Hitzelsberg? Die Gemeinde will den Bereich touristisch nutzen. Nachdem Pläne für ein Hotel vom Tisch sind, ging der Gemeinderat in die Planungen für ein Chaletdorf. Über den aktuellen Stand wurden jetzt die Bernauer Bürger bei einer Infoveranstaltung am vergangenen Mittwochabend im Saal des Gasthofs Kampenwand informiert. Etwa 250 Personen nahmen an dem Infoabend teil.
Bürgermeisterin Irene Biebl-Daiber ging zu Beginn kurz auf die Historie des Projekts ein. Das Areal sei bei einer Zwangsversteigerung für etwa 5,9 Millionen Euro erworben worden. Sie machte deutlich: „Dem Gemeinderat ging es nie darum, Profit zu schlagen. Sondern einen passenden Nutzen zu finden und den öffentlichen Zugang zu erhalten.“ Damit Bernau diesen Mehrwert hat, sei nur die touristische Nutzung möglich.
Gemeinde
sitzt am Ruder
2019 wurde der Kaufvertrag mit dem Unternehmen Herecon Projekt GmbH abgeschlossen. Dieses soll das Chaletdorf betreiben, es ist laut der Bürgermeisterin aber geregelt, dass die Gemeinde weiterhin steuern kann, was genau auf dem Hitzelsberg passiert.
Architekt Martin Büscher vom gleichnamigen Architekturbüro, das die Aufstellung des Bebauungsplans begleitet, ging weiter auf das geplante Konzept ein. Im aktuellen Bebauungsplan sind 39 Chalets geplant, unterteilt in mehrere Bereiche. Darunter die Anlage „Am Weiher“. Hier sollen sechs eingeschossige Häuser entstehen, die etwas vom Boden abgehoben sind.
Die „Chiemsee-Terrassen“ sollen am Hang gebaut werden. Sie bestehen aus einem kaskadenartigen Gebäude, das 22 Einheiten enthalten soll. Ebenfalls am Hang sollen die Kampenwand-Chalets entstehen, 21 Einheiten beinhalten sowie drei weitere Chalets.
Abschließend ging es noch um das Waldresort. „Das ist der Kern des Konzepts“, sagt Büscher. Dieses soll nicht nur aus 23 Chalets mit 28 Einheiten bestehen. Hier sollen auch Rezeption und Empfang ihren Platz finden, ein Wellness- und Spa-Bereich, ein Restaurant und eine Tiefgarage mit 155 Stellplätzen. Oberirdisch sind noch mal 25 Parkplätze geplant.
Bei der Gestaltung der Gesamtanlage wird auf Materialien wie Holz und Stein gesetzt. Etwa 85 Mitarbeiter sollen im drei Schichtbetrieb tätig sein. Darüber hinaus können Restaurant und Spa-Bereich auch von externen Gästen genutzt werden.
Weiter machte Gundula Kern von der Planungsgesellschaft Stadt-Land-Verkehr. Sie stellte das Verkehrsgutachten vor und erklärte, dass für die Erschließung des Chaletdorfs nur die Hitzelsbergstraße und die Engelländerstraße in Frage kommen. Daher wurden im Februar auch Verkehrszählungen durchgeführt.
Die Engelländerstraße wurde demnach in beide Richtungen mit 230 Fahrzeugen innerhalb 24 Stunden befahren, die Hitzelsbergstraße mit 50. Als Vergleich nahm sie die Aschauer Straße, wo 4800 Fahrzeuge an einem Tag gezählt wurden.
Für die Erschließung zeigte sie auf der Leinwand zwei Varianten: Einmal soll der „geübte Verkehr“, damit bezeichnete Kern Personal, Shuttlebusse und Lieferverkehr, die Hitzelsbergstraße in beiden Richtungen benutzen. Die Engelländerstraße steht dann den Gästen und dem Schwerlastverkehr zur Verfügung.
Bei der Variante B wird die Hitzelsbergstraße nur bergauf befahren. Begründet wurde das damit, dass die Engelländerstraße breit genug für zwei Fahrzeuge sei. Lediglich an der dortigen Eiche sei eine Engstelle. Zusätzlich empfahl Kern die Anordnung einer 30er-Zone, Engstellenbeschilderungen oder auch den Schutz des Gehwegs durch Poller.
Auch, wie erwartet wird, dass sich die Verkehrsbelastung entwickelt, zeigte sie auf. Bei Variante A werde in der Hitzelsbergstraße mit 190 Fahrzeugen pro 24 Stunden gerechnet, in der Engelländerstraße mit 440. Bei Variante B wird das Verkehrsaufkommen auf 135 Fahrzeuge am Tag in der Hitzelsbergerstraße geschätzt, in der Engelländerstraße auf 500.
Schutz der
Orchideenwiese
Über die Ausgleichsflächen berichtete Christian Ufer, Landschaftsarchitekt und Stadtplaner. Wichtig sei es, bestimmte Grünflächen sowie eine Orchideenwiese zu schützen. Ebenso biete der Weiher die Möglichkeit, als Rückhaltebecken für Regen zu dienen.
Auch um zwei Bäume in der Engelländerstraße ging es in Ufers Vortrag. Während eine Fichte keine besonderen Maßnahmen erfordere, müsste bei der Eiche, die bereits von Kern angesprochen wurde, ein Schutz her, dass hier keine Verkehrsteilnehmer zu nahe kommen. Ein fester Zaun, bestehend zum Beispiel aus Baken, könne dafür sorgen.
Nachdem die Bürger über den aktuellen Planungstand aufgeklärt wurden, waren sie an der Reihe. Sie durften ihre Fragen stellen. Einige empfanden die Bebauung als zu massiv und fragten, ob die Gemeinde nicht wieder eine alte Planung mit nur 23 Chalets verfolgen könne. Heiner Englert, der zusammen mit Tobias Eutermoser als Vertreter von Herecon vor Ort war, entgegnete: Wir finden nicht, dass die Bebauung zu massiv ist und haben darauf geachtet, dass sie sich gut in die Umgebung einfügt. Daher auch die Holzbauweise.“
Ebenso wollten die Besucher wissen, wie Herecon das Chaletdorf betreiben will und wie das Unternehmen in Zeiten des Personalmangels genug Kräfte für den Betrieb engagieren will. Englert antwortete, dass Herecon eine Gesellschaft für den Betrieb gründen will, „mit einem Hotelmanager, der sich sein Team zusammenstellt“. Hier gebe es bereits Gespräche. Er fügte hinzu: „Und das mit dem Personal ist natürlich eine wichtige Frage. Wir sind aber sicher, dass wir mit der richtigen Einstellung Leute aus der Region finden.“
Als sich ein Teilnehmer nach den Kosten erkundigte, wurden diese von Ehlert auf einen mittleren zweistelligen Millionenbetrag geschätzt. „Wie lange wird die Bauzeit dauern?“, wollte eine Bürgerin wissen. Diese Frage wollte Büscher beantworten. Er betonte, der Bau solle in einem Abschnitt gemacht werden, damit Besucher nicht „auf einer Baustelle Urlaub machen“. Er nannte eine Bauzeit von 30 Monaten.
Auch den Naturschutz sprachen die Bürger an. Wie werde zum Beispiel die Orchideenwiese beim Bau geschützt? Hierfür sollen Schutzzäune erreichtet werden, sagte Christian Ufer. Zudem wollte eine Anwohnerin wissen, wie sie und ihre Nachbarn vor Hangrutschen geschützt werden. Dafür sollen die Kampenwandchalets sorgen, die „eine Sicherung mit Zusatznutzung“ bieten.
Schadenersatz
für Straßenschäden
Die letzte Fragerunde beschäftigte sich mit dem Thema Verkehr. Ein Bürger erkundigte sich, wer dafür aufkommt, wenn es zu Straßenschäden in der Engelländerstraße durch Schwerlastverkehr kommt. „Dann muss die Herecon dafür sorgen, dass sie wieder auf den Vorher-Zustand ertüchtigt wird“, antwortete Bürgermeisterin Irene Biebl-Daiber. „Wie sollen Rettungskräfte – und die Feuerwehr raufkommen?“, fragte eine andere Bürgerin. Stefan Huber, Erster Kommandant der Bernauer Feuerwehr meldete sich zu Wort. Er teilte mit, dass ein Brandschutznachweis von Fachplanern ausgearbeitet wird. Das geschehe in engem Austausch mit Feuerwehr und Rettungsdienst. „Wir können auch ohne Probleme die Hitzelsbergstraße rauf und runter. Nachalarmierte Kräfte positionieren sich dann in der Aschauer Straße und kommen nach und nach rauf.“
Bürgermeisterin Irene Biebl-Daiber bedankte sich bei den Bürgern für das große Interesse an dem Projekt. „Mir ist es auch klar, dass es Gegner des Projekts gibt. Aber ich finde es super, dass sich alle sachlich geäußert haben“, sagt sie nach der Infoveranstaltung gegenüber der Chiemgau-Zeitung.