Prien – Nach fast einem Jahr Bauzeit war Anfang März die Sanierung des Prienavera abgeschlossen und das Bad konnte wieder seine Pforten öffnen. Mit der Sanierung konnten Stromverbrauch und CO2-Emissionen deutlich reduziert werden. Dennoch ist der Energiebedarf eines Bades wie dem Prienavera hoch.
Neuerungen für
2,5 Millionen Euro
Um diesen Energiebedarf künftig auch mithilfe von alternativen Energiequellen decken zu können, wurden dem Gemeinderat Prien jüngst mehrere Möglichkeiten für weitere Planungen vorgestellt. Neben einer PV-Anlage auf den Dächern der Stippelwerft und einer Wärmerückgewinnung aus dem Filterspülwasser des Bades könnte künftig auch der Chiemsee eine große Rolle für das Prienavera spielen. Die Idee ist, das Wassers des Chiemsees mithilfe einer Wärmepumpe zu nutzen. „Der Chiemsee ist nicht nur ein wunderschöner See, sondern auch gleichzeitig die physikalische Funktion eines Solarenergie-Speichers”, sagte Ingenieur Stefan Mersmann, der die Sanierungsmaßnahmen am Prienavera begleitet hat. Die Temperatur des Seewassers steige im Sommer auf bis zu 23 Grad. Deswegen will man in Ufernähe das Wasser entnehmen und der Wärmepumpe zuführen. „Die Idee ist, das Wasser zu entnehmen, gar nicht zu verändern, sondern nur abkühlen, um rund drei Grad Celsius und dann wieder zurücklaufen zu lassen.” Da das Bad auch im Sommer geheizt werden muss, biete sich der See hierfür besonders an.
Wenn Leitungen in den See gelegt werden, die das Wasser ansaugen sollen, ist damit aber auch ein Problem verbunden. Muscheln können sich in den Rohrleitungen ansammeln. Da die Larven der Muscheln sehr klein sind, muss eine spezielle Lösung gefunden werden. Laut Stefan Mersmann stehen drei Methoden gegen die Muscheln zur Verfügung. „Chemische Verfahren scheiden komplett aus, arbeitsintensive Verfahren scheiden komplett aus. Es muss sehr wartungsarm und sehr robust sein.” Es würde sich ein sogenanntes Molch-System anbieten. Dabei handelt es sich um ein spezielles Gerät, dass durch die Rohrleitungen geschickt werden kann und alle Ablagerungen, die sich an den Wänden der Rohre angesammelt haben, abschabt, inklusive der Muscheln.
Trotz dieser alternativen Energie- und Wärmeproduktion bleibt der Energiebedarf des Prienavera weiterhin hoch. So hoch, dass es auch weiterhin notwendig sein wird, mit fossilen Energieträgern zu arbeiten. So soll ein neues Blockheizkraftwerk verbaut und durch den Einsatz eines neuen Pufferspeichers die Energieeffizienz gesteigert werden. Für dieses Gesamtvorhaben ist der Neubau eines Energiegebäudes notwendig. Es soll auf einem Teil des jetzigen Strandbads entstehen. In dem Gebäude sollen neben dem Heizkraftwerk und dem Pufferspeicher auch ein Technikraum für die Elektroverteilung, zwei große Lagerräume und ein Büro für die Haustechnik enthalten sein. Auf dem Gebäude soll eine PV-Anlage installiert werden.
Die Gesamtkosten für das Gebäude, die Seewasserwärmepumpe, das Blockheizkraftwerk, die PV-Anlage und eine Trafostation belaufen sich auf gut 2,5 Millionen Euro. Bereits nach der ersten Machbarkeitsstudie zur Nutzung einer Seewasserwärmepumpe wurde ein Antrag auf eine EFRE-Förderung gestellt. Damals ging man von Kosten in Höhe von etwa 1,3 Millionen Euro aus, ohne Energiegebäude, ohne Filterspülwasser und ohne Blockheizkraftwerk. Der Eigenanteil des Marktes Prien bei einer EFRE-Förderung von 45 Prozent und maximal förderfähigen Kosten von 1,3 Millionen Euro beträgt 1,8 Millionen Euro Euro netto. Allerdings liegt bisher nur eine mündliche Zusage ohne schriftliche Bestätigung vor. Es gäbe aber eine zweite Möglichkeit einer noch höheren Förderung. Das Projekt könnte als Modellprojekt für eine ZUG (Zukunft-Umwelt-Gesellschaft) in Höhe von 70 Prozent in Frage kommen. „Wir stellen dafür gerade die Unterlagen zusammen. Dabei geht es viele Kriterien, wie beispielsweise die CO2-Einsparung”, sagte Bürgermeister Andreas Friedrich. „Ich bin zumindest optimistisch, dass wir mit dem Gesamtprojekt zum Zug kommen. Seines Wissens nach sei das Projekt einzigartig in Deutschland. „Damit könnten wir beweisen, dass man einen Teil des Energiebedarfs eines Bades durchaus regenerativ erzeugen kann.”
Gemeinderat stimmt
Förderantrag zu
Letztendlich stimmte der Gemeinderat mit nur zwei Gegenstimmen dafür, sich um die Förderung zu bewerben, sich mit den zuständigen Behörden abzustimmen und weitere notwendige Schritte für die Planungen in Auftrag zu geben.