Seebruck spricht Lateinisch

von Redaktion

Schilder in der Gemeinde weisen zweisprachig den Weg

Seeon-Seebruck – In Seebruck, dem römischen Bedaium, unternehmen Einheimische und auswärtige Gäste regelmäßig spannende Zeitreisen in die antike Vergangenheit, um in das Alltagsleben der hier vor 2000 Jahren wohnhaften Kelten und Römer einzutauchen und sich lokalgeschichtlich besser auszukennen. Besser zurechtfinden würden sich im Seebrucker Ortsgebiet seit diesem Sommer auch die Römer, wenn sie ihrerseits eine Zeitreise in die Gegenwart antreten würden. Denn nach irischem beziehungsweise Südtiroler Vorbild gibt es dort nun eine zweisprachige Beschilderung – aber natürlich nicht in gälischer und englischer Sprache oder auf Deutsch und Italienisch, sondern mit deutschen Bezeichnungen und ihren entsprechenden lateinischen Übersetzungen.

Bereits rund 30
Tafeln aufgestellt

Zuletzt wurden im östlich der Alz gelegenen Ortsteil Graben gegenüber der Einmündung der Haushoferstraße in die Traunsteiner Straße, unweit der Alzbrücke, die Schilder Tourist-Info (Nuntiatio Periegetica), Römermuseum (Museum Romanorum) und Parkplatz (Area Vehiculorum) aufgestellt. Damit sind es nun bereits rund 30 Schilder mit weißen Buchstaben auf rotem Hintergrund, die einem schon von Weitem auffallen und gut zu lesen sind. Zweisprachig ausgeschildert worden sind in den vergangenen Monaten in Seebruck schon diverse Örtlichkeiten, darunter auch das Rathaus (Aedes Magistri Urbis), der Arzt (Medicus), die Bank (Argentaria), der Sportplatz (Campus Athleticus), der Segelhafen (Portus Navigandi), das Strandbad (Balneum Ad Ripam) und der Kurpark (Horti Curationis).

Schilder für den Kinderspielplatz, den Tennisplatz und den Supermarkt sollen noch folgen. Für die treffenden lateinischen Übersetzungen sorgte der bairische Kabarettist und Bühnenlateiner Björn Puscha, der vielen aus der BR-Sendung Vereinsheim Schwabing bekannt ist. „Er hat mir verraten, dass ihm diese Aufgabe sehr viel Spaß bereitet hat“, erzählte die Leiterin der Tourist-Information, Christiane Lindlacher beim Dorfrundgang mit dem gemeindlichen Römermuseumsleiter Matthias Ziereis.

Besonders herausfordernd und gleichsam spannend sei es für Puscha gewesen, so Lindlacher, Übersetzungen für Örtlichkeiten oder Freizeitangebote zu finden, die es in der Römerzeit noch gar nicht gegeben habe, wie den Minigolfplatz. Diesen hat Puscha übrigens sehr kreativ mit Campus Pilamallei Minimi übersetzt. Kein zeitreisender Römer könnte wohl in Ermangelung eines lokalen Amphitheaters dieser neuzeitlichen Attraktion mit Schläger und Ball widerstehen. Zu verdanken hat die Gemeinde und insbesondere der Gemeindeteil Seebruck die neuen Schilder der TI-Chefin Lindlacher, der bei ihrem Dienstantritt im Juni 2022 gleich der wenig einladende Schilderwald am Jakob-Weyerer-Platz ins Auge gestochen ist. „Die Schilder müssen da ganz schnell weg“, dachte sich die erfahrene Touristikerin, und dann kam ihr beim Gedankensammeln die Idee mit der zweisprachigen Beschilderung, da Seebruck ihrer Meinung nach für Durchreisende unbedingt als Römerort erkennbar sein müsse.

Offene Türen eingerannt

Mit ihren Vorschlägen rannte sie im ziemlich römeraffinen Rathaus umgehend offene Türen ein und nun hofft sie, dass sich die besonderen Schilder zu einem weithin bekannten Alleinstellungsmerkmal entwickeln. Die Resonanz ist bisher sehr positiv und so besteht natürlich eine gewisse „Gefahr“, dass das Ganze in der Römerregion Chiemsee oder auch darüber hinaus Schule macht. Selbiges gilt für den aufgestellten „Römer“ in der Römerstraße, der seit diesem Sommer elektronisch die um den Chiemsee fahrenden Radfahrer zählt.

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