Traunstein – Der ehemalige SPD-Vorsitzende Traunsteins und langjährige Stadt- und Kreisrat Hermann Schätz feierte jetzt seinen 90. Geburtstag. Sicherlich erinnert sich der Jubilar an diesem Tag besonders an viele gute, aber auch bittere Zeiten seiner neun Lebensjahrzehnte.
Als Höhepunkt seiner aktiven politischen Arbeit wertet er stets die Wahl in den 9. Deutschen Bundestag. Das gute SPD-Bundestagswahlergebnis von 1980 bedeutete auch für die Stadt etwas Besonderes, wurde doch erstmals ein Traunsteiner Bürger über die Landesliste der SPD in den Bundestag gewählt: Hermann Schätz. Er war Mitglied in den Ausschüssen für Bildung und Wissenschaft sowie für das Post- und Fernmeldewesen. Der damals 46-jährige Ingenieur für Hochfrequenz- und Nachrichtentechnik im Dienst der Deutschen Bundespost ist seit 1965 Mitglied der SPD und auch noch heute an gesellschaftlichen Themen in Aussprachen und Diskussionen beteiligt, oft online mit PC und Kopfhörer. Vor allem interessieren ihn die Angelegenheiten der jungen Menschen und des Umwelt- und Klimaschutzes. Das war und ist für ihn nichts Neues, war er doch Gründungsmitglied des Bundes Naturschutz im Landkreis Traunstein sowie Ausbildungsleiter im Fernmeldedienst der Deutschen Bundespost.
Wie selbstverständlich engagierte er sich in vielen gesellschaftlichen Bereichen in unserer Region. Einige Beispiele verdeutlichen dies: Er war langjähriges Mitglied der Personalvertretung beim Fernmeldeamt Traunstein und der örtlichen Postgewerkschaft. 15 Jahre lang wirkte er als Vorsitzender des Fördervereins des Heilpädagogischen Förderzentrums Ruhpolding. Jahrzehntelang setzte sich der Jubilar in Gremien der SPD ehrenamtlich ein. So war er etwa von 1970 bis 1979 Vorsitzender des Ortsvereins Traunstein, nachdem er bereits Jahre zuvor als Vorstandsmitglied aktiv die örtliche Parteiarbeit formte. In seiner Glückwunsch-Adresse dankte SPD-Ortsvorsitzender Mergim Behrami für die stete „unaufdringliche freundschaftliche Beratung“ und betonte, dass nicht nur der Ortsverein der SPD ihm viel zu verdanken habe, sondern die gesamte SPD-Familie.
Im Jahre 2005 überreichte SPD-Landesvorsitzender Ludwig Stiegler an Hermann Schätz die höchste Auszeichnung der bayerischen SPD, die Georg-von-Vollmar-Medaille und bezeichnete den damals 70-Jährigen als ein Vorbild für gesellschaftliches und politisches Engagement.
Die Ehrungsrede hielt seine Nachfolgerin im Amt des Fraktionsvorsitzes im Kreistag und Traunsteins Dritte Bürgermeisterin Waltraud Wiesholler-Niederlöhner. Sie erinnerte an sein Motto, dass Politik ohne Menschlichkeit in Wahrheit keine Politik für Menschen sein könne. Für ihn sei Politik nie der Weg des geringsten Widerstandes gewesen, aber der Weg des Kompromisses.
Hermann Schätz wurde von den Bürgern erstmals 1972 in den Stadtrat gewählt und gehörte dem Gremium bis 2004 an. Anlässlich der Auszeichnung mit der Ehrenmedaille der Stadt charakterisierte Oberbürgermeister Fritz Stahl seinen Fraktionskollegen mit den Worten „Streitbar war er schon, da werden mir viele beipflichten, aber auch bestätigen, dass seine Art zu debattieren stets das Ernstnehmen anderer Ansichten ein- und den Kompromiss nie ausschloss.“
Seit seinem Eintritt in den beruflichen und später in den ehrenamtlichen Ruhestand fand Schätz mehr Zeit für seine Hobbys, das Amateur-Funken und Bergwandern. Inzwischen wählt er allerdings nicht mehr die so hoch hinaufführenden Strecken (wie seinerzeit auf den Kilimandscharo), sondern die nicht so arg steilen, aber weniger begangenen. Gestern erkundete er allerdings die Hauptstadt zu Fuß. Zusammen mit seiner Frau besuchte er die Tochter und den Enkelsohn in Berlin. Fritz Stahl