Grassau – Ein schrecklicher Vorfall hat sich in dem beschaulichen Grassauer Ortsteil Mietenkam ereignet. Am vergangenen Montagabend hatte ein Mann einen Polizeinotruf abgesetzt und mitgeteilt, seine Mutter als Geisel genommen zu haben. Wie es in einer Mitteilung des Polizeipräsidiums Oberbayern Süd heißt, handelte es sich bei dem Anrufer um einen 35-Jährigen, der bereits wegen Gewaltdelikten der Polizei bekannt war.
Kurz darauf hatten mehrere Streifenwagen das Haus umstellt. Als Beamte klingelten, öffnete der Mann die Haustür und griff die Einsatzkräfte sofort mit einem Messer an. Aus diesem Grund musste die Polizei zur Schusswaffe greifen. Der 35-Jährige wurde nach Angaben der Polizei in den Oberkörper getroffen und starb trotz sofortiger Hilfsversuche noch vor Ort. Die Mutter des 35-Jährigen, wie auch die eingesetzten Beamten blieben unverletzt.
Wie gehen die Bürger in Mietenkam mit diesem Vorfall um? So richtig äußern will sich am Dienstagvormittag niemand der befragten Passanten gegenüber dem OVB-Redakteur vor Ort. Man habe zwar schon von dem Vorfall gehört, aber noch nicht viel. Im Markt Grassau selbst: ähnliche Reaktionen. Zwei Bürger, die von dem Vorfall gehört haben, sagen, es sei „sehr schockierend“ und „beunruhigend“, dass sich so etwas in dem kleinen Ort ereignet hat.
Auch für Grassaus Bürgermeister Stefan Kattari war es zunächst ein Schock, als er mitbekam, was sich in der Gemeinde zugetragen hat. Aufgrund von Terminen habe er noch nicht viele Reaktionen aus der Bevölkerung wahrgenommen, doch die Menschen, mit denen er schon Kontakt hatte, würden sich ebenso fassungslos zeigen. Auch mit der Polizei habe sich Kattari bereits in Verbindung gesetzt.
Bürgermeister denkt an Familie und Polizei
„Es ist eine sehr große Tragik“, sagt der Bürgermeister dem OVB. Zum einen bedaure er die betroffene Familie, aber auch die Einsatzkraft der Polizei, welche den Schuss abgegeben hat. „Das sind auch alles Menschen bei der Polizei, in die ich großes Vertrauen habe. Aber so etwas geht an dem Polizisten oder der Polizistin auch nicht einfach spurlos vorbei“, fügt Kattari hinzu. Alle Beteiligten werden sowohl von einem Kriseninterventionsteam (KIT), wie auch von polizeieigenen Betreuern intensiv betreut, heißt es weiter in der Mitteilung des Polizeipräsidiums Oberbayern Süd. Zunächst war unklar, ob eine Einsatzkraft oder mehrere Beamte auf den Angreifer geschossen hatten. „Dazu sind nun umfangreiche Ermittlungen nötig“, erklärt Stefan Sonntag, Sprecher des Polizeipräsidiums Oberbayern Süd.
Derweil ist bestätigt (siehe zweiten Bericht unten): Ein Polizist hat geschossen – genau ein Mal. Zuständig für die Aufklärung sind Ermittler des Bayerischen Landeskriminalamtes (BLKA) und der Staatsanwaltschaft. Sie prüfen auch, ob es sich um „eine echte Geiselnahme“ gehandelt habe oder ob möglicherweise etwas anderes dahinter steckt.
Was bereits feststeht: Die schrecklichen Ereignisse haben sich im beziehungsweise am Haus der Mutter abgespielt. Ob der 35-Jährige dort wohnte oder zumindest gemeldet war, darüber liegen der Redaktion noch keine Informationen vor. Auch warum der 35-Jährige selbst den Polizeinotruf gewählt und dort die Geiselnahme gemeldet habe, sei Gegenstand der Ermittlungen.