Prien – Ferienwohnungen sind gar nicht so sehr das Problem, wie man vermuten könnte, sagt Priens Bürgermeister Andreas Friedrich. In seinen knapp fünf Jahren im Amt sei deren Gesamtzahl nur um eine gestiegen – „weil andere Wohnungen wieder ganz normal genutzt werden“.
Von den insgesamt knapp 1800 Gästebetten in der Marktgemeinde sind laut Florian Tatzel, Leiter des Priener Tourismusbüros, rund 720 in etwa 170 Ferienwohnungen. Überschaubare Zahlen für eine 11000-Einwohner-Gemeinde in einer Urlaubsregion.
Attraktive
Chiemsee-Lage
Was führt dann dazu, dass in Prien Kaltmieten nahezu immer bei mindestens 14 Euro, oft bei 16 Euro pro Quadratmeter liegen und bei Spitzenimmobilien auch mal an die 30 Euro gehen? Kurz gesagt: der Chiemsee und der Bahnhof.
Da sind einerseits diejenigen, die in München arbeiten, die horrenden Mieten dort (oft über 30 Euro) aber nicht bezahlen wollen oder können. Prien ist bestens angebunden, allein zwischen 6.06 Uhr und 7.06 Uhr fahren fünf Züge nach München. Zurück geht es zwischen 16.36 und 20.17 Uhr gar neunmal. Rund eine Stunde Fahrzeit und 58 Euro pro Monat für das Deutschlandticket – das macht den Umzug attraktiv. Zumal in Prien auch alle Schultypen mit Ausnahme der berufsbildenden Schulen vorhanden sind. Inklusive Waldorfschule.
Und dann sind da die Ruheständler, „die ihr Einfamilienhaus in XYZ verkaufen und sich hier eine Wohnung suchen, weil sie in einer schönen Region leben wollen“, berichtet der Bürgermeister, der diese Überlegung gut nachvollziehen kann. Andererseits sieht er, dass diese Klientel etliche Wohnungen vom Markt nimmt. Und das Durchschnittsalter der Bevölkerung nicht gerade senkt.
Ende vom Lied: Für Mitarbeiter in den diversen Kliniken, in Gastronomiebetrieben, im Einzelhandel oder auch bei der Marktgemeinde ist es schwer, eine bezahlbare Wohnung zu finden. Tatzel kennt das Problem vor allem von Mitarbeitern des Prienavera, die einen eher seltenen Beruf haben und deswegen mit dem Job meist auch den Ort wechseln. „Die suchen oft lange nach einer auch preislich passenden Wohnung“, sagt er.
Ähnlich ist die Lage an der Romed-Klinik. Zwar bietet der Klinikverbund an allen Standorten günstige Unterkünfte für Beschäftigte an. In Prien handelt es sich dabei um 37 Ein-ZimmerAppartements, die jeweils mit Kochnische und Bad ausgestattet sind. Das ist selbst für die alleinstehenden Mitarbeiter nicht ausreichend und schon für Paare eigentlich zu klein.
Kaum günstige
Unterkünfte
Zudem ist ein Portal – ähnlich wie ein „Schwarzes Brett“ – etabliert, das Vermieter und Wohnungssuchende zusammenbringt. Laut einer Sprecherin der Klinik wohnen 20 Prozent der Mitarbeiter direkt in Prien und etwa 20 Prozent leben in der näheren – ebenfalls teuren – Umgebung. Der Großteil nimmt eine längere Anfahrt in Kauf.