Wössner Seeräuberspiel kehrt zurück

von Redaktion

Zur historischen Veranstaltung am 1. März werden rund 10000 Besucher erwartet

Unterwössen – Das beschauliche Dorf Unterwössen im Chiemgau wird sich am Faschingssamstag, 1. März, in eine Bühne der Extraklasse verwandeln: Das Wössner Seeräuberspiel kehrt zurück! Das Spektakel ist weit über die Region hinaus bekannt. Alle fünf Jahre zieht es Tausende Besucher an. Rund 10000 Menschen erleben es voraussichtlich heuer im rund 3500-Einwohner-Ort. Sie alle werden Teil eines einzigartigen Ereignisses bayerischer Tradition.

Wurzeln reichen
Jahrhunderte zurück

Das Seeräuberspiel wuchs aus Wurzeln, die bis ins zehnte Jahrhundert zu den Ungarneinfällen reichen. Die tapferen Bewohner des Achentals verteidigten ihr Land erfolgreich. Einer Legende zufolge erbeuteten die Wössner ein Schiff. Um den Sieg in Erinnerung zu halten und zu feiern, erhielten sie – so die Überlieferung – das „fürstlich verbriefte Recht“, alle zehn Jahre ein Faschingsspiel aufzuführen.

Aufführungen des Seeräuberspiels sind seit 1849 belegt. Eine Überlieferung erzählt, dass die Unterwössner das Spiel auch 1783 zur Einweihung der Pfarrkirche St. Martin aufführten. Heute hält der Verein „Traditionelles Wössner Seeräuberspiel e.V.“ mit Michael Frank und Stephanie Dewitz an der Spitze die Tradition lebendig. Nach der letzten Aufführung im Jahr 2020 ruhte das Vereinsleben – wie immer nach den Aufführungen. Doch vor drei Jahren begannen die Vorbereitungen für das diesjährige Spiel, das einen ungeheuren organisatorischen Aufwand verlangt. Dieses Jahr steht eine Neuerung an: Martin Stocker, ehemaliger Hauptmann der Seeräuber, übernimmt als Impresario das Ruder. Der verdiente, langjährige Vorgänger Hans Michael Heser verstarb.

Los geht’s: Ab Mittag versammeln sich Zuschauer aus der  Region im Dorfzentrum. Vereine und Gastronomen sorgen entlang der Hauptstraße mit ihren Ständen für das leibliche Wohl und versorgen die Besucher.

Die Mitwirkenden formieren sich im Bereich des Alten Bades zum Festzug. Um 14.14 Uhr eröffnet das Schnalzen der Aperschnalzer das Seeräuberspiel. Kurz darauf setzt sich der Festzug in Bewegung. Er führt zur Kirche und zurück zum „Alten Bad“. In den zahlreichen Gruppen und ihren historischen Gewändern lebt die Geschichte des Achentals auf. Die Musikkapellen Wössen und Schleching führen die Züge an.

Im ersten Zug begleiten Fahnenschwinger und Ritter den Chiemgaugrafen, den Gaugrafen Sizo, den Sighartinger von der Baumburg. Es folgt die stolze Gruppe der siegreichen Seeräuber mit den niedergeschlagenen, gefangenen Chinesen. Landsknechte zur Bewachung und das Rettenburger Burgvolk aus Oberwössen schließen diesen Zug ab.

Im zweiten Zug folgen dem Impresario ein buntes Volk aus Marketenderinnen, Wössner Bauern mit dem wilden Mann, die Hujerer – eine Gruppe, die aus dem Hujerer- oder Martinitreiben hervorging – sowie Perchten, Zigeuner und Theaterer.

Ein besonderes Highlight bildet das Seeräuberschiff mit der Seeräuberbraut und den tapferen Siegern. Farbenfrohe Uniformen, Rosshaar auf Spitzhüten und die auffällig gekleideten „Chinesen“ mit ihrem Mandarin in prächtigem Mantel ziehen die Blicke auf sich.

Zurück am Musikpavillon stellen sich gegen 15.15 Uhr die Gruppen des Festzuges auf der dortigen Bühne vor.  Sie führen in beeindruckender Choreografie ihre Tänze auf. Der Bogentanz der Seeräuber, der Chinesentanz, der „Zigeunertanz“ und der Schwertertanz mit den Reifenschwingern sind einige der Höhepunkte. Feuerspeier und Kasperl sorgen für zusätzliche Unterhaltung. Besonders beeindruckend ist der Schlusspunkt des Schwertertanzes: Die Seeräuber heben den Reifenschwinger auf ein Schwertpodest in die Höhe.

Im Anschluss verwandelt sich das „Alte Bad“ in einen Veranstaltungsbereich mit Barbetrieb und Live-Musik. Die Musikkapellen aus Wössen und Schleching begeistern im ersten Teil des Abends. Die Band „HostMi“ sorgt ab 21 Uhr für Stimmung. Das Fest endet offiziell gegen 1 Uhr nachts – das Ende eines langen, ereignisreichen Tages.

Zum Festzug verkaufen Helfer am Straßenrand die neuen Festzeichen. Der Eintritt in die Achentalhalle kostet 5 Euro.

Der Informationsabend für die Vertreter aller Mitwirkenden und Gruppen am Mittwochabend belegte noch einmal die so umfangreiche wie großartige Organisation. Die Erfahrungen der vergangenen Jahre haben viel dazu beigetragen.

Eine Reise in die
Vergangenheit

Der Vorsitzende des Seeräubervereins und seine Stellvertreterin Stephanie Dewitz stellten die Details im Wössner Gemeindesaal vor. Dabei zeigte sich: Das Wössner Seeräuberspiel ist mehr als nur eine Veranstaltung. Es ist eine Reise in die Vergangenheit, ein Fest der Gemeinschaft und ein Ausdruck gelebter Tradition. Die Mischung aus historischem Schauspiel, beeindruckenden Darbietungen und kulinarischem Genuss macht diesen Tag zu einem unvergesslichen Erlebnis für die ganze Familie.

So sah das auch Bürgermeister Ludwig Entfellner in seiner Wortmeldung. Er sieht die Veranstaltung als großartigen Moment, das Miteinander im Dorf zu stärken und einfach eine Gaudi zu haben.

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