Flugmanöver können gefährlich werden

von Redaktion

Paragleiter aus Landkreis Traunstein bei Absturz schwer verletzt – Ursache noch unklar

Kössen – „Die haut es leider immer wieder runter“: Die Polizeidienststelle Kössen hat es vermehrt mit Unfällen von Gleitschirmfliegern zu tun. Zuletzt ereignete sich am vergangenen Dienstag am Unterberg ein schwerer Unfall eines Paragleiters (wir berichteten).

Der 33-Jährige aus dem Landkreis Traunstein ist laut der Polizei Kössen ein erfahrener Pilot. Aus bisher ungeklärter Ursache stürzte der Mann in einer schnellen Eigenrotation aus circa 80 Metern Höhe zu Boden. Ein geworfener Rettungsschirm habe sich, so Beobachter des Unfalls, in etwa 50 Metern Höhe nicht vollständig geöffnet.

Pilot flog
Kunstfiguren

Fast ungebremst landete der Paragleiter auf einer schneebedeckten Wiese und verletzte sich dabei schwer. Zum aktuellen Gesundheitszustand konnte die Polizei Kössen zwei Tage nach dem Unfall keine aktuellen Angaben machen. Die Ursache des Absturzes ist nach wie vor ungeklärt. Allerdings habe der Pilot vor dem Absturz Kunstfiguren geflogen, so die Polizei.

„Potenziell ist das Risiko bei solchen Figuren größer als beim normalen Gleitschirmfliegen, also dem klassischen Thermikfliegen. Es besteht immer die Gefahr, dass anspruchsvolle Acro-Manöver außer Kontrolle geraten“, sagt Karl Slezak. Er ist Referent für Sicherheit beim Deutschen Hängegleitverband (DHBV). Das sogenannte Acrofliegen, erklärt er, werde aufgrund des erhöhten Risikos oft über Gewässern trainiert. „Wenn etwas schiefläuft, geht es ins weichere Wasser und nicht auf den harten Boden.“ Daher sagt auch die von Slezak für den DHV geführte Statistik: keine signifikant höheren Unfallzahlen beim Acrofliegen. Gefährlich werde es, wenn mit zu wenig Sicherheitshöhe über Land trainiert würde.

Inwieweit das bei dem Piloten aus dem Landkreis Traunstein eine Rolle gespielt haben könnte, ist unklar. Die Polizei Kössen erklärt, dass nicht weiter ermittelt werde. Sie teilen Gleitschirmunfälle in zwei Kategorien auf: „Pilotenfehler oder technisches Gebrechen.“ Meist sei ein Pilotenfehler die Ursache. Der Sprecher der Polizei Kössen erklärt: „Ist keine weitere Person involviert, wird nicht weiter ermittelt.“ Laut Polizei hat auch der abgestürzte Pilot aus dem Landkreis Traunstein noch versucht, den Sturz mit dem Auswerfen des Rettungsschirms in einer Höhe von ungefähr 50 Metern zu verhindern. Dieser habe sich aber nicht vollständig geöffnet: „Meist passiert das, wenn die Auslösung des Rettungsschirmes in zu geringer Höhe erfolgt. Gemäß Prüfvorschriften müssen Rettungsgeräte innerhalb einer Strecke von 30 bis 60 Meter öffnen“, ordnet Slezak ein. Einmal offen, ermögliche der Rettungsschirm eine sichere Landung.

Gleitschirmfliegen
liegt im Trend

Trotz der intensiven Ausbildung von Gleitschirmpiloten – laut Statistik steigt die Zahl der Unfälle in den letzten Jahren kontinuierlich an. Woran liegt das? Dazu müsse man sich die Zahlen genauer ansehen, sagt Slezak. Die Zahl der Gleitschirmflieger sei in den letzten 20 Jahren von etwa 20000 auf rund 37000 angestiegen. Somit seien die absoluten Unfallzahlen gestiegen, nicht aber die relativen – also Unfall pro Pilot.

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