Traunstein – „Ich habe davon auch aus der Zeitung erfahren“, erzählt Clemens Gruber, Schulamtsdirektor der Stadt Traunstein, zu einem unschönen Vorfall vergangenen Freitag. Auf dem Heimweg nach der Schule soll ein unbekannter Mann zwei Sechsjährige angesprochen und laut Meldung der Polizei Traunstein um Geld gebettelt haben. „Als die beiden Kinder nicht reagierten, öffnete dieser die Schultaschen der Kinder und durchwühlte diese“, so die Polizeimeldung. Mit einem kleinen Münzgeldbetrag entfernte sich der Unbekannte in Richtung Bahnhof Traunstein.
„Die Kinder erzählten das daheim ihren Eltern, welche wiederum die Polizei verständigten“, teilt Polizeihauptkommissar Andreas Appel auf OVB-Anfrage mit. Er versichert, dass es zu keiner körperlichen Auseinandersetzung gekommen sei und auch keine Verletzungen vorliegen würden. Rund um die Schule führe die Polizeiinspektion Traunstein grundsätzlich ganzjährig Kontrollen durch, „diese beziehen sich in erster Linie auf die Verkehrssicherheit“, so Appel. Ob und wie die Polizei mit dem jetzigen Vorfall umgeht, wollte er aus polizeitaktischen Gründen nicht nennen.
Kontakt mit Eltern aufgenommen
„Ich habe mit dem Schulleiter Alexander Fietz telefoniert. Er ist in Kontakt mit den Kindern und Eltern“, so Schulamtsdirektor Gruber im Gespräch mit dem OVB. Die Lehrkraft der Kinder hatte durch Zufall mit der Klasse erst kürzlich den „Umgang mit fremden Erwachsenen“ besprochen, so Gruber.
„Das ist natürlich ein Übergriff, ganz gleich wen es trifft, der gar nicht geht. Es ist eine Grenzüberschreitung den Kindern gegenüber, der mich auch entsetzt“, sagt Schulleiter Fietz im Telefonat mit dem OVB. Er denkt, dass seine Schule mit Präventionsprogrammen viel dagegen tut, damit sich die Kinder in ungewohnten Situationen zu helfen wissen. Im Konzept „Mein Kindskopf“ für die zweite Jahrgangstufe ging es erst kürzlich darum, wie Kinder in Gefahrensituationen mit Fremden umgehen. Die Klassenlehrerin der beiden Kinder habe jetzt die Gespräche zu den Kindern eröffnet. „Da muss man auch sensibel sein. Da kommt man nicht am Montagmorgen rein und sagt: ‚Erzählt doch mal!‘ Sondern die Lehrkräfte müssen schauen, was für die Kinder richtig ist. Also dass nicht neue Ängste geweckt werden, sondern dass die Kinder auch einfach erzählen können, wenn sie das wollen“, berichtet Fietz über die Aufarbeitung des Vorfalls.
Kindern Stärke vermitteln
Fietz weiter: „Wir wollen den Kindern vermitteln, dass sie immer etwas unternehmen können: Sehr klar ‚Nein‘ sagen, laut schreien, die Aufmerksamkeit der Passanten erwecken und diese auch klar ansprechen und um Hilfe bitten.“ Gerade Passanten können dann nicht den Kopf wegstecken.
Die Tat soll sich vergangenen Freitag, 21. Februar, zwischen 12.15 und 12.45 Uhr in der Ludwigstraße in Traunstein, unweit der Grundschule, ereignet haben. Vergleichbare Vorfälle sind der Polizei in der jüngeren Vergangenheit nicht bekannt. Die Polizei Traunstein bittet unter Telefon 0861/98730 um Hinweise zu Tat oder Täter und beschreibt diesen wie folgt: dunkelhäutig, schlank, etwa 30 Jahre alt, circa 1,75 Meter groß, schwarzer kurzer Bart, Baseballcap nach hinten gedreht, schwarze Kleidung und grüner Rucksack. Er sprach gebrochen deutsch und zum Teil englisch.
Patrick Nägele