Vachendorf – Noch sind die sechs zu einer Fläche zusammengelegten blauen Bodenmatten von den jüngeren Mädchen belegt. Um sie nicht zu stören, wärmen sich die 14 „Sassy Cats“ im kleinen und engen Geräteraum der Vachendorfer Sporthalle auf. Anleitungen der Trainerinnen braucht es keine. Die Cheerleading-Abteilung des SC Vachendorf beheimatet zwölf Gruppen. Von den ganz kleinen „Tiny Cubs“, einer Kindergartengruppe bis zu den Senior-Gruppen „Dashing Panthers“ und „Panthers Xclusive“, von vier Jahren bis Ü50. Wobei das „Senior“ hier im englischen Sinn für die Leistungssportgruppe steht. Bei 180 Mitgliedern wird die Hallenkapazität teilweise eng – und möglichst effektiv genutzt.
Große Nachfrage
führt zu Wartelisten
Tamara Nedler und Michaela Einöder trainieren seit sieben Jahren eine Gruppe bei den V-Town Panthers, wie sich die Abteilung nennt. Aktuell sind sie „Coaches“ der „Sassy Cats“. Die Mädchen und jungen Frauen sind zwischen 13 und 17 Jahre alt. Viele der Cheerleaderinnen haben sie durch verschiedene Gruppen begleitet, „wir versuchen immer, die Mädels mit in die nächste Gruppe zu nehmen. Das klappt mit Alter und Regeln nicht immer, aber ist natürlich hilfreich, weil wir uns gut kennen“, erklärt Nedler.
Das Einzugsgebiet der Gruppe erstreckt sich dabei über den ganzen Chiemgau: Von Teisendorf, Ruhpolding und Bernau kommen die Sportlerinnen. In manchen Gruppen werden sogar Wartelisten geführt, so groß ist die Nachfrage. „Es spricht sich rum und der Sport wird nicht mehr so veraltet wie vor einigen Jahren angesehen“, so Einöders Erklärungsansätze. Nedler ergänzt: „Die Mädels stehen nicht nur mit Pompons an der Seite, sondern die Leute checken, dass es viel mehr ist: Tanz, Sprünge, Akrobatik und Stunts.“ Zudem helfen Social Media und Videos, dazu spreche es sich unter den Jugendlichen herum.
Die beiden Trainerinnen sind selbst aktive Cheerleaderinnen, Nedler begann 2015 in Vachendorf mit damals 13 Jahren, Einöder sogar schon 2006 mit gerade mal fünf Jahren. In den knapp 20 Jahren habe sich der Sport extrem verändert: „Damals war es ganz anders.“ Als Beispiele nennt sie Schwierigkeiten, aber auch Auftreten wie Schminke und Uniform, also die Trikots im Cheerleading. Auch die Unterstützung im Team und bei Meisterschaften mit anderen Vereinen habe deutlich zugenommen.
Was den beiden Coaches am Cheerleading so gefällt? „Für mich ist es der Teamgeist“, sagt die 23-jährige Nedler. Im Vergleich zu anderen Sportarten, wo regelmäßig Wettkämpfe und Spiele anstehen, gebe es beim Cheerleading nur einen Höhepunkt, eine Meisterschaft im Jahr.
„Wir trainieren wirklich lange für die zwei Minuten und 30 Sekunden, und genau an dem Tag muss alles funktionieren“, beschreibt die Trainerin und ergänzt: „Wenn du dann in der Coaches-Zone vorne sitzt und weißt, du kannst nichts mehr machen, aber siehst, was sie da abreißen und wie gut sie sind, dann ist das so schön und nicht wirklich zu beschreiben.“
Für Einöder kommen die verschiedenen Teilaspekte dazu: Tanzen, Rhythmus, Akrobatik, Ausdauer, Beweglichkeit, Kraft und eben Teamgeist. „Außerdem ist die Eintrittsschwelle sehr niedrig. Zum Cheerleading braucht es wenig Equipment, außer extra Schuhe“, sagt Einöder. „Die Schleife ist noch wichtig“, schiebt Nedler mit einem Augenzwinkern ein. Je nach Aufgabe sind die Schuhe unterschiedlich: Fürs „Tumblen“, also den akrobatischen Teil, werden leichte und biegsame Schuhe mit kaum Sohle benötigt. Die Flyerschuhe für die, die durch die Luft gewirbelt werden, sind außen mit Gummi verstärkt. Der dritte Teilbereich im Cheerleading, die sogenannte „Base“ ist in den Pyramiden unten für die Stabilität zuständig. Entsprechend stabiler und etwas höher sind die Schuhe dafür.
Eine Abwechslung zum Trainingsalltag und die Vorbereitung auf Meisterschaften sind Auftritte bei Festen, Firmen oder anderen Veranstaltungen. Auch eine Möglichkeit, Geld für die Vereinskasse zu sammeln, denn die Startgebühren bei Meisterschaften und die Anreise sind Kostenfaktoren. „Bei den Auftritten haben wir schon auch einen Tanz dabei, auch klassisch mit Puschel, das ist teilweise so gewollt“, sagt die 24-jährige Einöder und ergänzt: „Das ist dann typisch Klischee, aber die Puschel legen wir dann auch weg und zeigen, was wir wirklich machen – Turnen und Stunts.“
Aktuell wollen die Sassy Cats ein Level aufsteigen. Im Regelwerk des Cheersports sind für jedes Level (0-7) verschiedene Schwierigkeiten festgelegt. Bei den nächsten Meisterschaften wollen sie im Level 2 antreten. Dafür werden fleißig Flickflacks, einbeinige Stunts, aber auch weitere Grundlagen trainiert. „Seit wir für das neue Level trainieren, müssen wir die Mädels eigentlich kaum noch motivieren. Die sind hypermotiviert und freuen sich mega, dass sie was Neues lernen dürfen“, freut sich Nedler über den Antrieb der Gruppe. Wer welche Rolle im Cheerleading einnimmt, entscheidet sich mit der Zeit, Körpergröße und Flexibilität ist dabei ein Faktor.