Eklat bei Politikerbesuch am Chiemsee

von Redaktion

Der „LandTruck“ des bayerischen Landtags soll für mehr Nähe zwischen Politik und Bürgern sorgen. Und während das beim Besuch in Prien am Chiemsee besonders bei den Schülern gut funktioniert hat, hat das Benehmen mancher Erwachsener zu wünschen übrig gelassen.

Prien – „Wir bringen den Landtag in die Regionen und treten direkt mit den Menschen vor Ort in Austausch.“ Mit diesen Worten beschreibt Landtagspräsidentin Ilse Aigner das Ziel hinter dem „LandTruck“. Der „Truck“, ein silberner Anhänger, der zur Bühne umfunktioniert wurde, tourt durch ganz Bayern und soll dafür sorgen, dass die Menschen mit den Landtagspolitikern ins Gespräch kommen. So auch gestern in Prien direkt an der Schiffsanlegestelle am Chiemsee – wo es am Ende noch zu einem kleinen Eklat kam.

Doch von vorne. Den Auftakt durften am Vormittag direkt die Schüler des Ludwig-Thoma-Gymnasiums Prien machen. In einer Diskussionsrunde und auch in kleinen Einzelgesprächen durften sie ihre Fragen stellen. Rede und Antwort standen neben Ilse Aigner auch die regionalen Landtagsabgeordneten Daniel Artmann (CSU), Josef Lausch (Freie Wähler), Sanne Kurz (Grüne) und Andreas Winhart (AfD). Aber auch Passanten und andere Interessierte konnten später am Nachmittag mit den Politikern ins Gespräch kommen und ihre Herzensangelegenheiten, Sorgen und Nöte loswerden.

„Am differenziertesten und auch am besten vorbereitet waren die Schüler“, sagte Artmann am Ende der Veranstaltung. Diese hätten auch die Meinungen anderer anerkannt. „Es gab keine Zwischenrufe, sie haben sehr gute Nachfragen gestellt, und man konnte auch im Nachgang noch sehr gut diskutieren“, erklärte der Rosenheimer CSU-Abgeordnete.

Viel diskutiert wurde auch mit Andreas Winhart, dem Landtagsabgeordneten der AfD. „Manche wollen halt mal den von der AfD ein bisschen provozieren, das merkt man dann schon“, erklärte er im Nachgang. An diesem Tag sei aber beispielsweise auch eine größere Mädchengruppe dabei gewesen, die mit ihm intensiv über das Thema Schwangerschaftsabbruch diskutiert habe. „Da waren die Fragen komplett sachlich.“

Überhaupt nicht mehr sachlich ging es dann am Ende der Veranstaltung zu. Nachdem die Podiumsdiskussion der Abgeordneten beendet war, gerieten mehrere Zuhörer aneinander. Was zunächst nur eine verbale Auseinandersetzung war, schaukelte sich schnell hoch und wurde sogar körperlich, als die beiden Kontrahenten anfingen, sich zu schubsen. Glücklicherweise konnte die angespannte Lage durch das Eingreifen der anderen Anwesenden schnell wieder beschwichtigt werden. Die hinzugerufenen, etwas später eingetroffenen Polizeibeamten konnten unverrichteter Dinge wieder abziehen.

Aber der Streit hat einen Eindruck hinterlassen. „Diese emotionalen Auseinandersetzungen machen leider wieder die Radikalisierung und die Spaltung unserer Gesellschaft deutlich“, sagte Artmann im Anschluss. Sanne Kurz von den Grünen zeigte sich erschrocken über den Vorfall. „Ich habe selber vier Kinder. Für mich war das gerade ganz schlimm, dass hier an so einem öffentlichen Ort, bei so einer schönen, positiven Veranstaltung, wo sogar ganz kleine Kinder nebenan stehen, die das miterleben müssen“, sagte sie. Ein kleiner Junge sei während des Streits sogar weinend weggelaufen.

„Ich glaube, wir Erwachsene müssen uns dringend zusammenreißen, insbesondere an den extremen Rändern. Wir müssen mal wieder zurückkommen zu einer Sacharbeit. Dass wir aufhören, uns zu beschimpfen, uns anzuschreien und dass wir schauen, wie wir Probleme gemeinsam lösen“, fordert sie.

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