Reit im Winkl – Streift ein Bär durch den Chiemgau? Schon am Samstag, 16. August, wurde der Fachstelle Große Beutegreifer am Bayerischen Landesamt für Umwelt (LfU) eine „etwaige Sichtung eines Bären“ gemeldet, wie ein Sprecher des LfU dem OVB mitteilt. Dabei soll die mögliche Sichtung in Reit im Winkl auf der Winklmoosalm um den Sondersberg gewesen sein. Der Sprecher fügt an: „Die Sichtung kann nicht durch Bilder oder Videos belegt werden.“ Bei einer Nachsuche im Gebiet konnten keine eindeutigen Hinweise auf die Anwesenheit eines Bären gefunden werden. In der Nähe des vermeintlichen Sichtungsortes wurden an einem Baum Tierhaare gefunden. Diese sind aktuell zur genetischen Untersuchung im Senckenberg-Institut für Wildtiergenetik im südhessischen Gelnhausen, nahe der Grenze zu Bayern, geschickt worden. „Mit Ergebnissen ist im Laufe der kommenden Woche zu rechnen“, gibt der LfU-Sprecher eine zeitliche Prognose ab.
Reit im Winkls Bürgermeister Matthias Schlechter zeigt sich im OVB-Gespräch unbeeindruckt: „Die Tiere machen dermaßen große Strecken, 30 bis 40 Kilometer am Tag, da könnte der Bär mittlerweile in Südtirol oder wo auch immer sein.“ Die Wahrscheinlichkeit sei sehr klein, dass es Gefahren oder gar Risse von Tieren in der Region durch einen Bären gebe. „Ich sehe auch keine akute Gefahr für uns oder unsere Gäste“, so der Rathauschef.
Kontakt mit dem Landesamt gebe es keinen, „wenn es sich um einen Bären gehandelt hat, dann gehe ich davon aus, dass das LfU sich meldet.“ Er habe mit vielen Leuten gesprochen; die Tiere seien da, auch Wölfe seien da, das wisse man, aber es gäbe keine ihm bekannten Schäden. „Und ich würde es erfahren. Deshalb appelliere ich an die Verantwortung von allen Beteiligten, Politik, Medien und Bevölkerung: Wir haben eine mögliche Sichtung und nicht mehr“, so Schlechter.
In der Region gebe es so viele Waldflächen, Sichtungen seien wie ein Lotteriespiel, „jetzt warten wir erstmal ab, um welches Tier es sich handelt“, beruhigt er. Schlechter geht stark davon aus, dass es sich um keine standorttreue Sichtung handelt. „Wenn sich alle verantwortungsvoll in der Natur aufhalten, dann ist schon viel gewonnen.“
Berichte über mögliche Sichtungen gibt es in Bayern immer wieder. Die letzte bestätigte Sichtung im Mai 2023, der Bär wurde später im Salzburger Land von einem Zug erfasst und starb dabei. Der wahrscheinlichste Ausgangspunkt dieser Bären dürfte in der italienischen Provinz Trentino liegen. Nach einem Wiederansiedlungsprojekt gibt es dort inzwischen rund 100 Braunbären. Patrick Nägele