Siegsdorf – Seit zehn Jahren gibt es in Siegsdorf in der Ferienzeit das integrative Zirkusprojekt „Firananda“, in dem Jugendliche eine pädagogisch betreute Woche lang mit Zirkus-, Medien- und Sozialpädagogen, Musikern und Künstlern gemeinsam bei Akrobatik, Stelzenlauf, Jonglage, Tanz und Musik eine abschließende Bühnenshow erarbeiten.
Schlummernde Talente entdecken
In verschiedenen Workshops wie Beatbox, Kostümschneidern, Maske, Theater oder Clownerie können sie sich in verschiedensten Disziplinen ausprobieren und so ihre besonderen Talente entdecken. Auch heuer hatten sich 25 Mädchen und Buben zwischen sieben und 15 Jahren zusammengefunden, um mit dem internationalen Zirkusteam von „Jonglirium e.V.“ eine spannende Woche zu verbringen, und erstaunten bei der abschließenden Vorstellung in der Turnhalle der Grund- und Mittelschule Siegsdorf die begeisterten Zuschauer mit einer fulminanten Abschlussvorstellung.
Ob beim Tanzen und Singen, mit Pyramiden aus Geheimagenten, bei der Luftring-Bäckerei, mit wagemutigen Sprüngen übers Trampolin oder bei Stelzentanz und Clownerie – den Akteuren und ihren Betreuern war die Freude am gemeinsam erarbeiteten Erfolg deutlich anzusehen.
Karin Neumann, die Jugendbeauftragte der Gemeinde Siegsdorf, die dieses Projekt von Beginn an ehrenamtlich mit unglaublichem Enthusiasmus stemmt, bedankte sich unter dem Applaus der Besucher und Akteure beim engagierten Zirkusteam von „Jonglirium e.V.“ und den „Praktikanten“ des Jugendhilfe-Trägers Konis, die heuer erstmals bei der Betreuung mithalfen.
Ihr Lob galt aber auch der Gemeinde für die Bereitstellung des Rodelnder Hofs, der Turnhalle und des Jugendtreffs sowie dem Jugendförderverein Siegsdorf für die Unterstützung. An der „Sansibar“ des Jugendtreffs konnten sich die „Artisten“ und ihre Besucher dann bei alkoholfreien Cocktails über das Erlebte austauschen.
Vom Zirkuswagen zum festen Anker
2013 zog erstmals ein Zirkuswagen, organisiert von der Sportjugend, durch drei Dörfer im Landkreis Traunstein. 2014 sorgte das Zirkuszelt in Schützling für Aufmerksamkeit und 2015 fand das Zirkusprojekt Firananda im Rodelnder Hof in Siegsdorf seine Heimat. Mal war man mit den teilnehmenden Kindern und Jugendlichen mit Fahrrädern in benachbarten Gemeinden unterwegs, mal wanderte man auf eine Alm. Mal besuchte man das Marienheim in Eisenärzt, als hier noch Flüchtlinge untergebracht waren, oder übernachtete in der Dießelbachstube und im Rodelnder Hof, um die Gemeinschaft zu fördern.
Immer aber endete die Zirkuswoche mit dem Applaus der Besucher bei einer selbst gestalteten Bühnenshow. Ein 2015 gedrehter Film unter dem Titel „Eine neue Erfahrung“ gibt Einblicke in Entstehung und Durchführung des Projekts und ist auf der Homepage des Jugendfördervereins Siegsdorf und der Gemeinde Siegsdorf zu sehen. 2020 nahm das Filmteam damit beim Jugend-Kurzfilm-Wettbewerb im Landkreis teil und landete unter den zehn besten Filmen.
Plötzlich wurden Fördergelder halbiert
Dank der Förderung durch „Zirkus macht stark“ konnte dieses offene, integrative und kooperative Zirkusprojekt bis 2022 unentgeltlich angeboten werden. Dann wurden die Fördergelder leider halbiert und das Siegsdorfer Projekt aus der Förderung gestrichen.
Mit Unterstützung der Gemeinde Siegsdorf und den Spenden einiger heimischer Unternehmen konnte der Jugendförderverein Siegsdorf ausreichend Gelder sammeln, um auch dieses Jahr wieder kostenfrei eine pädagogisch betreute, ganztägige Zirkuswoche in den Sommerferien zu ermöglichen.