„Zeichen der Hoffnung“ in Traunstein

von Redaktion

Kardinal Reinhard Marx weiht den neuen Campus St. Michael ein – und auch US-Präsident Donald Trump ist mit dabei

Traunstein – Mit einer großen Einweihungsfeier und rund 200 Ehrengästen hat der Münchner Kardinal Reinhard Marx am Montag, 17. November, den Startschuss für eine neue Ära auf dem Campus St. Michael in Traunstein gesetzt. Der innovative Bildungsstandort mit seinem Lehmbau soll neue Maßstäbe setzen.

Das rund 44.000 Quadratmeter große Areal, das 1929 als Studienseminar für Priester und höhere Bildungsanstalt gegründet wurde, soll künftig auch für nichtkirchliche Organisationen und die Allgemeinheit geöffnet werden. Der Bildungscampus der Erzdiözese München und Freising soll zu einem Lern- und Kraftort werden, auf dem in Gemeinschaft eine zukunftsfähige Lebensweise, Nachhaltigkeit und Schöpfungsverantwortung vermittelt und praxisnah ausprobiert werden können.

Ein starkes Zeichen
in bewegten Zeiten

Dass der Zeitpunkt für die Eröffnung nicht besser gewählt sein könnte, machte Kardinal Marx deutlich und schlug den Bogen bis zu US-Präsident Donald Trump: „Wir stehen an einem Scheideweg. Was wir derzeit erleben, ist ein großer Rollback. Alle knicken ein vor dem großen Meister aus dem Oval Office und wirtschaftlich geht es in eine komplett andere Richtung als noch vor ein paar Jahren. Auch die Armut ist offenbar egal. Diese Wirtschaft tötet, wie Papst Franziskus gesagt hat. Ich mache mir ernsthaft Sorgen.“ Gerade vor diesem Hintergrund, so Marx, setze die katholische Kirche mit dem neuen Campus St. Michael ein „Zeichen der Hoffnung für neue Möglichkeiten und Ideen“. Als Ausdruck gelebter zentraler Werte wie Gemeinsamkeit und Solidarität, Schöpfungsverantwortung und Respekt vor dem Mitmenschen sei er auch ein „starkes Zeichen der Demokratie“.

Die Besonderheiten des Campus und speziell des neuen Lehmhauses (wir berichten gesondert) hatten bei einem Presserundgang vorab die Verantwortlichen deutlich gemacht. Dr. Sandra Krump, Vorsitzende des Stiftungsrats des Erzbischöflichen Studienseminars St. Michael Traunstein und Ressortleiterin Bildung der Erzdiözese, hob die „lange Tradition als Bildungsort“ hervor. Gerade angesichts der großen weltweiten Herausforderungen solle St. Michael der nachfolgenden Generation die Gedanken und Instrumente nachhaltiger Bildung und christlicher Werte im Sinne der Enzyklika „Laudato si“ an die Hand geben. Ebenso spreche der für die Allgemeinheit geöffnete Ort durch das enge Zusammenwirken von 13 kirchlichen und nichtkirchlichen Institutionen „alle Menschen und Generationen“ an und mache Gemeinschaft in der Campus-Community erfahrbar. Zu den 13 Partnerinstitutionen gehören unter anderem der Impact-Hub, der Co-Working-Spaces mit dem Fokus auf nachhaltiges Wirtschaften anbietet, die „KunstBOX“ des Kunstvereins Traunstein auf dem öffentlich zugänglichen Dachgarten, das Katholische Kreisbildungswerk (KBW), die „KinderGärtnerei“ und die Frühförderstelle, der nachhaltige Garten- und Landschaftsbau der „SoLaWi Chiemgau“, der Partner für Medienbildung Q3, das Inklusionscafé „Soterra“ und der „Carifant“-Laden für Gebrauchtspielzeug der Caritas sowie das Schulpastorale Zentrum. Konkret erfahrbar werden die Angebote der Campuspartner im 100-Tage-Eröffnungsprogramm, das noch bis Anfang Januar läuft.

„Konkret erfahrbare“
Nachhaltigkeit

Stiftungsdirektor Wolfgang Dinglreiter machte deutlich, dass die Themen Nachhaltigkeit und Schöpfungsverantwortung auf dem neuen Campusgelände „nicht nur als Idee, sondern ganz konkret erfahrbar“ seien. Dies zeige sich nicht nur in den aus Holz und Lehm errichteten Gebäuden, sondern auch im Wiederverwenden gebrauchter Gegenstände und Materialien wie Möbel und Ausstattung, im Laden für Gebrauchtspielwaren, die von Inklusionsbetrieben wieder hergerichtet werden, in der naturnahen Gestaltung des Außenbereichs sowie im Energiekonzept des Campus, das auf Biomasse und Photovoltaik setzt. Dies ermögliche auch die Weiterentwicklung des Jungeninternats zu einem ganzheitlich und an christlichen Werten orientierten „Bildungsort für jugendgemäße Persönlichkeitsentwicklung“.

Im Rahmen eines kurzweiligen Programms mit Musik, Diskussionen, einer Programmvorschau und einem Wortgottesdienst mit Weihe von Kardinal Reinhard Marx wurde die Eröffnung des neuen Lehmbaus gefeiert. Traunsteins Oberbürgermeister Dr. Christian Hümmer sah „Ansatzpunkte für neue Synergien mit der Stadt“, Landrat Andreas Danzer sah im Campus „das i-Tüpfelchen für den Bildungsstandort Traunstein“ und KBW-Geschäftsführer Tobias Trübenbach hob die mittlerweile bayernweite Ausstrahlung von Bildungsangeboten wie „Klimafreundlich Leben“ hervor.

Acht Jahre der
Planung und Realisierung

Mit der Einweihung des neuen Campus St. Michael als innovativem Bildungsort ist ein achtjähriger Planungs- und Realisierungsprozess der Erzdiözese von München und Freising zu Ende gegangen. Bereits im Herbst vergangenen Jahres ist das in Holzbauweise errichtete Seminaristengebäude eröffnet worden. Im Sommer dieses Jahres ist das zentrale Campusgebäude aus Lehm fertig geworden. Es ist zugleich das erste freitragende Lehmgebäude in Deutschland. Für beides hat die Erzdiözese zusammen mit der Bischof-Arbeo-Stiftung insgesamt 35,5 Millionen Euro investiert.

Die Gebäude wurden realisiert von der auf nachhaltiges Bauen spezialisierten Architektin Anna Heringer aus Laufen. Für die Umsetzung arbeitete sie eng mit den Büros von Martin Rauch „Lehm Ton Erde“ aus Vorarlberg, Köhler Architekten und Ingenieure aus Gauting, Architekten und Stadtplaner Romstätter aus Traunstein und Hitzler Ingenieure aus München zusammen. Bis 2027 soll als letzte Stufe die Sanierung des historischen Altbaus folgen und die Fertigstellung der Außenanlagen. Zusammen mit der bereits 2021 in Betrieb gegangenen „KinderGärtnerei“ werden insgesamt mehr als 55 Millionen Euro in die Umgestaltung von St. Michael investiert.

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