Chieming – Vielleicht war der Satz „Aus vielen Tropfen wird ein See“ in einem Interviewbeitrag der Auslöser. Vielleicht lag es aber auch an den couragierten Redebeiträgen gegen den Missstand vernachlässigter und traumatisierter Kinder mitten in unserer Gesellschaft. Die Spendengala auf Hotel Gut Ising sorgte für eine wahre Spendenflut. Rund 40.000 Euro kamen für das Therapeutische Internat Mattisburg in Mitterndorf bei Gstadt zusammen.
Eine Summe, mit der Johanna Ruoff, Gründerin und Geschäftsführerin der Stiftung „Ein Platz für Kinder“ (epfk), nicht gerechnet hatte. „Es war immer mein großer Traum, eine Charity Gala wie diese auszurichten“, sagt sie. Beim Willkommensgruß brachte sie zum Ausdruck, wie sehr es sie freue, „diesen besonderen Abend mit so vielen Menschen gemeinsam feiern zu dürfen, die unsere Stiftung seit mittlerweile 20 Jahren tatkräftig unterstützen.“ Ruoff dankte vor allem Christoph Leinberger und dem Hotel Gut Ising, die den Abend ermöglichten.
Vom Tsunami zur
Mission für Kinder
Den Anstoß für ihre Stiftung „epfk“ gab die Tsunami-Katastrophe im Jahr 2004, die über 200.000 Menschenleben abrupt beendete. Johanna Ruoff war nur wenige hundert Kilometer entfernt gewesen und wusste sofort, dass sie helfen musste. Also gründete sie daheim in Deutschland ihre Stiftung „Ein Platz für Kinder“. Anfangs wurden Kinder in Thailand, Afghanistan und später Palästina bedacht, doch auch in Deutschland gab es Bedarf. Die Arbeit begann mit einem Diagnostik- und Therapiezentrum in Hannover, gefolgt von Mattisburgen in Hamburg und Halle an der Saale. Im Jahr 2023 wurde schließlich das Therapeutische Internat Mattisburg erstmalig in eigener Trägerschaft eröffnet.
Christoph Leinberger, General-Manager des Hotels Gut Ising, betonte, dass die Stiftung „epfk“ etwas Unverzichtbares schaffe: einen Ort der Heilung und des Neubeginns für traumatisierte junge Menschen. „Wir als Gut Ising sind stolz darauf, die Stimme dieser Kinder zu sein und die rein spendenfinanzierte Stiftung zu unterstützen“, sagte er. Die Gäste genossen ein exklusives Vier-Gang-Gala-Menü sowie ein abwechslungsreiches Unterhaltungsprogramm, musikalisch von einem DJ begleitet.
Ein Programmpunkt forderte die Gäste beispielsweise dazu auf, zu raten, was sich hinter der Beschreibung „Es ist sehr schön, wenn man es hat … wenn man zusammen lacht und zusammen isst … man kann kuscheln … man ärgert sich und man verträgt sich wieder“ verbirgt. Durch den Abend führte Herbert Fritzenwenger, Moderator und ehemaliger ZDF-Sportexperte für Biathlon.
Auch Andrea Sawatzki, seit vielen Jahren Botschafterin für die „epfk“, war per Video zugeschaltet. Sie bezeichnete es als skandalös, dass noch heute Kinder allein gelassen, misshandelt und ausgenützt werden und dass drumherum Schweigen herrsche.
Klaus Stöttner, Mitglied des Landtages a.D. und Projektpate der Mattisburg, zollte Johanna Ruoff Respekt für ihren Mut, Kraft und Elan, aus dem ehemaligen Benediktus-Hof die Mattisburg hochzuziehen. Er dankte ihr und ihrem Team für ihr Engagement. Er richtete auch Grüße von Schirmherrin, Landtagspräsidentin Ilse Aigner, aus.
Christoph Maier, Chefredakteur der OVB-Heimatzeitungen, zeigte sich ebenfalls bewegt. Seit über 35 Jahren gebe es die OVB-Weihnachtsspendenaktion, die nunmehr unter dem Namen HeimatLichter firmiere. Im Jahr 1990 begann die Aktion mit einem Spendenaufruf für Erdbebenopfer in Armenien. Seit vielen Jahren widme man sich jedoch verstärkt der Unterstützung von Projekten vor Ort.
Dies umfasse unter anderem Spenden für den Irmengardhof, für das Therapiezentrum im Caritas-Kinderdorf Irschenberg, für die Hospizarbeit oder im Jahr 2022 für den Umbau der Mattisburg, wofür knapp eine Million Euro zusammenkamen. Die OVB-Leser bewiesen, wie sehr ihnen diese Schicksale zu Herzen gingen. Dies sei auch ein Beweis dafür, dass Medien Plattformen für das Gute, für Solidarität und für Mitmenschlichkeit schaffen könnten. Maier betonte Richtung Mattisburg: „Eine ganze Region steht hinter Euch.“
Dass dieser Rückhalt guttut, konnte Sonja Stöcklin, Sozialpädagogin und Kinderschutzfachkraft, nur bestätigen. Wenn Kinder Vernachlässigung, Gewalt, Angst und Unsicherheit erlebten, dann trügen sie dies häufig ihr Leben lang mit sich. „Man sieht Kindern von außen nicht an, was sie erlebt haben.“ Dabei stehe im Grundgesetz, Artikel sechs, Absatz zwei: „Pflege und Erziehung der Kinder sind das natürliche Recht der Eltern und die zuvörderst ihnen obliegende Pflicht. Über ihre Betätigung wacht die staatliche Gemeinschaft.“ Dies erfordere Zivilcourage, wenn es nötig sei, Eltern Hilfe anzubieten, statt sie zu verurteilen und sich um diese Kinder zu kümmern. Aber Heilung verletzter Kinderseelen brauche geschultes Personal, pädagogische Fachkräfte, um das langfristig durchzuhalten. Auch müssten diese selbst psychisch gesund bleiben. Und es brauche eine faire Bezahlung, Supervision und Weiterbildung. All das sei ohne private Spenden nicht leistbar.
Ein Abend
der Großzügigkeit
Die bewegende Arbeit der Stiftung inspirierte die rund 140 Gäste zu der beeindruckenden Spendensumme von über 40.000 Euro. Ein Teil des Geldes wurde durch eine spontane Auktion erzielt. Neben großzügigen Sachspenden regionaler Unternehmen wurde auch ein brandneuer Fiat Topolino, gesponsert vom Autohaus Baumann und Fiat Deutschland, als Hauptgewinn verlost. Da jedoch die Schwägerin der Gastgeberin dieses Los in den Händen hielt, wurde der Fiat kurzerhand von Moderator Fritzenwenger in den Auktionstopf „geworfen.“
So ließ der Abend den Spruch „Aus vielen Tropfen wird ein See“ tatsächlich ein wenig wahr werden.