AUS DER REGION
Rosenheim – Passt ein Totenkult zur Faschingszeit? Ja, findet die Faschingsgilde Rosenheim. „Dia de los Muertos“ lautet ihr Motto für die Faschingssaison 2018 – wörtlich übersetzt „Tag der Toten“. Gelüftet wurde am 11.11. im Gasthof Höhensteiger ein weiteres Geheimnis: Regiert wird die närrische Zeit von dem jungen Ehepaar Julia und Tobias Unsicker. In Mexiko ist der „Dia de los Muertos“ ein wichtiger Feiertag, an dem der Verstorbenen gedacht wird. Nach dem Volksglauben kehren ihre Seelen jedes Jahr Ende Oktober bis Anfang November zu ihren Familien zurück. Der „Tag der Toten“ ist aber keine düstere Trauerveranstaltung, sondern vielmehr ein fröhliches Volksfest. Straßen, Häuser und Gräber werden bunt geschmückt, Süßigkeiten in Form von Skeletten und Totenköpfen zubereitet und ausgelassen getanzt und gefeiert. „Tag der Toten“ soll Emotionen wecken Für Europäer wirkt das eher skurril. „Dieses Motto ist sicherlich ungewöhnlich“, wissen Tanja Pellkofer und Kevin Geyer. Das Rosenheimer Prinzenpaar 2017 ist aber dennoch überzeugt, dass die Rosenheimer Faschingsgilde nach „Superbowl“ erneut ein Thema mit großem Potenzial gefunden hat: „Damit lassen sich sicherlich wieder gut Emotionen wecken“. Bei der Proklamation 2016 standen Tanja und Kevin als Prinz und Prinzessin im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit. Diesmal blieben sie im Hintergrund, mit „einem lachenden und einem weinenden Auge“. Ihre Zeit als Prinzenpaar hätten sie genossen und jede Minute ihrer Regentschaft voll ausgekostet. Noch einmal würden sie dieses Amt aber nicht mehr antreten wollen: „Alles war perfekt. Das lässt sich nicht wiederholen.“ Julia und Tobias Unsicker haben diese Zeit noch vor sich. Hofmarschall Mario Schmitt präsentierte sie bei der Proklamation im Gasthof Höhensteiger in Westerndorf St. Peter als „Prinz Tobias I., kreativer Herrscher aus dem tanzenden Inntal“ und „Prinzessin Julia II., liebliche Wächterin über Feuer und Licht“. „Damit geht für mich ein Traum in Erfüllung“, schwärmte die 27-jährige Julia Unsicker, die im Jahr 2012 als Gardemädchen zur Rosenheimer Faschingsgilde kam. Ihren Prinzen musste sie von der Regentschaft aber erst einmal überzeugen. „Mit dem Tanzen habe ich überhaupt kein Problem, aber ich spreche nicht gerne vor vielen Menschen“, gestand er. Doch auch diese Aufgabe meisterte der 30-jährige bei seinem ersten öffentlichen Auftritt souverän. Sei elf Jahren sind die beiden auch im realen Leben ein Paar, vor zwei Jahren haben sie geheiratet. Sie lieben die Tradition, ihre Heimat Rosenheim und das Tanzen. Beide arbeiten als Augenoptikermeister. Ihre tiefe Verbundenheit, sind sie überzeugt, wird bei ihren Tänzen auch für Zuschauer spürbar. In den vergangenen Monaten haben sie für ihre Auftritte schon hart trainiert. Leicht war diese Zeit aber auch aus anderem Grund nicht: Selbst ihren Eltern durften sie bis zur Proklamation nichts verraten. „Mein Papa geht jetzt dann völlig ahnungslos zum Max-Josefs-Platz und wird mich dort zum ersten Mal als Prinzessin erleben“, verriet Julia Unsicker aufgeregt. Vor diesem Auftritt gab es für das Rosenheimer Prinzenpaar 2018 aber erst einmal zahlreiche Glückwünsche, Blumen und Geschenke, unter anderem von Bürgermeister Anton Heindl, Reinhold Frey, Erster Vorsitzender des Wirtschaftlichen Verbandes und Sebastian Bauer, Ehrenpräsident der Rosenheimer Faschingsgilde. Die 16 Gardemädchen, darunter acht Neuzugänge, werden erneut von Gardemajorin Ramona Benkert angeführt. Auch sie trainieren bereits seit einem halben Jahr bis zu drei Mal wöchentlich für die rund 70 Auftritte der Faschingsgilde in der kommenden Faschingssaison. Vorerst noch ein Geheimnis bleibt die Kostümwahl des Prinzenpaares. „Mein Kleid ähnelt vom Stil her etwas meinem Hochzeitskleid“, erzählte Julia Unsicker. Damit zu sehen ist sie erstmals beim Rosenball am 13. Januar im Kultur- und Kongresszentrum. An diesem Abend führt die Faschingsgarde erstmals ihren neuen Showtanz vor. Er verspricht, „mexikanische Nächte und den Geist der Vergangenheit“ nach Rosenheim zu holen. Karin Wunsam