AUS DER REGION
Rosenheim – „Mein Lieblingsthema“ sagt Oberbürgermeisterin Gabriele Bauer – und meint genau das Gegenteil, wenn es um die Getrenntsammlungspflicht für Biomüll geht. Die Rathauschefin ist nicht die einzige, die sich über die gesetzliche Regelung, Grüngut und Küchenabfälle getrennt vom Restmüll sammeln zu müssen, ärgert. Denn wer nicht selber kompostiert, konnte den Biomüll bisher in die Tonne werfen, von dort landete er in der Müllverbrennung, die die Roseneimer mit Strom und Wärme versorgt. Nachhaltiger geht‘s nicht, finden viele. Doch der Stadt blieb 2016 nichts anderes übrig, als eine neue Lösung für Bioabfälle zu finden. Der Stadtrat entschied sich für die Sammlung in Presscontainern. Und für das Bringsystem, also gegen die Biotonne: Das heißt: Interessenten holen sich einen kostenlos Chip aus dem Rathaus, mit dem die Presscontainer geöffnet und mit Bioabfällen gefüttert werden können. Bis dato nur 500 Chips vergeben Das Konzept gilt als gescheitert, denn die Resonanz ist schlecht. Die Stadt hat bis dato nur 500 Chipmarken vergeben, beteiligt haben sich nur etwa 700 Haushalte, gesammelt wurden in 16 Monaten nur etwa 20,5 Tonnen Küchen- und Speisereste. Anwohner beschwerten sich über Geruchsbelästigungen rund um die Container. Es gibt vier Standorte, die Anfahrtswege sind vielen zu weit. Auch eine intensive Öffentlichkeitsarbeit konnte die Rosenheimer nicht überzeugen. Was tun? Abspringen kann die Stadt nicht, denn die gesetzlichen Vorgaben geben keinen Spielraum, die Regierung von Oberbayern schaut der Kommune auf die Finger. Das Umweltamt schlug deshalb vor, einen fünften Presscontainer aufzustellen. Vier stehen bereits – am Bürgerhaus Happing, beim ESV in der Hochfellnstraße, beim Baubetriebshof in der Möslstraße und beim Alten Wirt an der Aisinger Straße. Diesem Schritt stimmten die Mitglieder des Ausschusses nicht zu, weil sie sich davon nicht viel versprechen – außer Kosten. Die Testphase für das Bringsystem soll außerdem noch einmal verlängert werden – mit der Hoffnung, dass das Konzept noch Anklang findet. Es dauert halt seine Zeit, bis ein solches System sich eingebürgert hat, zeigte sich Franz Baumann (Freie Wähler/UP) überzeugt. Gegen die Verlängerung stimmten nur die Grünen, die sich für das Holsystem (Biotonne) stark machen. Außerdem hatte die Verwaltung vorgeschlagen, in einem Stadtquartier das Holsystem zu testen. In einem Außenbereich könnten den Grundstückseigentümern eine Biotonne zur Verfügung gestellt werden. Dieser Vorschlag fand mit fünf Ja- und Fünf Nein-Stimmen keine Mehrheit und ist damit abgelehnt. Es stehen noch Gerichtsentscheide aus Zum Entsetzen der Grünen und der SPD: Sie appellierten vergeblich dafür, die Biotonne auszuprobieren. Die Verwaltung solle wenigstens eine Planung erstellen mit Vorschlägen für einen Stadtbereich und Kostenschätzungen, so der Vorschlag. Elisabeth Jordan (SPD) kritisierte die Gegner des Versuchs: Wenig Kompromissbereitschaft würden diese zeigen. Die SPD sei mitgegangen bei der Verlängerung des Bringsystems, jetzt müsse auch die Bereitschaft gezeigt werden, den Biotonnen-Versuch zu unterstützen. Dass dies nicht geschehe, sei frustrierend. „Was hat Frustration in der Politik zu suchen?“, fragte die Oberbürgermeisterin provokant. Dr. Wolfgang Bergmüller (CSU) empfahl abzuwarten. Noch ständen Gerichtsentscheidungen zum Thema Getrenntmüllsammelpflicht aus. Derzeit sollte deshalb selbst für einen Biotonnen-Versuch kein Geld ausgegeben werden.