Mühldorf – Vor rund einem Jahr hat die Telefonseelsorge in Mühldorf ihre Arbeit aufgenommen. Nun sucht sie weitere ehrenamtliche Mitarbeiter. Es liegt kein Schmierzettel auf dem Schreibtisch, kein Blatt mit Notizen neben dem Telefon. Dabei arbeiten abwechselnd drei Telefonseelsorger an diesem Platz. Diese Ordnung könnte an gegenseitiger Rücksichtnahme liegen. Aber der Grund, warum keine Notizen oder Post-its in diesem Büro herumflattern, sind die Menschen, die dort anrufen. Sie haben Sorgen, sind krank oder denken daran sich das Leben zu nehmen. Und das, was sie bewegt, verlässt die vier Wände der Mühldorfer Dienststelle der Telefonseelsorge der Erzdiözese München und Freising nicht. „Niemand verlässt das Haus, ohne dass er am Schredder vorbeigeht“, sagt Peter, einer der Telefonseelsorger. Es verlässt nicht einmal die Lippen derjenigen, die ihnen in diesem Raum zuhören. Die Anonymität der Anrufer ist eines der wichtigsten Prinzipien der Telefonseelsorge. Im Gespräch mit der Heimatzeitung bedeutet das, dass sie nie konkret erzählen dürfen, welche Nöte sie zu hören bekommen haben. Andrea Fürnrohr, Dienststellenleiterin und Psychologin kann aber umschreiben, womit sich Menschen an die Telefonseelsorge wenden. Es gehe oft um die seelische Befindlichkeit, die Familie. „Ein Hauptthema ist die Einsamkeit“, sagt sie. Es gibt sogar Statistiken der bundesweiten Telefonseelsorge dazu. Etwa 8000 Menschen sind in Deutschland ehrenamtliche Telefonseelsorger. Mit Andrea Fürnrohr als Hauptamtlicher sind es in Mühldorf derzeit drei Telefonseelsorger mit abgeschlossener Ausbildung. Sechs sind noch mittendrin. Erst im September 2016 hat die Telefonseelsorge in Mühldorf ihre Arbeit aufgenommen. Zwei Mühldorfer Ehrenamtliche haben mit der Heimatzeitung gesprochen, ihre Namen sollen nicht genannt werden. Peter heißt also gar nicht Peter. Peter ist schon einige Zeit dabei, Monika noch in Ausbildung. „Ich hatte wahnsinniges Herzklopfen“, beschreibt sie den Moment, als sie zum ersten Mal ein Gespräch entgegennahm – in Anwesenheit eines erfahrenen Telefonseelsorger. Als der Anrufer zu sprechen begann, sei es verschwunden. Jetzt fühle es sich gut an, mit den Menschen zu sprechen. In erster Linie hören die Männer und Frauen zu. Es gelte, den Menschen nichts überzustülpen, sagt Andrea Fürnrohr. In der einjährigen Ausbildung lerne man: „Durch Fragen und Impulse Anrufer anzuregen, den nächsten Schritt zu machen“. Der Anruf ist kein Ersatz für eine Therapie. Aber manchmal hilft es auch, wenn jemand einfach zuhört, nur da ist. Natürlich gebe es auch Männer und Frauen in schweren Krisen sagt Andrea Fürnrohr. Der Anruf ist zwar ein Hilferuf, aber auch etwas, mit dem die Telefonseelsorger arbeiten: „Aber Sie haben es geschafft, uns anzurufen.“ Die Telefonseelsorge: 0800/1110222 Auch wenn die Telefonseelsorge von den beiden christlichen Kirchen in Deutschland getragen wird: Sie ist 24 Stunden am Tag, 365 Tage die Woche für alle da, unabhängig von Religion, Alter und Geschlecht – und kostenlos. Die Mühldorfer Dienststelle ist nicht pausenlos besetzt. Anrufer landen dann bei einer anderen Dienststelle. Aber Andrea Fürnrohr, Peter und Monika hoffen, dass das Mühldorfer Team der Ehrenamtlichen in den nächsten Monaten wächst. Am morgigen Dienstag, 5. Dezember, informiert die Telefonseelsorge der Erzdiözese München und Freising in Mühldorf über die kostenfreie Ausbildung zum ehrenamtlichen Telefonseelsorger. Beginn ist um 18.30 Uhr im Pfarrsaal St. Peter und Paul in der Kaiser-Ludwig-Straße 15. Die Telefonseelsorge ist unter 0800/1110222 erreichbar.