Mangfalltal

Harter Umgang mit Wiedertäufern

von Redaktion

Bad Aibling – Die Chronik-Trilogie „Bad Aibling – Geschichte einer Stadt“ hat sich zur Tetralogie gewandelt: Zu den historischen Bänden „Bad Aibling bis 1945“ und „Bad Aibling 1929 bis 1949“ von Dr. Gottfried Mayr sowie „Bad Aibling von 1945 bis 1949“ von Herbert Gornig hat Dr. Mayr nun einen vierten Band mit dem Titel „Bad Aibling – Kirchen und Schulen“ geschaffen. Bei einer gut besuchten Präsentation stellte der Autor sein Werk in der Stadtbücherei der Öffentlichkeit vor. Bürgermeister Felix Schwaller, der das Vorwort für das neue Werk geschrieben hat, hieß die knapp 50 Gäste – darunter Vertreter der Geistlichkeit, mehrere Stadtratsmitglieder sowie Geschäftsleiter Jürgen Stadler und Kämmerer Andreas Mennel – willkommen und wies auf die Verbindung der Kirche mit der Stadt hin. Beispielsweise sei dies durch den kirchlichen Segen bei Einweihungen sichtbar. „Auch im täglichen Sprachgebrauch ist Gott vertreten, so beim Griaß Gott, Pfiagott und Vergelt’s Gott“ konstatierte er.

Eingangs der Buchvorstellung erläuterte der Autor und Historiker, Dr. Mayr, dass der Inhalt den Zeitraum von 804 bis 1945 umfasse. In seinem Vortrag wolle er sich aber schwerpunktmäßig mit der religiösen Umbruchszeit in der Region Aibling im 15. und 16. Jahrhundert befassen. Er erwähnte eingangs eine „Hochkonjunktur“ von Kirchenstiftungen wohlhabender Leute in den Jahren von 1462 bis 1518 für ihr Seelenheil. Bis 1577 gab es dann eine längere Pause, die durch eine reformationsbedingte, kritischere Haltung gegenüber der Sicherung des Seelenheiles begründet war. Ärmere Leute hätten ihr Scherflein zur Finanzierung der Kirchenausstattungen beigetragen.

Als Beispiele hierfür nannte Dr. Mayr unter anderem die spätgotische Madonna in der Aiblinger Pfarrkirche Mariä Himmelfahrt sowie Figuren in den Kirchen von Willing und Westerham. In einem 1524 erstellten Überblick (Matrikel) erscheint Aibling mit den Filialen Ellmosen, Willing und Mietraching und mit Kapellen in Thürham und Westerham. Von religiösen Unruhen war darin nicht die Rede. Doch bereits ein Jahr später gab es eine radikale Form des Protestes gegen die römische Kirche durch die sogenannten Wiedertäufer. Die Chronik berichtet von einer Wiedertäuferin, die in Aibling zum Tod durch Ertränken verurteilt worden war. „Obwohl sie länger als eine halbe Stunde im Wasser die Glonn umhergezogen wurde und danach auf dem Kirchhof hätte begraben werden sollen, habe sie wieder angefangen zu reden“, heißt es in den kirchlichen Aufzeichnungen. Die Frau wurde jedoch kein zweites Mal verurteilt, da ihr wundersames Überleben als Zeichen Gottes betrachtet wurde.

Anderen Andersdenkenden erging es in diesen Zeiten weitaus schlechter: Ihnen wurde einfach – ohne Prozess – das Urteil vorgelesen. Wer widerrief, wurde geköpft, wer nicht widerrief, wurde verbrannt. Frauen wurden indes ertränkt. „Mit der blutigen Ausrottung der Täuferbewegung konnten die Herzöge die erste Welle der evangelischen Bewegung unterdrücken, unterschwellig aber lebte reformatorisches Gedankengut weiter“, unterstrich der Historiker.

In der Folge häuften sich Fälle scharfen obrigkeitlichen Vorgehens gegen verdächtige Geistliche und Laien. Gründe dafür waren eine reformatorische Geisteshaltung oder die Nichteinhaltung des priesterlichen Zölibates, wie der Vortragende in einigen Beispielen schilderte. Es gab jedoch keine Hinrichtungen mehr, die Beklagten wurden vielmehr in mehreren Fällen des Landes verwiesen. Um 1580 hatte sich dann das katholische Bekenntnis im Bereich des Landgerichts Aibling durch herzoglichen Druck wieder vollständig durchgesetzt, wie ein Rentamtsprotokoll vom 21. Oktober 1581 zeigt. „Damit war die reformatorische Bewegung im Markt und Landgericht Aibling beendet“, erklärte Dr. Mayr am Ende seines Vortrags und stellte abschließend fest: „Der Aiblinger Raum zählte damals zu den stärksten Gebieten evangelischer Bewegung im Bereich des Erzbistums München und Freising.“

Von den Besuchern gab es zum Schluss kräftigen Beifall für Dr. Mayr, der sich bei der Neuveröffentlichung ein weiteres Mal als profunder Kenner der regionalen Geschichte sowie als sorgfältiger „Rechercheur“ in den staatlichen und kirchlichen Archiven erwiesen hatte. Musikalisch umrahmt wurde der interessante Vortagsabend vom jungen Westerhamer Trio mit gefühlvollen vorweihnachtlichen Weisen.

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