Das Bild ist vermutlich den meisten bekannt. Die abgetretene Steinstufe führt in das Inselmünster auf Frauenwörth im Chiemsee. Was mich bei diesem Anblick immer wieder ganz still werden lässt, ist nicht die Vorstellung der unzähligen Menschen, die über die Jahrhunderte hier ein- und ausgegangen sind. Das macht diesen Ort nicht besonders. Menschenmassen findet man schließlich auch woanders. Es ist der Gedanke an das, was diese vielen Menschen hierher mitgebracht haben. Sie sind ja nicht der Kunstschätze wegen gekommen. Mitgebracht haben sie ihre eigenen Lebensgeschichten mit ihren Sorgen und Problemen, aber auch ihren Dank und ihre Freude, ihre Sehnsucht und ihre Träume. Es ist gut, für all das einen Ort zu haben, an dem wir das abgeben können. Fastenzeit könnte auch heißen, sich wieder einmal auf die Suche nach den eigenen Kraftorten zu machen, an denen wir uns für das Leben neu aufladen können. Berühmte Sakralbauten wie das Inselmünster mit dem Grab der Seligen Irmengard laden sicher dazu ein. Vielleicht ist es aber manchmal ein ganz einfacher und unspektakulärer Ort, an dem das eigene Herz wieder aufgehen kann. Unsere persönlichen Kraftorte können sehr verschieden sein, selbst wenn man das anderen nicht erklären kann.