Neuanfänge sind möglich

von Redaktion

Zwischen Himmel und Erde

In der letzten Zeit sind kurz nacheinander vier Menschen ins Pfarrhaus gekommen, um wieder in die Kirche einzutreten. Eine Frau brachte zum Vorgespräch gleich noch eine große Tüte Brezen mit. Selten haben wir uns im Pfarrhaus über unsere kurze Kaffeepause am Vormittag so gefreut. Nicht nur der frischen Butterbrezen wegen. Nein, ich mache mir nichts vor. Immer noch überwiegen die Austritte bei weitem, auch wenn die Zahl zurückgegangen ist. Umso kostbarer sind für uns die Menschen, die einen neuen Anfang wagen, um an ihren Wurzeln anzuknüpfen. Eine Frau erzählt am Telefon, wie sehr sie es vermisst hat, Teil einer weltweiten Gemeinschaft zu sein, die bei allen Fehlern einsteht für grundlegende Werte der Menschlichkeit, die sie in der Politik nicht mehr zuverlässig finden kann. Neuanfänge sind im Leben grundsätzlich möglich. Diese Nachrichten gehen im Überhang der negativen Botschaften leider unter. Aber es gibt sie und ich bin dankbar, das in der Seelsorge miterleben zu dürfen. Da sind Ehepaare und Familien, die nach Entfremdung und Zerwürfnissen wieder zueinander finden. Menschen, die nach langer Arbeitslosigkeit endlich eine passende Beschäftigung vermittelt bekommen und Vereinsmitglieder, die nach verletzendem Streit erneut zu einem Ehrenamt bereit sind. Enttäuschungen gehören zu unserem Leben. Manchmal sind sie notwendig, denn sie sind das Ende einer Täuschung und eröffnen zumindest die Möglichkeit eines neuen Anfangs. Durch die Texte der Bibel zieht sich das hindurch wie ein roter Faden. Sie machen deutlich, dass Neuanfänge wesentlich zur Geschichte Gottes mit den Menschen gehören. Das vielleicht schönste Gleichnis vom „verlorenen Sohn“ ist am Sonntag auf der ganzen Welt in allen katholischen Gottesdiensten vorgelesen worden. Dieses Evangelium heißt eigentlich „das Gleichnis vom barmherzigen Vater“, denn genau darum geht es. Dem heimkehrenden Sohn wird nicht mit moralischen Vorbehalten begegnet. Er wird einfach nur in den Arm genommen. Wenn wir persönlich von Menschen leidvoll enttäuscht sind, haben wir nicht immer diese Größe. Aber die Botschaft bleibt als Orientierung, wie Neuanfänge in unserem Leben möglich sein könnten.

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