Freundinnen schreiben ein Kinderbuch mit Botschaft

von Redaktion

Technische Hürden, Corona-Pause, Kampf um den richtigen Druck: Ellen Claassen aus München und Heike Duczek aus Griesstätt ließen sich nicht entmutigen – und bringen nun ihr erstes Kinderbuch heraus. Wie die Idee zu „Bruno Brennnessel und Biene Line in Gefahr“ entstand und warum für die Freundinnen „der Weg das Ziel ist“.

Wasserburg/Griesstätt/München/Haag – Manchmal wird aus einer kleinen Idee ein großes Projekt. So war es auch bei Ellen Claassen aus München und Heike Duczek aus Griesstätt. Sie sind seit 33 Jahren befreundet und treffen sich regelmäßig. Im Spätsommer 2019 erzählte Ellen Claassen erstmals von ihrem Wunsch, ihr Wissen aus einer Weiterbildung zur Kräuter-Erlebnispädagogin an Kinder weiterzugeben. Ihr Ziel: Mädchen und Buben die Wertigkeit von sogenannten „Unkräutern“, wie zum Beispiel Brennnesseln, näherzubringen: ohne erhobenen Zeigefinger.

Start auf drei
Post-it-Zetteln

Ellen Claassen hatte bereits erste Zeichnungen von Kräutern angefertigt und die Idee, daraus ein unterhaltsames Bilderbuch zu gestalten.

Heike Duczek zeigte sich begeistert. „Ich mach mit“, lautete ihre spontane Zusage. Als langjährige Reporterin und Redaktionsleiterin der Wasserburger Zeitung könne sie ihre berufliche Expertise im Formulieren einbringen, schlug sie vor. Freundin Ellen stimmte hocherfreut zu.

An einem Nachmittag auf der Terrasse der Duczeks in Griesstätt entstand der rote Faden für das Kinderbuch. Auf drei kleinen Post-it-Zetteln hielten die beiden ihre Ideen fest und in nur zwei Stunden entwickelten sie die Story mit „Biene Line“ und „Bruno Brennnessel“. Als Vorlage für diese Protagonisten und eine weitere Figur, den Spatz Markus, dienten ihre Kinder – Ellen Claassens Tochter Magda (34) und Heike Duczeks Söhne Tobias (34) und Markus (29).

Ellen Claassen, die lange in Wasserburg, Vogtareuth und Rosenheim gelebt hatte und mittlerweile in München wohnt, zeichnete weitere Entwürfe. Die Freundinnen waren mit großer Begeisterung bei der Sache. Da beide beruflich stark eingespannt sind, beschlossen sie, „Arbeitswochenenden“ einzulegen, um in Ruhe ihr Projekt weiterentwickeln zu können. Die Wahl fiel auf Bad Birnbach (Rottal-Inn), da es nicht allzu weit von ihren Heimatorten entfernt liegt.

Das erste Arbeitswochenende fand zu Beginn der Pandemie im März 2020 statt, kurz vor dem ersten Lockdown. Seitdem verbrachten sie fast jedes Jahr ein paar Tage in Bad Birnbach (mit Ausnahme von 2021 als Folge des Lockdowns), immer im März, bevor die Fremdenverkehrssaison Fahrt aufnimmt. Ihre Wochenenden im Hotel, dessen Zimmer zur Zeichen- und Schreibwerkstatt umgewidmet wurden, waren geprägt von konzentrierter Arbeit und Spaziergängen, anregenden Gesprächen und Kaffeepausen im Lesecafé Bad Birnbach. Oft wurde es sehr spät, wenn bis in die Nacht hinein die Köpfe rauchten. Während Ellen Claassen das gesamte Buch zeichnete, arbeiteten die beiden Freundinnen gemeinsam am Text. Die Zusammenarbeit verlief reibungslos, wie sie betonen. Jede brachte sich auf ihre Weise ein: Ellen Claasen (60) als Illustratorin und Kräuterexpertin, Heike Duczek (61) als Mit-Autorin.

Die größte Herausforderung stellten nach ihren Angaben jedoch nicht das Zeichnen und Schreiben dar, sondern die technische Umsetzung: die Umwandlung der Seiten in PDF-Formate, die Gestaltung des Buches, die Seitenaufteilung, das Layout, die Beantragung einer ISBN-Nummer, die die Bestellung im Buchhandel ermöglicht. „Anfangs scheiterten wir bereits an den kleinsten technischen Hürden“, berichten sie heute lachend. Doch sie boxten sich durch und gaben nie auf.

Das erste Probeexemplar wurde als Fotobuch erstellt und gefiel ihnen sehr gut. Der zweite Entwurf, der über einen E-Book-Verlag produziert wurde, war nach Meinung der Autorinnen jedoch „katastrophal schlecht“. Schließlich fanden sie Unterstützung beim Druckzentrum in Haag, das ihnen mit der Expertise von Profis zur Seite stand.

Familien als große
Motivatoren

Die Begeisterung für das Projekt übertrug sich auch auf die Familien mit den Kindern, die schließlich Teil des Buches sind. Auch sie ermutigten ihre Mütter, das Werk tatsächlich zu veröffentlichen, wenn bei den Autorinnen Zweifel aufkamen. Diese säte vor allem eine Grafikerin. Sie war der Meinung, das Buch sei „nicht gut genug“, denn Kinderbücher müssten in erster Linie den Eltern gefallen, die es kaufen würden, nicht den Mädchen und Buben.

„Trotzdem ließen wir uns nicht unterkriegen“, sagen Ellen Claassen und Heike Duczek. „Wir hatten einfach so viel Spaß daran. Und: Es war und bleibt ein Hobby für uns. Wir müssen und wollen nicht mit den Profi-Autoren und ihren Werken mithalten“, betonen sie. Viel wichtiger ist es ihnen, Wissen kindgerecht zu vermitteln. Ellen Claassen, die als Logopädin viel mit Kindern arbeitet, brachte hier ihre pädagogische Expertise ein. Im April stellten sie das Werk fertig und halten nun „Bruno Brennnessel und Biene Line in Gefahr“ in den Händen. Auf 47 Seiten erfahren Kinder vieles über „Unkräuter“ – und warum diese gar nicht so unnütz sind. Ellen Claasen und Heike Duczek planen schon eine Fortsetzung. Bruno Brennnessel, Biene Line und Spatz Markus im Wald, wo der Borkenkäfer eine neue Gefahr darstellt. Ob es wieder fünf Jahre dauert, bis das Werk vollendet ist? „Der Weg ist das Ziel. Wir haben keine Eile“, sagen die Freundinnen lachend.

Hier gibt es das Kinderbuch

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