Flintsbach – Die Arbeit von Luisa Astl beginnt um 7.30 Uhr: Sie und ihr Team bereiten alles zum Kochen vor oder backen schon einige Kuchen, damit die Besucher des Berggasthofs Hohe Asten später etwas zu essen bekommen.
Um 9 Uhr öffnen sie und oft warten schon die ersten Gäste. Bis zum Nachmittag wird dann gekocht und Essen ausgegeben, manchmal ist Astl auch im Service. Aber größtenteils koordiniert sie alles im Hintergrund, denn sie ist Meisterin der Hauswirtschaft.
Effiziente
Struktur nötig
Durch ihren Meistertitel kennt sich Astl damit aus, wie man einen Betrieb und auch eine Küche effizient strukturiert. Doch erst ging ihre Ausbildung in eine andere Richtung, in die Geografie. „Ich habe dann aber schnell gemerkt, dass das nichts für mich ist. Ich wollte auf keinen Fall den Master machen“, erzählt die 28-Jährige. Sie wollte einfach nur arbeiten.
Zur Hohen Asten kam sie unter anderem durch die Liebe. Sie ist mit dem Betriebsleiter des Berggasthofs verheiratet. „Meinen Mann Bernhard kenne ich schon lang. Wir kommen aus Flintsbach, es haben uns nur ein paar Höhenmeter getrennt“, sagt Astl.
So fing sie mit 17 Jahren bereits an, auf der Hohen Asten zu jobben und entdeckte nach ihrem Studium die Hauswirtschaftsschule in Rosenheim. Dort war sie ein halbes Jahr und absolvierte anschließend die Gesellenprüfung. Durch das Jobben auf dem Berggasthof hatte sie bereits die nötige Berufserfahrung. Doch das war nicht genug, so machte sie von 2022 bis 2024 berufsbegleitend ihren Meister in der Hauswirtschaft. „Das war eine intensive Zeit: Schule, im Betrieb arbeiten und Lernen“, sagt Astl. Doch es hat sich ausgezahlt und ihr auch Spaß gemacht. Sie hat nicht nur viel über den Haushalt, die Küche oder die Organisation dahinter gelernt, sondern auch viel für ihren Alltag. Von der Resteverwertung in der Küche, bis hin zum effizienten und zeitsparenden Waschen.
„Man kann sich das Bügeln sparen, wenn man die Wäsche gleich richtig aufhängt“, sagt Astl. Denn es gibt nicht die eine Art, wie man seine Wäsche aufhängen kann. Da gibt es laut der Hauswirtschaftsmeisterin verschiedene Techniken.
Aber sie hat nicht nur die Techniken gelernt, sondern auch, wie man diese vermittelt. „Ein ganz großer Punkt ist zurzeit, wie ich meinem Kind Lebensmittel rüberbringe“, sagt Astl. Außerdem hat sie seitdem einen anderen Blick auf die Hauswirtschaft.
„Man sieht, wer Struktur im Haushalt hat und wer nicht“, sagt die Wirtin. „Ich urteile dann nicht über andere, jeder soll seinen Haushalt so führen, wie er mag. Aber es fällt einem gleich auf, wenn man so was einmal weiß.“ Doch den Meister hat sie nicht nur für ihren Alltag gemacht, sondern vor allem für den Betrieb. Denn es gehört auch die Personalkostenabrechnung, Unternehmensführung und der Umgang mit Mitarbeitern zu den Inhalten des Hauswirtschaftsmeisters. Jetzt darf Astl ausbilden.
„So können wir unser Wissen weitergeben. Denn diese Profession gerät ein bisschen in Vergessenheit“, erzählt Astl. Dieses Denken stößt auf Interesse, denn bereits am 1. September kommt der erste Lehrling und sie sind mit Auszubildenden bereits für die nächsten drei Jahre belegt.
Die Hohe Asten ist nicht der größte Betrieb, trotzdem bringt ein Hauswirtschaftsmeister auch hier viel. Zum einen konnte Astl in der Hauswirtschaftsschule neue Ideen sammeln, wie sie beim Kochen mehr „Pep“ reinbringen kann, gleichzeitig lernte sie das Organisieren.
„Es ist zwar nervig, sich einen Zeitplan zu schreiben, aber so bekommt man einfach ein Gefühl dafür, wie lange man für Dinge braucht“, sagt Astl. Dieser Punkt zieht sich durch. Es liegt ein sehr großer Fokus darauf, dass alles strukturiert angegangen wird. Das vereinfacht manches für die Wirtin.
Denn wenn man einen Berggasthof bewirtschaftet, kann man nicht für fünf Tomaten schnell in den Supermarkt. „Deshalb haben wir ein Vorratsmanagement und auch die Lebensmittellagerung ist ein großer Punkt bei uns“, erklärt Astl.
Hauswirtschaftler in
Führungspositionen
Die dahintersteckende Organisation und Planung zeigt, dass Hauswirtschaft mehr ist als nur putzen, kochen und waschen. „Man muss die Hauswirtschaft als Ganzes sehen. Viele Leute, die das gelernt haben, sind oft in Führungspositionen“, sagt Astl. Unter anderem leiten ihr zufolge diese Leute oft Krankenhäuser, Pflegeeinrichtungen oder auch Seniorenheime.
„Viele denken sich, sie haben auch ihren Haushalt und der funktioniert. Aber Haushalt ist nicht gleich Haushalt“, erklärt Astl.