Wasserburg – Gute Nachricht für junge Leute, die im kbo-Inn-Salzach-Klinikum (ISK) Wasserburg 2026 eine neue Ausbildung beginnen oder beruflich durchstarten wollen: Hier gibt es nicht nur eine Lehrstelle oder einen Arbeitsplatz, sondern auch eine Wohnung. Die drei Gebäude mit 54 Ein-zimmer- und drei Doppelzimmer-Appartements für Auszubildende und weitere Nachwuchskräfte stehen bereits. Am Dienstag (9. Dezember) ist Richtfest auf dem neuen Campus in Gabersee.
Drei neue Wohngebäude
aus Holz
Für die Baustellenbesichtigung benötigen ISK-Geschäftsführer Dr. Karsten Jens Adamski und Personalchef Jean-Pierre Fischer eigentlich, wie so oft auf dem Klinikgelände, ihre Gummistiefel, Standardausrüstung seit Jahren in Gabersee. Denn nicht nur auf der Baustelle für die Erweiterung des psychiatrischen Fachkrankenhauses ist es matschig, auch auf dem neuen Campus-Gelände, wo die drei Wohngebäude hochgezogen wurden.
Die Rohbauten mit grauen Holzfassaden stehen, die Außenanlagen mit Nebengebäude, etwa für Radlparkhäuser, sind noch nicht fertig. Drinnen und draußen beherrschen Handwerker das Bild. In fast jedem Appartement wird geschraubt, gebohrt, gemalert und an Anschlüssen für die Sanitäranlagen gearbeitet. Durch die großen Fenster und Türen, innen aus Holz, außen aus Alu, fällt der Blick auf Baumaschinen, Erdhaufen, Bretter, die noch nicht angelegte Fußwege markieren.
Adamski und Fischer wirken trotz der Notwendigkeit, über Pfützen zu springen und über Farbeimer zu klettern, schon jetzt, so kurz vor dem Richtfest, glücklich. Denn sie sehen und merken nach eigenen Angaben bereits, welche Signalwirkung die Neubauten ausstrahlen: Sie helfen, im Wettstreit um die Fachkräfte der Zukunft einen Vorteil zu haben, berichten sie.
Bezahlbarer Wohnraum ist laut Personalleiter Fischer ein wichtiger Standortfaktor. 95 Prozent aller Bewerber um einen Ausbildungsplatz beispielsweise stellen nach seinen Erfahrungen nicht nur Fragen nach Arbeitsbedingungen und Gehalt, sondern wollen auch wissen: „Kann ich hier auch wohnen?“
Arbeitsplatznah und bezahlbar: Das sei vor allem auf dem Land eine wichtige Komponente, sagt auch Adamski. Denn die Bus- und Bahnverbindungen seien hier bekanntlich nicht optimal. Vor allem junge Leute könnten sich einen Pkw noch nicht leisten, viele seien auf dem Weg zur Lehrstelle auf das Elterntaxi angewiesen, so Fischer. „Es ist wirklich schwierig für viele, die nicht aus Wasserburg kommen, morgens um 6 Uhr das Klinikgelände zu erreichen, um den Dienst anzutreten“, sagt er.
Auch junge Ärzte oder Therapeuten, die zum Teil auch aus anderen Ländern zum Arbeiten nach Deutschland und an das Inn-Salzach-Klinikum wechseln, würden sich schwertun, passenden Wohnraum zu finden. Der ist auch im Raum Wasserburg am Inn rar und teuer. Neue Mitarbeitende, beispielsweise junge Ärzte, seien erleichtert, wenn sie für den Berufsstart eine Bleibe vor Ort finden würden. Dann könne in der Regel in aller Ruhe weiter gesucht werden nach einer passenden Wohnung. „Unser Campus hat sich bereits jetzt als attraktives Plus auf dem Bewerbermarkt herausgestellt“, freut sich Fischer.
Eltern schätzen es nach seinen Erfahrungen außerdem, wenn ihre noch nicht volljährigen Kinder während der Ausbildung nah am Arbeitsplatz unterkommen können, an einem Ort, an dem sich auch Erwachsene um sie kümmern könnten. Zusammen in die Berufsfachschule für Pflege, gemeinsam am Klinikarbeitsplatz und abends zusammen im Wohnheim: Das stärke den Zusammenhalt und das Wir-Gefühl. Die erste eigene Wohnung fördere bei jungen Leuten außerdem die Selbstständigkeit, weiß Fischer.
Etwa 300 Euro kalt wird ein Einzimmer-Appartement in Gabersee kosten, berichtet Jan Termin, Geschäftsführer der Oberbayerischen Heimstätte. Sie ist als kommunale Wohnungsbaugesellschaft des Bezirks Oberbayern die Bauherrin. Klinikum und Heimstätte, zwei Töchter des Bezirks, sind beim Campus in Gabersee eine „exzellent funktionierende Kooperation“ eingegangen, sagt ISK-Geschäftsführer Adamski. Jedes Appartement besteht laut Termin aus Wohnraum mit Kochnische, Gang und Bad mit Dusche und ist 23 bis 49 Quadratmeter groß. Die Decke: Massivholz, im Estrich: Fußbodenheizung. Jedes der drei Häuser erhält nach seinen Angaben außerdem Gemeinschaftsräume in der Mitte: zum Treffen der Mieter, beispielsweise um eine Lerngemeinschaft zu bilden. Die Oberbayerische Heimstätte realisiert nach Informationen von Termin in Wasserburg am Inn ein Pilotprojekt: Die drei Appartementhäuser entstehen in Holzständerbauweise, sind modular aufgebaut, die Elemente wurden vorgefertigt angeliefert, berichtet Termin. Auch eine konventionelle Bauweise sei ausgeschrieben worden. Den Zuschlag habe die Holzkonstruktion erhalten, nicht nur aus wirtschaftlichen, sondern auch aus architektonischen Gründen. Denn die drei Neubauten müssten sich in das Parkgelände des Klinikums mit vielen historisch gewachsenen Pavillonbauten einfügen.
Neun Millionen Euro investiert die Heimstätte in das Bauvorhaben, so Termin. Die Wohnungsbaugesellschaft könne sich durchaus vorstellen, das Modell Wasserburg zu duplizieren und auch an anderen Klinikstandorten des Kommunalunternehmens beim Bezirk zu realisieren.
Im Bestand hat die Heimstätte nach eigenen Angaben 6.600 Wohnungen, ein Viertel öffentlich gefördert, ein Viertel belegungsgebunden, die Hälfte frei finanziert. Das kommunale Immobilienunternehmen trete als Bauherr und Vermieter zugleich auf. Es müsse wirtschaftlich arbeiten, sei jedoch nicht Rendite gebunden, so Termin.
Vermietung ab
Sommer 2026
Ab Sommer 2026 gehen die drei Neubauten in Gabersee in die Vermietung. Das erste Haus soll im April fertiggestellt sein, danach folgen im Abstand von jeweils vier Wochen Gebäude zwei und drei, berichten Adamski und Fischer. Zum neuen Ausbildungsjahr stehen die Wohnungen zur Verfügung, teilen sie mit.
Es ist sehr schnell gegangen zwischen Genehmigung im Stadtrat und Bauphase, ungewöhnlich schnell für das bürokratische Deutschland. „Das haben wir der fulminanten Unterstützung durch die Stadt Wasserburg zu verdanken“, ist Adamski überzeugt. In der Tat stießen die Pläne des Klinikums im Stadtrat auf große Unterstützung, das Versprechen, die Genehmigung zügig abzuwickeln, wurde erfüllt. Denn die Zukunft des Großklinikums am Standort Wasserburg hängt auch davon ab, dass das Personal eine Wohnung findet, hieß es im Stadtrat.
Das ISK bildet den eigenen Nachwuchs an der eigenen Berufsfachschule aus. Nach bestandener Prüfung werden die Absolventen in der Regel übernommen. Diese Personalgewinnung soll laut Adamski nicht an fehlendem Wohnraum scheitern.