Zum Artikel „Auch in Wasserburg wird es eng“ im Regionalteil:
Seit Langem ist unser Gesundheitssystem zu einem fragwürdigen Geldschneidesystem degeneriert. Hier ist einiges seit Jahren aus den Fugen geraten, wenn man bedenkt, dass schon fast jedes zweite Kind zu einem lukrativen Geschäft gemacht wird, wenn es oft noch zu passender Zeit im Krankenhaus herausgeschnitten wird und Hebammen hinten anstehen müssen. Holland wie die skandinavischen Länder zum Beispiel sind noch nicht von solchen geschäftstüchtigen Praktiken angesteckt, die Hebammen ärmer und Ärzte und kranke Häuser reicher machen. Offensichtlich haben Ärzteschaft und ihre Lobbyisten Politik wie Gesellschaft soweit in der Hand, dass unser Gesundheitssystem immer mehr zu einem Krankheitsförderungssystem entartet. Mit durchschnittlich 19 Arztbesuchen pro Jahr und immer noch mehr Ärzten, Arzneimitteln und Krankenhäusern gehören wir bei Weitem nicht zu den Gesündesten und Zufriedensten in Europa. Wenn wir schon Weltmeister bei Arztbesuchen und Operationen sind, hat unsere große Koalition mit einem Versorgungsverstärkungsgesetz noch dazu beigetragen, dass Verantwortungslosigkeit und Bequemlichkeit zusätzlich gefördert werden. Verständlich, dass die herrschenden und gut verdienenden Kräfte im Gesundheitsunwesen mehr Interesse an ihren Profiten haben als an mitdenkende Patienten und an ganzheitlichen Heilungsansätzen. Unverantwortlich, wenn in diesem Milieu möglichst viele Kaiserschnitte vorgenommen werden. Aus Angst vor Wählerverlust hüten sich unsere tonangebenden Parteien seit Jahren vor unbequemen Entscheidungen und unterstützen ein Versorgungssystem, das immer mehr kostet und neue Krankheiten wie auch Pflegefälle hervorbringt. Eigentlich müsste es umgekehrt sein.
Simon Kirschner
Bad Endorf
Bloß gut, dass ich schon 1940 zur Welt kam. Heute in diesen Regionen im christlich regierten Bayern kann ich mich nur wundern und würde es mir überlegen, auf die Welt zu kommen. Hohl klingen dagegen die Programmworte nach mehr Familienförderung usw. Alle Gesundheitsminister gemeinsam haben es geschafft, dass die Volksgesundheit nichts mehr mit dem Interesse eines Staatswesens zu tun hat. Sie wurde dem Gewinn geopfert. Das sage ich bewusst in dieser überspitzten Form. Aber die Verwalter des Geldes für die Gesundheit sind ja nicht mal in der Lage, mit Hilfe der Justiz Missbräuche aller Art aufzudecken, geschweige denn abzustrafen. Kontraproduktiv ist dann das erhebliche Kostenpotenzial der Forschung und Behandlung. Es ist dies ein so komplexer Bereich – da braucht es hochintelligente Fachpropheten für eine langjährige, immer nachzujustierende Politik. Zuerst braucht es aber ehrliche Bürger. Wer hat nicht schon mal aus kleiner privater Not krank gemacht?
Dieter Winkler
Grassau