Es gab weibliche Apostel

von Redaktion

Zu „Keine Apostelinnen“ (Leserbrief):

Herr Weindl gibt vor, die Willensfreiheit der Menschen zu kennen, scheint aber die Willensfreiheit des weiblichen Geschlechts zu ignorieren. Er spricht dem weiblichen Geschlecht schlichtweg die Fähigkeit ab, Gleiches zu leisten wie das männliche Geschlecht, eben auch in der Kirche. Papst Franziskus hat also eine Kommission eingesetzt? Aus welchem Personenkreis besteht diese Kommission? Alles Männer im Alter von 80 plus? Des Weiteren wundere ich mich immer wieder, wie unbeirrt Herr Weindl zu wissen glaubt, in welchem Wortlaut Jesus oder irgendeiner seiner Apostel eine Aussage wiedergegeben hat. In welcher Sprache geschah dies? Wer hat diese Aussage ins Deutsche übersetzt? Jesus wurde angeblich im Jahr 36 gekreuzigt, erste schriftliche Aufzeichnungen dazu gab es aber erst ab dem Jahr 60, das heißt, bis dahin wurde alles „mündlich“ weiter gegeben. Man erzähle jemand eine Geschichte, diese wird dann über 20 Jahre mündlich weitergegeben – und ist diese Geschichte dann immer noch die Gleiche?

Wolfgang Maier

Bruckmühl

Als gläubiger Katholik müsste Herr Weindl auch wissen, dass Hippolyt von Rom bereits im 3. Jahrhundert Maria Magdalena apostola apostolorum, „Apostolin der Apostel“ genannt hat. Papst Franziskus hat 2016 den Gedenktag der Maria Magdalena zum Festtag, und die Maria damit in einen Rang erhoben, der den Aposteln gleichkommt. Paulus hat in seinem Brief an die Römer Phoebe von Kenchreä als diakonos und prostatis, also Diakonin und Vorsteherin, vorgestellt (Röm 16). An derselben Stelle nennt er Andronikus und Junia „angesehene Apostel“. Johannes Chrysostomos schreibt im 4. Jahrhundert über Junia: „Ein Apostel zu sein ist etwas Großes. Aber berühmt unter den Aposteln – bedenke, welch großes Lob das ist. Wie groß muss die Weisheit dieser Frau gewesen sein, dass sie für den Titel Apostel würdig befunden wurde.“ Dass viele Frauen in den paulinischen Gemeinden verkündend tätig waren und leitende Funktionen inne hatten, ist Konsens in der Forschung. Der Exeget Professor Bernhard Heininger, Würzburg, stellt fest, dass ein Viertel aller Mitarbeiter des Paulus Frauen waren, die sich in vielfältiger Weise in die Missionsarbeit einbrachten. Grabinschriften kann man entnehmen, dass es bis in das 6. Jahrhundert Presbyterinnen, ja sogar Episkopinnen gegeben hat.

Georg Gottinger

Taufkirchen

Sehr geehrter Herr Weindl, Gott sei Dank finden „gläubige Christen“ Ihrer Art wenig Gehör in der katholischen Kirche, sonst würde es diese in 50 Jahren nicht mehr geben. Si tacuisses, philosophus mansisses: Wenn du geschwiegen hättest, wärst du ein Philosoph geblieben.

Hans Wagner

Bad Endorf

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