Von der Versuchung und Gottes Barmherzigkeit

von Redaktion

Zum Bericht „ Das Vaterunser ist das Grundgebet aller Christen“ (Blickpunkt-Seite):

Bravo Papa Francesco. Manchmal beneide ich meine Katze. Sie kann sich nicht gegen ihren guten Weg zum vollen Leben hin entscheiden. Sie ist instinktabgesichert. Immer diese Entscheidungen: Heirate ich sie oder sie, überhole ich noch oder nicht, kaufe ich bio oder nicht? Ständig sind wir dabei, Kriterien für das eine oder andere zu suchen und dann noch zu berücksichtigen, dass so manches, was kurzfristig entlastend ist, wie etwa nicht zum Zahnarzt zu gehen, sich langfristig noch schmerzvoller auswirkt. Ewig diese Versuchungen mit unseren eigentlich freien Entscheidungen und lieber dem zu erliegen, was so der Mainstream von uns erwartet. Welch kurzfristige Entlastung. Leider hat der Begriff Versuchung so tief in uns noch den Dunst von Abwehr der sexuellen Bedürftigkeit und Sünde. Also ich bitte ihn, die wirksame Urkraft meines Lebens, mir als begleitender und mich tragenden Gott ein klares Herz und einen klaren Kopf zu geben, dass ich nicht kopf- und herzlos die lebensverhindernde Entscheidung treffe. Ich bete: „…und führe mich in der Versuchung und…“ – noch einmal verstärkend – „…bewahre mich vor dem Bösen“. Doch es ist doch klar: Gott lässt uns auch die Freiheit, Mist zu bauen, weil wir zu oft denken, wir seien eine Katze. Zum Urtext der altgriechisch-lateinischen Übersetzung: Vielleicht hat ja einer der vielen Mönche in einem Schreibsaal eher an sich und seine Befürchtung gedacht. Lassen wir doch einfach das „nicht“ weg. So heißt es: „…und führe uns in der Versuchung“. Gott lässt mich doch nicht ins Messer laufen, nur um zu zeigen, wie barmherzig er im Verzeihen ist.

Christian Nicke

Rosenheim

Es geht um die Vaterunser-Bitte „Und führe uns nicht in Versuchung“ (Matthäus 6.13). Worin besteht der Widerspruch? Gott ist allwissend. Allwissenheit kann sich Verführung ersparen. Wie sich der oder die Verführte verhalten werden, ist Gott bekannt. Für den Gläubigen – wohl auch für den Papst – ergibt sich die Frage, ob die so formulierte Bitte auf einem Übersetzungsfehler beruht. Jesus und seine Jünger sprachen Aramäisch – die Jünger, möglicherweise in Aussprache und Formulierung dialektabhängig. Die Lehre und die Worte Jesu wurden lange Zeit weiter erzählt. Wer konnte damals denn lesen und schreiben? Ist es auszuschließen, dass Jesus nicht „führe uns nicht in Versuchung“, sondern „führe uns in der Versuchung“ gesagt hat? Schriftliche Aufzeichnungen der Worte Jesu erfolgten wesentlich später, unabhängig davon in verschiedenen Sprachen. Die Überlegung des Papstes und wohl auch vieler Gläubiger und Leser der Bibel ist meines Erachtens absolut nachvollziehbar.

Dr. Karl Baltheiser

Bad Feilnbach

Papst Franziskus hat recht! Der seine Geschöpfe liebende Gott führt die Menschen nicht in Versuchung, im Gegenteil, er steht ihnen bei in der Versuchung. Das ist keine Korrektur von Gottes Worten, sondern eine Korrektur von falschen Auslegungen. Sie war überfällig, auch wenn verschiedene deutsche Bischöfe dies nicht kapieren. Nur einfältige Menschen halten an unsinnigen Gewohnheiten fest.

Herbert Gaiser

Samerberg

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