Unterschiedliche Einschätzungen über die Bedeutung des KFD

von Redaktion

Zum Bericht „Tiefe Risse in der Gemeinschaft“ (Regionalteil):

Wir haben den Verband nie gebraucht“, heißt es. Dann waren sie nie darauf angewiesen, in die Arbeit zu gehen, wo sie die Genehmigung des Mannes benötigten. Sie brauchen keinen Weltgebetstag. Keine Gebetsstunde zum Weltfriedenstag. Kein Frauenzentrum beim Katholikentag. Kein Bundeserziehungsgeld. Sie brauchten nicht die Gründung der Frauenhäuser. Keine Anerkennung der Erziehungsleistungen in der Frauenrente. Keine Trans-Fair-gesiegelte Ware in Supermärkten. Keine Ministrantinnen. Keine ökumenischen Frauengottesdienste bei Katholiken- und Kirchentagen. Keine Pflegeversicherung mit Leistungen für pflegende Angehörige. Keine Mitgliedschaft im Netzwerk Diakonat der Frau. Nicht den offiziellen Nachweis über Qualifikationen im Ehrenamt. Nicht den Erziehungsurlaub und nicht Elternzeit. Die Rentenmodelle der katholischen Verbände. Die Gründung Europäische Allianz Katholischer Frauenverbände. Keine Mütterkuren als Pflichtleistungen der Krankenkassen. Keine Bedenkzeit und Beratung bei Spätabtreibung. Sie werden auch nicht an der KFD-Unterschriftenaktion Geschieden-Wiederverheiratete teilgenommen haben, denn das brauchen sie nicht. Sie brauchen auch keine Notrufnummer für von Gewalt betroffene Frauen. Sie werden auch nie sexuellen Übergriffen ausgesetzt gewesen sein. Die Angleichung der Rentenanwartschaft für Kinder, die vor 1992 geboren wurden (Mütterrente). Sie benötigten auch nicht die Gleichberechtigung der Frauen. Denn die Samerberger Frauen hatten den Verband (KFD) nie gebraucht. Sie brauchen auch nicht gleiche Bezahlung für gleiche Arbeit. Die Frauen verdienen in Deutschland immer noch bis zu 28 Prozent weniger als ihre männlichen Arbeitskollegen. Bei gleicher Tätigkeit.

Gertraud Fordermeyer

Prutting

Der eigentliche Konflikt in der katholischen Kirche und damit auch bei den gläubigen organisierten Frauen ist die fehlende Augenhöhe weiblicher Existenz und Kompetenz mit den Männern auf allen Ebenen. Arbeitsteilung und Rollenverständnis in lebenspraktischen Dingen sind damit nicht gemeint, sondern die Wertschätzung auf gesellschaftlicher, humaner und damit originär auch christlicher Ebene. Von einer Ämterteilung in der kirchlichen Hierarchie sind wir wohl noch einige Jahrhunderte entfernt. Den Ministrantinnendienst als Errungenschaft zu preisen, ist enttäuschend, wenn der Dienst am Altar und der Glaubensverkündigung selbst für promovierte Theologinnen oder Äbtissinnen nicht möglich ist. Die evangelische Kirche ist uns diesbezüglich weit voraus. Doch so viel sei erwähnt: Der auferstandene Jesus hat sich seinerzeit zu allererst den Frauen gezeigt und sie danach zu den Aposteln geschickt, um die frohe Botschaft zu verkünden. Was ist daraus geworden? Wir können es zumindest sonntäglich in den verwaisten Kirchen beobachten. Nun denn, wer zieht die „gläserne Decke“ etwa zur Frauenordination ein? Haben die Frauenorganisationen sich jemals aus dem Versteck gewagt in den wirklich existenziellen Fragen? Nein, sie streiten sich wie hier im Bericht um marginale Beiträge und zurren damit die Tradition fest. So können sie sicher sein, dass keine von ihnen sich mit Wissen, Können und Glaubensleistung hervortut. Ein neuer Verein „Christliche Frauen“ ist zu beglückwünschen, sofern er dem Ziel der oben genannten Gleichwertigkeit dient und hierfür kämpft, anstatt Minibeiträge zu verwalten. Der erste Schritt ist, dass Frauen sich gegenseitig achten und anerkennen, die weiteren sind die des kontroversen Dialogs innerhalb und außerhalb des hierarchischen Systems ohne ängstliches Wegducken vor den Machtverhältnissen in der Kirche und der Gesellschaft.

Hildegard Rieder-Aigner

Halfing

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