Zum Bericht „Jonas spricht nicht mehr“ (Politikteil):
Es ist eine erschütternde junge Biografie. Was hier geschrieben steht, lässt fachkundige und einfühlsame Leser erschauern, denn es wird deutlich, dass seine Symptome, nicht nur – aber auch – Signale seiner überforderten Familie waren, die offensichtlich viel zu spät Hilfe gesucht hat. Schließlich braucht jedes Elternpaar oder Elternteil Hilfe durch Dritte, die zur Seite stehen, wenn man an die eigenen Grenzen kommt. Das ist normal und legitim und ein präventiver Schritt, um mit der Erziehungs- und Betreuungsbelastung Stand zu halten. Der Vater berichtet über elterliche Streitigkeiten und Erziehungsprobleme bis hin zur Trennung. Solche Auseinandersetzungen werden vom Kind schuldhaft erlebt. Es kann diese Last nicht ertragen und reagiert mit Symptomen. Vor knapp einem Jahr stellten die OVB-Heimatzeitungen an fast gleicher Stelle eine wichtige Studie vor: „Stress im Kleinkindalter kann ein Leben lang krank machen“. Dort wurde über die Ausschüttung des Stresshormons Cortisol berichtet, das die Funktionen des Gehirns beeinträchtigt und zu späterer Sucht oder Depression führen kann. Leser, die selbst Kinder haben, können von beiden Artikeln profitieren, denn liebevolle Erfahrungen in der frühen Kindheit zahlen sich ein Leben lang aus. Wie heißt es doch so treffend: „Liebe mich, wenn ich es am wenigsten verdiene, denn dann brauche ich es am meisten“. Jedes Kind liebt (grundsätzlich) seine Eltern und ärgert sie (in der Regel) nicht mit Absicht. Je jünger es ist, umso weniger hat es jedoch vergleichbare Bewältigungsstrategien, auf die es zurückgreifen könnte. Kinderseelen sind zerbrechlich – heilbar sind sie nicht. Lassen wir daher Familien und Alleinerziehende in unserem Umfeld mit ihren Sorgen und ihrem Stress nicht alleine, sondern seien wir so oft es geht, Mutmacher im Alltag.
Hildegard Rieder-Aigner
Halfing