Zu „Viktor Orban als Vorbild“ und „Russlands Interessen missachtet“ (Leserbriefe):
Viktor Orban hat praktisch die Medien gleichgeschaltet und kontrolliert damit die öffentliche Meinung, er belohnt seine Fidesz-Anhänger mit schönen Jobs auch im Staatsapparat und in der Justiz (es lebe die Gewaltenteilung, bösartige Gutmenschen nennen es aber auch Korruption), es gibt Kampagnen gegen die Opposition und Kritiker seines Regierungsstils mit genau dieser „unparteiischen“ Justiz: Ja, dieser Autokrat dient als echtes Vorbild, zumindest, wenn man mehr Wert auf „Zucht und Ordnung“ legt als auf die Wahrung von Menschen- und Bürgerrechten und einen pluralistischen Staat. Apropos Autokrat: Noch mehr Mitleid als der arme Orban verdient Putin, der sich den bösen Angriffen westlicher Kriegstreiber ausgesetzt sieht. Kurz zur Erinnerung: Russische Truppen stehen bis heute in Transnistrien, russische Truppen unterstützten entscheidend südossetische und abchasische Rebellen im Kampf gegen Georgien, russische Truppen besetzten völkerrechtswidrig die Krim, obwohl Russland 1994 im Budapester Memorandum garantiert hatte, die Souveränität und die damals bestehenden Grenzen der Ukraine (einschließlich der Krim!) zu achten. Aber was gelten denn auch Verträge! Russland unterstützt auch die Rebellen in der Ostukraine, auch wenn es Putin überaus glaubwürdig ständig leugnet. Russland mischt sich also gerne in die Belange souveräner Völker ein und unterstützt dortige separatistische Bestrebungen (wahrscheinlich als idealistischer Garant des Selbstbestimmungsrechtes der Völker), unterbindet allerdings genau solche im eigenen Land (etwa in Tschetschenien) mit brutaler Gewalt. Der Provokateur, der sich als Opfer stilisiert, das erinnert mich fatal an eine Partei in Deutschland, bei der sich bezeichnenderweise die größten Unterstützer von Orban und Putin finden.
Bernward Schmidt
Prutting