Zweiklassengesellschaft im Lehrerzimmer

von Redaktion

Zum Bericht „300 Euro mehr für verhinderte Gymnasiallehrer“ (Bayernteil) und zu „Eine Frage der Gerechtigkeit“ (Kommentar):

Vielen Dank für den treffenden Kommentar. Als ich Schüler war, lernte man im Wirtschaftsunterricht, dass Angebot und Nachfrage den Markt regeln. Bei der unterschiedlichen Besoldung von Lehrern gelten andere Gesetze: Die relativ wenigen und gesuchten Grund- und Mittelschullehrer werden weiterhin deutlich schlechter bezahlt als Realschul- und vor allem als Gymnasiallehrer. Die vielen arbeitslosen Gymnasiallehrer versucht man nun mit lukrativen Lockprämien an die Grund- und Mittelschulen zu vermitteln. Für die dort bereits tätigen Lehrer muss sich dies wie eine Ohrfeige anfühlen, da sie dann bei gleicher Tätigkeit wesentlich weniger bezahlt werden. Diese Art der Ungleichbehandlung wird dem Beamtentum und dem Staatswesen in keiner Weise gerecht. Es wird dadurch an den Schulen eine Zweiklassenlehrerschaft eingeführt. Wer künftig vor der Entscheidung steht, welches Lehramt er studieren solle, wäre doch schlecht beraten, sich für ein Grund- und Mittelschulstudium zu entscheiden, zumal er im Falle einer Nichtanstellung als Gymnasiallehrer immer noch den Gang an eine Grund- und Mittelschule antreten könnte. Will man aber ernsthaft das Studium für das Grund- und Mittelschullehramt aufwerten, so muss man endlich ehrlich alle Lehrer nach Abschluss des Studiums gleich entlohnen. Doch dazu wird es nicht kommen. Dazu sind die Gymnasiallobby, der Philologenverband, die CSU und das Kultusministerium einfach zu stark und der BLLV als Vertretung der Grund- und Mittelschullehrer viel zu schwach und unwillig. Dieser größte Lehrerverband in Bayern mag einen sehr guten Rechtsschutz anbieten, weshalb er auch so viele Mitglieder hat. Aber an dessen Spitze stehen leider viel zu viele Funktionsträger (Rektoren, Seminarrektoren, Schulräte) und solche, die es noch gerne werden wollen. Deren berufliche Ambitionen stehen oft im Widerspruch zu den Sorgen und Nöten der „normal“ arbeitenden Lehrer.

Monika Wolf

Aßling

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