Zum Bericht „EU droht Trump“ (Politik):
Es gibt wohl wenige Themen, bei denen sich Politiker und Journalisten jeder Couleur so einig sind wie beim Freihandel. Das Dogma lautet: Freihandel ist gut, Protektionismus ist böse.
Zölle, wie sie jetzt Donald Trump auf Stahl und Aluminium plant, sind des Teufels und schaden allen. Sucht man zu dieser Frage kritische Stimmen, so bleibt einem nur das politische Kabarett. Ein hübsches Beispiel brachte vor kurzem Anny Hartmann in der ZDF-Sendung „Die Anstalt“. Danach exportiert Deutschland pro Jahr 1,5 Millionen Kilogramm Kartoffeln nach Großbritannien und bezieht exakt die gleiche Menge von dort.
Gerne berufen sich Befürworter eines schrankenlosen Freihandels auf David Ricardo, nach dessen Theorie alle vom Freihandel profitieren, wenn sich jedes Land auf das konzentriert, was es am besten kann – vorausgesetzt, das Kapital bleibt unbeweglich. Das ist heute nicht gegeben.
Viele Länder können gleich gut Kartoffeln anbauen und Stahl herstellen. Welchen Sinn macht es, solche Produkte über viele Tausend Kilometer unter hohem Energieaufwand hin und her zu karren? Um das zu verstehen, muss man wohl viele Semester Volkswirtschaft studiert haben.
Alle Experten warnen vor einem Handelskrieg, wenn einzelne Länder die WTO-Regeln missachten.
Ich meine, der jetzige Zustand stellt bereits einen Handelskrieg dar. Wenn nämlich Länder mit allen, und dabei auch zum Teil unfairen, Mitteln versuchen, ihre Exporte zu steigern und andere zwingen, Produkte in ihr Land zu lassen, die sie selbst bereits im Überfluss haben.
Wilfried Rahe
Mühldorf