Zu den Artikeln „Gegen den Strom schwimmen“ und„Streit unter Bischöfen“ (Politikteil):
Manchen Katholiken kommt vielleicht seit dem Amtsantritt von Papst Franziskus I. Uhlands Frühlingsgedicht in den Sinn: „Die linden Lüfte sind erwacht“. Wesen und Tätigkeit dieses Papstes haben auch außerhalb der katholischen Kirche manches Vorurteil gegenüber ihrer dogmatischen Unbeweglichkeit abgebaut und damit ökumenische Initiativen erleichtert. Mitten in diesen Frühling platzte wie ein plötzlicher Frost ein Protestbrief einiger deutscher Bischöfe an den Papst. Eine Minderheit ficht die Mehrheitsentscheidung der Deutschen Bischofskonferenz hinsichtlich der bedingten Möglichkeit des Kommunionsempfangs für gemischt-konfessionelle Ehepaare an, mit dem verdeckten Ansinnen, der Papst möge die Zügel enger anziehen. Eigentlich sehr verwunderlich, weil der Papst bereits wiederholt die Bischöfe ermuntert hat, ihre originäre apostolische Entscheidungsfreiheit wahrzunehmen ohne vorausgehende päpstliche Maßregel. Es wird offensichtlich, dass für die Wahl dieser Bischöfe eine Profilierung im Kirchenrecht maßgebend war, nicht aber praktische und vor allem barmherzige Seelsorge. Mit solchen Bischöfen erfährt die aufblühende ökumenische Bewegung wenig Förderung. Bleibt zu hoffen, dass der Papst seiner barmherzigen Linie treu bleibt. Er mahnt die Bischöfe und alle Seelsorger, „die Lebensrealität der Menschen im Auge zu behalten“, nicht in „narzisstischem und autoritärem Elitebewusstsein“ zu verharren und ihre „Energie nicht im doktrinären disziplinarischen Apparat mit seinem Kontrollwahn zu verbrauchen“, sondern sie zur Verkündigung des Evangeliums als wahrhaft froh und frei machende Botschaft einzusetzen.
Anton Wagner
Bruckmühl
Einige erzkonservative Bischöfe scheinen genau zu wissen, bei wem und durch wen Jesus in der Kommunion wirken darf. Nun soll sogar ein aufgelockerter Bischofskonferenzbeschluss durch eine Eingabe nach Rom zurückgenommen werden. Damit soll weiterhin protestantischen Ehepartnern ein Kommunionsempfang verwehrt werden. Offensichtlich haben manche Würdenträger Angst, dass mit einer Aufweichung kirchenrechtlicher Vorgaben auch ihre klerikale Vormachtstellung verloren gehen könnte. Wohl auch deswegen hält man krampfhaft am Zölibat fest, weil damit der Eintritt in den machtvollen Klerikerstand ermöglicht wird. Zur Aufrechterhaltung evangeliumswidriger Machtsysteme werden lieber klerikale Gastarbeiter aus Indien, Polen oder aus Schwarzafrika für klerikale Dienste hergeholt, anstatt bewährte Männer wie Frauen für die Anliegen Jesu zu berufen. Warum wurden nicht solche Themen bei der Frühjahrskonferenz angegangen, wodurch ein neuer Frühling in unseren Kirchen aufblühen könnte? Schon am Anfang der Bibel wird die gegenseitige Ergänzung von Mann und Frau als gut und gottgewollt hingestellt. Jesus selbst hat verheiratete Männer zu seinen engsten Nachfolgern berufen und statt Zölibat eine Verpflichtung zu einem einfachen Lebensstil und eine Abkehr von einem üblichen Abstands- und Herrschaftsdenken gefordert. Hat nicht Jesus selbst solche Schranken abgebaut und Ausgestoßene und Randexistenzen hereingeholt? So manche bischöfliche Kommunionsverweigerer sind damit keineswegs echt konservativ, sondern eher Gefangene eines in der Geschichte entstandenen Machtsystems. Bischofspalais, Purpurträger und Titel wie Eminenz und Heiliger Vater sind mit dem, was Jesus wollte, nicht vereinbar.
Simon Kirschner
Bad Endorf
Die „Lebenswirklichkeit der Menschen ernst nehmen“, heißt es. Das ist der Kern der ganzen Problematik: Es zählt nur noch, was der Mensch will – nicht mehr der Wille Gottes.
Sigrid Mair
Bad Feilnbach