Sorge um die Artenvielfalt

von Redaktion

Zu den Berichten „Insektensterben hat rapide zugenommen“, „Gefährliches Nervengift für Bienen“ und „Weg vom Glyphosat“ (Politik- und Bayernteil):

Droht eine neue Monokultur? Ausgerechnet „Silphi“ soll unsere Bienen retten? Die Pflanze stammt aus Nordamerika, ist schon gen-manipuliert und soll die Energiepflanze der Zukunft sein, um Biogasanlagen zu füttern – also wieder Monokultur gegen die Monokultur Mais. Sie soll einmal ausgesät mindestens 15 Jahre lang wieder von allein wachsen. Ob sie sich an den Standorten hält oder wild umherwandert, wie beispielsweise das indische Springkraut oder Ambrosia, bleibt abzuwarten. Aber sicher steht schon ein passender Chemiekonzern bereit, um mit den entsprechenden Mitteln einzugreifen. Und diese „Silphi“ soll nun in gelber Eintönigkeit eine Alternative für unsere armen restlichen Bienen sein? Was, wenn sie sie gar nicht mögen oder vertragen? Warum sind die Politiker so unfähig und investieren nicht endlich mehr Geld in die Rückgewinnung und Erhaltung sowie Ausbau der Pflanzen, die den Insekten und somit uns wirklich nützen? Gebt den Bauern dafür mehr Geld und Hilfe. Wir brauchen Vielfalt und keine Monokulturen.

Ursula Jahnel

Feldkirchen-Westerham

Es ist ja schön, dass die EU nach zehn Jahren Diskussion endlich ein paar besonders gefährliche Insektengifte aus der Gruppe der Neonicotinoide verbieten möchte. Doch noch bevor die Verbote überhaupt beschlossen sind, droht für die Insektenwelt bereits eine neue Gefahr. Die Konzerne Bayer und DowDuPont wollen neue Insektengifte mit ähnlich komplizierten Namen in Deutschland auf den Markt bringen: Sulfoxaflor, Cyantraniliprol und Flupyradifuron. Das zuständige Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit verhält sich in dieser Angelegenheit maximal intransparent. Das Umweltinstitut München musste sogar vor Gericht ziehen, weil die Behörde es schon für ein Geschäftsgeheimnis hält, ob überhaupt Zulassungen für Pestizide mit diesen Wirkstoffen beantragt wurden und die Auskunft darüber verweigert. So erfahren Umweltschützer oder Imker erst davon, dass diese Gifte auf den Markt kommen, wenn sie auch schon eingesetzt werden. Die neuen Insektizide sind zwar weniger giftig als die Neonicotinoide, aber immer noch dutzende Male gefährlicher für Bienen als das berühmt-berüchtigte DDT. DDT hat in den 1960er-Jahren in den USA die erste Diskussion um den „Stummen Frühling“ ausgelöst und ist seit Jahrzehnten international geächtet. Wenn wir unseren Kindern eine lebensfähige Umwelt hinterlassen wollen, müssen wir den Pestizid-Wahnsinn jetzt endlich stoppen. Geben wir der Natur die Chance, sich zu erholen. Wenn Neonicotinoide verboten werden, dürfen sie nicht einfach durch eine neue Generation von gefährlichen Insektengiften ersetzt werden. Sonst sind die Pläne der neuen Bundesregierung zum Insektenschutz nur heiße Luft.

Isolde Eisele

Bad Feilnbach

Es ist frappant, mit welcher Präzision Kampagnen Angst vor Glyphosat erzeugen können. Dass die Aussage „wahrscheinlich krebserregend“ sich schnell als übertrieben herausstellt, geht in der Skandalisierung komplett unter. Sie beziehen sich auf keine Dosis, von der an die Krebskrankheit ausgelöst werden kann. Es ist eine rein abstrakte Gefahrenfeststellung, ohne irgendwelche Hinweise zum Ausmaß des Risikos. Mit ihr könnte man letztlich auch Trinkwasser und Luft aus dem Verkehr ziehen. Jedes Pestizid zerstört aber das Unkraut, und damit die Lebensgrundlage von Insekten. Doch Unkraut muss auch der Biobauer entfernen. Er tut es mechanisch, auch von Hand, aber tendenziell mit demselben Effekt. Was daher nötig ist: Brachflächen, Ackerrandstreifen, Feuchtbiotope, Hecken und Ähnliches tunlichst in Ruhe zu lassen oder sogar neue anzulegen – als Lebensraum für die Bienen, Insekten und viele andere Arten. Dieser Artenschutz aber braucht Land. Wenn man berücksichtigt, dass der Biolandbau mangels Ertrag für dieselbe Menge Feldfrüchte mehr als doppelt so viel Hektar Land benötigt wie der jetzige Ackerbau, wird schnell klar, welcher Schaden durch eine komplette Umstellung auf Öko-Landbau entstünde. Es wäre nichts mehr übrig für Biotope. Durch den – maßvollen – Einsatz von Pflanzenschutzmitteln erhöht sich so die Chance, dem Artenschutz Raum zu belassen. Doch eines ist auf jeden Fall richtig: Im Zweifel sollte man so wenig wie möglich Chemikalien auf die Äcker aufbringen. Experten schätzen, dass mit Hightech bis zu 80 Prozent der bislang eingesetzten Agrarchemie eingespart werden könnten. Übrigens: Den größten Schub hin zu den Monokulturen haben die Energiepflanzen verursacht. Dass parallel zu deren Ausbreitung jetzt das Insektensterben dramatisch wurde, zeigt, wie wichtig ein wenig Abwägung zwischen Klima- und Artenschutz wäre.

Wenzel Schuster

Töging

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