Polizeistatistik führt in die Irre

von Redaktion

Zum Bericht „Mehr Einwohner, weniger Straftaten“ (Titelseite):

Auf der ersten Seite eine beruhigende Erfolgsmeldung für den Landkreis Rosenheim: „Mehr Einwohner, weniger Straftaten“. Die gesamte Kriminalitätshäufigkeit sei „auf niedrigem Niveau“. Um 11,6 Prozent sei die Zahl der Straftaten im Vergleich zum Vorjahr gesunken. Der Regionalteil kommt dann der Realität schon ein klein bisschen näher: Betrachtet man die im weiteren Sinne Leib und Leben bedrohenden Delikte, so stellt man fest, dass diese im Jahresvergleich zugenommen haben: Sexualdelikte gingen um rund zwölf Prozent nach oben! Tötungsdelikte gar um 36 Prozent. Andere Gewaltdelikte sind minimal um zwei bis drei Prozent gesunken. Einzig Wohnungseinbrüche haben im Landkreis merkbar abgenommen (minus 6,3 Prozent). Noch dramatischer wird die Situation, wenn man die Statistik für das ganze Polizeipräsidium Oberbayern-Süd zur Hand nimmt: Die Zahl der Sexualdelikte hat hier in einem Jahr um 20 Prozent zugenommen, im Zweijahresvergleich gar um über 42 Prozent. Die Gewaltkriminalität hat im Zweijahresvergleich mit 15 Prozent ebenfalls stark zugenommen, und die 499 gezählten Einbrüche in Wohnungen sind immer noch 82 Prozent mehr als noch vor sieben Jahren. Von echter Sicherheit also keine Spur. Wie man dennoch plakatieren kann „Landkreisbürger leben sicher“, erschließt sich bei noch genauerem Studium: Die weitaus größte Deliktgruppe, die „Strafrechtlichen Nebendelikte“, sind um 90 Prozent gefallen. Darunter zählen Delikte wie Schwarzfischen und Verstöße gegen das Ladenschlussgesetz. Uns Bürgern ist es aber beileibe nicht egal, ob wir einem Schwarzfischer begegnen oder einem Messerstecher! So entlarven sich die Meldungen über die erhöhte Sicherheit als bloße substanzlose Beruhigungspillen pünktlich zur Landtagswahl.

Dr. Andreas Strasser

Bruckmühl

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