Konflikt politisch ausgeschlachtet

von Redaktion

Zu den Berichten „Stufe der Eskalation ist schockierend“ und „Wir brauchen grundlegende Asylwende“ (Regionalteil):

Ihre Berichte über die Ereignisse in der Erstaufnahme Waldkraiburg und den Söder-Besuch werfen bei mir einige Fragen auf: Meines Wissens sind die Kühlschränke in den Apartments schon seit Jahren in Benutzung durch die dort untergebrachten Flüchtlinge. Warum musste man in der bisher heißesten Zeit dieses Jahres diese aus Zimmern entfernen? Wenn das „Offenlassen“ der Kühlschränke tatsächlich ein Grund für diese rabiate Maßnahme war: Hat man versucht, den Menschen klarzumachen, dass eine Kühlung der Zimmer durch Offenlassen der Kühlschränke schon allein technisch nicht möglich ist? Stimmt es, dass die Frau, die sich – laut Polizei – vehement gegen die Wegnahme des Kühlschranks wehrte, diesen zur Kühlung von Muttermilch für ihren Säugling brauchte? Wenn dem so ist, habe ich für ihren Protest volles Verständnis! Warum hat sich Herr Söder mit den politischen Vertretern, der Leitung des Hauses und den Anwohnern getroffen, aber anscheinend kein Wort mit den Bewohnern der Erstaufnahme gewechselt, um auch deren Sichtweise und Lebensumstände kennenzulernen? Warum braucht es erst einen gewaltsamen Protest, um solche Dinge wie ein kleines Freizeitgelände und Freiwilligen-Jobs in Gang zu bringen, die schon seit Jahren von Asylhelfern und Bewohnern gefordert wurden? Sicher ist die Nachbarschaft zur Erstaufnahme für viele Anlieger eine Belastung und verlangt nach tragbaren Lösungen. Ich habe aber das Gefühl, dass hier auf dem Rücken der Beteiligten ein Konflikt inszeniert oder zumindest politisch ausgeschlachtet wird, weil das gerade wunderbar in den Wahlkampf passt. Mit dem Thema Asyl kann man eben perfekt Stimmung machen. Andere Fragen, die die Menschen bewegen (Wohnungsnot, Pflege, Artensterben, Klimawandel) fallen dabei leider hinten runter.

Adelheid Kückelhaus

Mühldorf

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