Zur Berichterstattung über das Chaos bei der Messung im Finale der Weitspringer bei der Europameisterschaft in Berlin (Sport):
Ich bin für den TSV Wasserburg Abteilung Leichtathletik immer wieder als Kampfrichter im Einsatz und freue mich sehr über die ausführliche Berichterstattung zur Leichtathletik-EM in Berlin. In diesem Artikel gehen Sie jedoch sehr hart mit den Kampfrichtern ins Gericht. Die Sprunggruben in Berlin liegen auf der sonnenbeschienenen Seite des Stadions. Wenn Sie als Messkampfrichter viele Stunden bei 36°C in der prallen Sonne arbeiten müssen, können Fehler passieren. Die Abläufe bei einer EM sind kompliziert und man muss als Kampfrichter auf viele Dinge achten. In der Industrie geht man beispielsweise bei manuellen Kontrolltätigkeiten von einer Fehlerquote von einem Prozent aus.
Natürlich ist es für den Athleten Pech, wenn bei seinem Versuch ein Fehler passiert. Andererseits sieht das Regelwerk auch eine Reklamation vor, die dann von weiteren Kampfrichtern überprüft wird. Und das ist mit den modernen Methoden viel besser möglich. Das digitale Bild lässt sich sogar nachträglich noch einmal korrekt auswerten.
Und bei den von Ihnen zitierten Beispielen wurde in allen Fällen nach Überprüfung der Daten die erste Entscheidung korrigiert. (Wenn Sie bei den Reklamationen eine Gaußverteilung annehmen, werden sich hier natürlich auch Fälle finden, bei denen es bei der Fehlentscheidung blieb.)
Kampfrichter in der Leichtathletik arbeiten in der Regel ehrenamtlich. Sie ermöglichen, dass Wettkämpfe – von den Kinderveranstaltungen bis zur EM – überhaupt stattfinden können. Ich hoffe, dass hiermit Ihr Bild von Kampfrichtern etwas positiver geworden ist.
Dr. Klaus Röttger
Eiselfing