Der Fußball überzieht

von Redaktion

Zum Kommentar „Fataler Tunnelblick“ (Sportteil):

Uli Kellner spricht wahrscheinlich vielen Fußballbegeisterten aus der Seele, wenn er diese Entwicklung kritisiert. Als normaler TV-Fußballkonsument widert mich die rasch und massiv um sich greifende Kommerzialisierung regelrecht an. Die Vereinzelung der nationalen Spiele über das ganze Wochenende und der internationalen Begegnungen über mehrere Wochentage kann man ja noch nachvollziehen, gestattet es dem unersättlichen Fan doch, mehrere Spiele live im Pay-TV zu sehen. Wenn es denn nur einen Anbieter gäbe. Stattdessen ist aber mit einer Ausweitung auf unterschiedliche Anwender leider mit den verschiedensten Zugangssystemen zu rechnen. Dann wird es grenzwertig. Und die Kosten steigen außerdem. Die nationalen Ligen werden durch internationale Spiele entwertet. Sie degenerieren zu Qualifikationsveranstaltungen für die internationalen Wettbewerbe. Das wird sich verstärken, wenn die UEFA eine weitere Europa League mit 32 Startern ins Rennen schicken will. Heute reicht der Qualifikationswettbewerb für Champions League und Europa League in der Bundesliga schon bis zum sechsten Platz. Der deutsche Meister ist der beste Qualifikant. Es ist fraglich, ob es zu weiteren attraktiven Spielpaarungen kommen wird, oder ob einfach nur die Masse an Spielen zunimmt. Einen Run neuer Zuschauer auf Pay-TV oder Streaming-Angebote kann man sich nur schwer vorstellen. Da fehlt es an Attraktivität. Der Konsument wird wohl eher durch das große Angebot übersättigt. Auch die Sponsoren werden kritisch beobachten, inwieweit ihre Werbebotschaften noch die erhoffte Verbreitung erfahren. Und sportlich gibt es auch Effekte, die einem Fußballfan zu denken geben müssten. So kann ein taktisch denkender Trainer auch schon mal seine besten Akteure bei einem nationalen Wettkampf für den parallel laufenden internationalen Wettbewerb schonen.

Norbert Vogel

Schechen

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