Zum Artikel „Noch mehr Streit um Gas aus Russland“ (Politikteil):
Das Problem Nummer eins heißt Ukraine. Dreiviertel des russischen Erdgases für Westeuropa lief durch die Ukraine – weiter in die Slowakei, nach Österreich, dort folgte die Verzweigung nach Deutschland, Frankreich und Italien. Die Ukraine hielt faktisch ein Monopol und nutzte das auch immer wieder aus, letztmals bei der Blockade 2009. Wochenlang stoppte die antirussisch regierte Ukraine im Januar den Gasdurchfluss und forderte zudem den Westen auf, Gas zur Versorgung der Ukraine selbst nach Osten zu liefern. Das Ziel: Anhebung der ohnehin schon monopolistisch überhöhten Durchleitungsgebühren. Kein Wunder, dass man sich Gedanken darum machte, dieses Monopol zu brechen. Daher: Die Nordstream-Leitungen durch internationales Gewässer. Die Argumentation der USA, man mache sich damit von Russland abhängig, ist lächerlich. Wie soll man sich durch das Aufmachen eines zweiten Grenzübergangs, der nicht blockiert werden kann, vom Nachbarn abhängig machen? Im Gegenteil: Es ist ein Gewinn an Unabhängigkeit vom ukrainischen Blockadegedanken. Das Problem Nummer zwei sind die USA. Sie haben eine Übermenge an Fracking-Gas und wollen dieses per Schiff nach Europa bringen und russisches Gas aus dem Markt drängen. Das ist die dreckigste und teuerste Lösung, die man finden kann: Ökologisch dreckiges Fracking-Gas, transportiert mit einem Riesenenergieaufwand fürs Verflüssigen und für den Schiffstransport. Man braucht dazu spezielle LNG-Schiffe und -Häfen. Die Alternative wäre: Wärmedämmung, Energieeinsparung, regenerative Energieformen. Ein ökologisch sauberer Weg, um russisches Gas herauszudrängen. Aber dafür müsste man mit einer gescheiten Energiewende anfangen.
Franz Garnreiter
Rosenheim