Wahrhaftigkeit sieht anders aus

von Redaktion

Zum Leserbrief von Bernward Schmidt „Unterschiedliche Begebenheiten“:

Wir erinnern uns an die Ausschreitungen in Amberg kurz vor Silvester: Vier alkoholisierte Geflüchtete im Alter von 17 bis 19 Jahren prügelten wahllos auf Personen ein. Zwölf Personen wurden verletzt. Die dabei begangenen Straftaten reichen von Beleidigung und Sachbeschädigung bis zu gefährlicher Körperverletzung und Nötigung. Die Angegriffenen hatten also allen Grund die Flucht zu ergreifen! Auch wenn es sich um zufällige Passanten handelte, die um ihr Leben laufen mussten, so wurden sie doch verfolgt und gejagt, Jagd auf Menschen also, Hetzjagden eben. Herr Schmidt verwahrt sich nun heftigst gegen diesen beleidigenden Ausdruck „Hetzjagd“. So etwas läge nach seiner Ansicht nämlich nicht bei Trunkenheit der Täter vor und auch dann nicht, wenn Täter nicht „speziell“ nach Opfern mit bestimmter „Hautfarbe oder Ethnie“ suchen, sondern wahllos zugreifen würden. Diese Kriterien, so die Ansicht des Leserbriefschreibers, seien in Amberg erfüllt, sodass nicht von Hetzjagd gesprochen werden dürfe, obwohl Jagd auf Menschen gemacht wurde. Der normale Sprachgebrauch zählt da wohl nicht mehr!

Die Vorfälle in Chemnitz jedoch will Herr Schmidt selbstverständlich als Hetzjagden verstanden wissen, obwohl unzweifelhaft bewiesen ist, dass es diese „Hetzjagden“ nicht gegeben hat. Diese Lüge ist mittlerweile von Staatsanwaltschaft, dem sächsischen Ministerpräsidenten und dem damaligen Verfassungsschutzpräsidenten sowie von Journalisten als solche entlarvt worden.

So ist Herr Schmidts Leserbrief nur ein weiteres Beispiel für das – oft unbewusste, aber bisweilen auch bewusste – Messen mit zweierlei Maß im politisch-medialen Bereich: Verharmlosung einerseits und Skandalisierung andererseits. Wahrhaftigkeit sieht anders aus.

Dr. Andreas Strasser

Bruckmühl

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