Debatte um Seenotrettung

von Redaktion

Zur Berichterstattung über die „Sea Watch 3“ (Titelseite und Politikteil) sowie zum Kommentar von Georg Anastasiadis „Unfaire Arbeitsteilung“:

Ich hoffe, dass die italienische Regierung im Fall der Kapitänin Carola Rackete dem Druck aus Deutschland standhält und sie einer gerechten Strafe zuführt. Wenn nicht, wird das eine Signalwirkung für andere Nicht-Regierungsorganisationen haben, die sich im Mittelmeer beziehungsweise in den libyschen Küstengewässern tummeln. Die Asyllobby will nicht mehr warten, bis weitere Millionen Menschen von allein nach Deutschland kommen. Jetzt lässt sie die armen Flüchtlinge direkt an der libyschen Küste abholen – mit freundlicher Unterstützung durch Arbeiterwohlfahrt, evangelische Kirche, Pro Asyl, die Grünen und anderen. Internationales Seerecht wird von den edlen Rettern je nach Bedarf ausgelegt. Sie ignorieren die gesetzliche Pflicht, die sogenannten Schiffbrüchigen in den nächstgelegenen Hafen zu bringen. Statt im nur wenige Seemeilen entfernten Libyen oder Tunesien anzulegen, werden die wesentlich weiter entfernten Häfen auf Malta, Sizilien oder – wie in diesem Fall – Lampedusa bevorzugt. Diese Möchtegern-Humanitären inszenieren sich als zivile Seenotretter, wirken aber in der Realität als Magnet für weitere Migranten und sind fester Bestandteil des Schleppergeschäfts. Während sie einerseits auf der moralischen Ebene argumentieren („Man darf niemanden ertrinken lassen“), sind sie in der Realität verantwortlich für jeden Ertrunkenen im Mittelmeer, der im Vertrauen auf den von ihnen organisierten Transport ein Schlauchboot besteigt. Solange wir diese Strategie verfolgen, wird der Strom der Flüchtlinge aus Afrika nie abreißen, denn sie wissen ja, dass die Überfahrt nach Europa dank der NGO’s bequem machbar ist. Somit wird ein weiterer starker Anreiz für die illegalen Auswanderer geschaffen.

Josef Mosner

Ampfing

Zur moralischen Bewertung der Sea-Watch-Einsätze ist der Vergleich mit dem Barmherzigen Samariter der Bibel lehrreich. Der Samariter liest unterwegs einen Hilfsbedürftigen auf, nimmt ihn mit in eine Herberge, versorgt ihn, und als er weiterzieht, lässt er dem Wirt der Herberge Geld für die weitere Versorgung da. Zudem sichert er noch die Übernahme aller Folgekosten zu (vgl. Lukas 10,30-35). Die Sea Watch dagegen hat wiederholt Hilfsbedürftige in der „Herberge“ Italien abgeladen, ohne sich weiter um diese Menschen zu scheren. Als die Italiener der Sea Watch daraufhin gleichsam Hausverbot erteilt haben, hat sich die Sea Watch gewaltsam Zugang zu der Herberge verschafft – nicht, um dort die Hilfsbedürftigen zu versorgen, sondern wieder, um sie den Italienern zur Versorgung aufzuhalsen. Christliche Nächstenliebe lädt jeden ein, für andere zu sorgen: freiwillig, mit eigenen Taten und auf eigene Kosten. Sie berechtigt aber niemanden, Dritte wider deren Willen einzuspannen. Jemanden zu zwingen, die Hilfsbedürftigen meiner Wahl zu versorgen, ist nicht weniger verletzend, als jemanden zu zwingen, eine Person zu lieben, die ich für ihn bestimmt habe.

Johannes Schroeter

Großkarolinenfeld

Angesichts der Vorfälle um die Sea Watch könnte in diesen Tagen so eine fiktive Whatsapp-Nachricht nach Afrika aussehen: „Hallo, Freunde! Ich habe es geschafft! Dank der kleinen deutschen Kapitänin (eine Frau, stellt euch vor!) bin ich glücklich in Italien gelandet. Diese mutige (andere sagen dreiste) Person hat sich doch glatt über alle Regeln hinweggesetzt und ist ohne Erlaubnis in den Hafen von Lampedusa eingefahren. Dabei hat sie noch ein Militärboot gerammt und beschädigt. Ihr wisst ja, seit einiger Zeit lässt der scharfe Innenminister Salvini möglichst keine Flüchtlinge mehr ins Land. Seitdem haben wir Afrikaner ein Problem. Sogar der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte, der sonst auf unserer Seite ist, verbot der Kapitänin die Einfahrt. Doch die hat einfach alle überrumpelt! Ihre Landsleute sind (obwohl eigentlich mehrfacher Rechtsbruch vorliegt) begeistert, denn eine Minderheit in Deutschland, die sich lautstark bemerkbar macht, will uns Flüchtlinge unbedingt haben. Selbst der deutsche Präsident hat die Italiener für die Verhaftung der jungen Frau angemeckert. Nun wurde die Kapitänin tatsächlich freigelassen und als einzige „Strafe“ (?!) muss sie Italien verlassen! In den Talkshows darf sie sich jetzt gebührend feiern lassen. Nun könnt Ihr euch alle getrost auf den Weg machen, das Hindernis Italien ist beseitigt. Die überaus freundlichen Leute der NGO’s warten weiterhin mit ihren Schiffen vor Libyen auf Nachschub und bringen Euch sicher nach Europa. Ich mache mich wie die meisten jetzt auch auf die Socken in Richtung Deutschland. Die netten Italiener zeigen uns bestimmt den Weg nach Norden ins gelobte Land.

Anni Geuge

Waldkraiburg

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