Zur Berichterstattung über den Brenner-Nordzulauf (Titelseite, Bayern- und Regionalteil):
Die fünf Grobtrassen für den Brenner-Nordzulauf wurden vorgestellt. Es ist offensichtlich, dass die Trasse im Osten mit dem größtmöglichen Tunnelanteil von allen Beteiligten favorisiert wird. Die Bestandsstrecke dagegen ist komplett aus der Planung herausgeflogen, der Lärmschutz wird lediglich saniert! Bedenkt man, dass bis 2050 sämtlicher Schienenverkehr darüber abgewickelt wird, können sich die Anwohner jetzt schon darüber freuen. Sind ja nur 30 Jahre.
Anstatt den Bestand nach Neubaustandard zu modernisieren, was allen Anwohnern helfen würde und mit verhältnismäßig wenig Geld machbar wäre, wird eine neue Trasse gebaut. Und da natürlich die teuerste, denn es geht ja nicht darum, den Verkehr auf die Schiene zu verlagern, sondern neu zu bauen. Und das soll möglichst teuer sein, damit man die Wirtschaft ankurbelt.
Dass unserer Region zehn bis 15 Jahre lang riesige Großbaustellen, Luftverschmutzung und Baulärm bevorstehen, das nimmt man in Kauf, denn danach ist ja alles gut! Sieht man die Gesamtklimabilanz der Neubautrassen der Bahn, in der die gesamten Bauarbeiten mit eingeschlossen sind, so schneidet sie genauso schlecht ab wie Autobahnen und Straßenverkehr.
Das Schlimmste an dem Ganzen ist, dass man übersieht, dass wir jetzt die Probleme mit dem Verkehr haben. Jetzt erstickt das Inntal im Güterverkehr und an den Wochenenden im Urlaubsverkehr. Jetzt fahren die Maut- und Stauflüchtlinge durch unsere Dörfer. Jetzt blockieren die zahllosen Lastwagen die Autobahn. Warum löst die Politik nicht die Probleme von heute mit Mitteln von heute und sorgt für schnelle und nachhaltige Lösungen? Denn wir haben jetzt ein Problem!
Andrea Baumüller
Rosenheim
Es möge mir bitte jemand erklären, warum auf Tiroler Seite (gleich westlich von Kufstein) die Bestandsstrecke mit zwei Gleisen weiterhin ausreicht, wogegen man auf Rosenheimer Seite heftigste Diskussionen führen muss, weil angeblich die beiden Gleise nicht ausreichen! Können die österreichischen Bahnplaner die Zugfolgen besser planen als die deutschen?
Herbert Schleibinger
Bad Aibling
Wenn es unsere Entscheidungsträger seit 25 Jahren nicht geschafft haben, der Bahn Einhalt zu gebieten (wer war damals gleich noch mal am Ruder?), dann ist nur noch zu wünschen: Verschiebung der Variante „Tunnel Jochstein“ nach Westen (mit Verlängerung) und eine Verbindung mit der Variante Bad Feilnbach. Dies hat nichts mit dem „Sankt-Florians-Prinzip“ zu tun, ist aber meiner Ansicht nach die Lösung für das Inntal.
Peter Lakner
Rohrdorf-Thansau
Die Österreicher machen ihre Landstraßen für unsere Autos dicht. Aber wir sollen ihren Schienen-Fernverkehr von Innsbruck nach Wien über das „Deutsche Eck“ aufnehmen und dazu eine neue Strecke bauen und unsere Landschaft zerstören. Sollen sie doch selbst eine Strecke durch Österreich bauen! Wir brauchen ihren Fernverkehr mit 230 Kilometern pro Stunde nicht! Und wir werden uns weiter wehren!
Sylvia Perner
Neubeuern
Für die Großkarolinenfelder haben sich bei der Veröffentlichung der fünf restlichen Grobtrassen des Brenner-Nordzulaufes die schlimmsten Befürchtungen bewahrheitet. Der Ort wird von allen verbleibenden Trassen betroffen sein. Allein schon diese Tatsache ist ernüchternd. Selbstverständlich machen sich alle betroffenen Gemeinden Sorgen um die Auswirkungen hinsichtlich der Lebensqualität, Schutz denkmalgeschützter Häuser oder Artenschutz. Verglichen mit dem Supergau, der auf Großkarolinenfeld zukommen könnte, scheinen diese Sorgen schon fast klein.
Betrachtet man die Trassen der Varianten blau und violett, muss man feststellen, dass hier unter anderem die Verknüpfungsstelle, also die Verbindung der neuen Gleise mit der Stammstrecke, mitten im Ort geplant wird, wo sich das Leben der Gemeinde abspielt. Die Verwüstungen über Jahre und Jahrzehnte hinweg, die Zerstörung des Ortsbildes und die Lebensqualität der vielen Menschen, die hier leben, wagen sich die Bewohner nicht auszudenken. Wenn bei derartigen Planungen Themen wie Mensch und Umwelt tatsächlich eine Rolle spielen, ist es absolut nicht nachvollziehbar, dass es in Erwägung gezogen wird, eine Verknüpfungsstelle mitten in einen Ort hinein zu legen.
Anwohner die ohnehin schon, teilweise ohne jeglichen Lärmschutz, unter den Beeinträchtigungen der Bestandsstrecke leiden, sehen nicht nur den letzten Rest an Lebensqualität bedroht, sondern auch ihre Existenz, weil sie sich nämlich einen Ort zum Leben und Altwerden ausgesucht haben, der nun mit einem blauen beziehungsweise violetten Strich auf der Landkarte zerstört wird.
Nadine Frank
Großkarolinenfeld
Nach Veröffentlichung der fünf Trassen stelle ich fest, dass es eigentlich nur drei sind, die sich in Details unterscheiden. Technischer Ärger ist bereits eingeplant. Die Westtrasse wird in unergründlichen Seetonuntiefen mit den Kosten explodieren. Die Osttrasse wird in der verträglichen Tunnelversion von Anfang an wegen der Kostensituation nur der Vollständigkeit von Varianten halber aufgelistet und bereits jetzt nur halbherzig diskutiert. Gerade die Vollständigkeit der Lösungen ließ aber von Anfang an zu wünschen übrig.
Es gibt allerdings im Inntal bereits eine Trasse, die zum Zwecke des Massengütertransports der Natur entrissen wurde und heute diesbezüglich ungenutzt ist – den Inn. Er wurde zum Opfer der Eisenbahn. Die Plantrassen folgen den Spuren bestehender Verkehrswege. Mein Vorschlag ist, eine Bahntrasse in einer Lärmschutzwanne auf Pfeilern im Inn zu bauen und ihn wieder als das zu nutzen, wofür wir ihn verunstaltet haben – als Verkehrsweg.
Die Vorteile liegen auf der Hand: Keine Grunderwerbskosten, denn der Inn ist öffentlicher Grundbesitz, kein Landschaftsverbrauch, der Untergrund ist zuverlässig beherrschbar, es besteht größtmöglicher Abstand zu Wohngebieten, fischfreundliche Kehrwasser mit Sauerstoffeintrag entstehen um die Pfeiler, Verknüpfungspunkte sind flussnah möglich. Die Stauwehre lassen sich mit der eh nötigen Steigung zügig überfahren. Straßenbrücken haben allesamt Stahlträger und lassen sich bei Bedarf komplett heben und unterfahren. Lediglich in Rosenheim steht sich die Bahn mit ihrer Brücke selbst im Weg – aber da gibt es auch eine Lösung.
Bleibt noch zu bemerken, dass der Staat sich bemühen sollte, seinen Bedarf zuerst in intelligenter Weise aus eigenen Ressourcen zu decken, bevor er sich einfachheitshalber des Eigentums der Bürger bemächtigt. Nix für ungut.
Franz Pichler
Raubling