Zu den Leserbriefen von Ulrich Bobinger und Dr. Andreas Strasser „Schröder-Aussage sorgt für Gesprächsstoff sowie zum Kommentar von Georg Anastasiadis „Schröder stützt Krim Annexion“:
Die Leserbriefe können nicht unkommentiert bleiben, da sie nur in Teilaspekten richtig sind. Man mag den Altkanzler ja durchaus amüsant finden, indem ihm die öffentliche Meinung mittlerweile völlig wurscht ist. Auch sind seine unbestrittenen Verdienste zu würdigen. Vor allem dass er uns aus dem unseligen Golfkrieg herausgehalten hat, wenngleich sicherlich nicht aus geotaktischem Sachverstand – den hatte viel mehr der damalige Außenminister Joschka Fischer – sondern, ohne dass dies seine Leistung schmälern würde, aus politischem Instinkt.
Auch wenn der Westen im Umgang mit Russland und speziell mit Putin sicherlich große Fehler gemacht hat, ist der Kern des Kommentars von Anastasiadis, dass die Krim völkerrechtswidrig besetzt wurde, unbestreitbar richtig. Die Aussage, die Krim sei altes russisches Territorium, kann nur als Ausdruck eines historischen Kurzzeitgedächtnisses gesehen werden, da die Krim erst 1783 unter Katharina der Großen dem Zarenreich einverleibt wurde. Analog käme wohl kein vernünftiger Mensch auf den Gedanken, ein Annexionsanspruch auf die Territorien der deutschen Ostsiedelung (ab dem 11. Jahrhundert) also von Teilen Polens, des Baltikums oder auch nur Königsberg hieraus abzuleiten.
Zu dem scheinbar schlagenden Argument, dass die „Zugehörigkeit zur Ukraine von der Bevölkerung mehrheitlich niemals gebilligt“ worden sei, ist folgendes anzumerken. Der Vertrag der Sowjetunion mit der Ukraine über die Erlaubnis der Stationierung der Schwarzmeerflotte aus dem Jahr 1997 war auf 20 Jahre befristet! Um für den Fall einer fehlenden Verlängerung gerüstet zu sein, begann die russische Führung bereits sehr früh gezielt Russen auf der Krim anzusiedeln, um so eine Scheinlegitimation via Referendum für eine Annexion aufzubauen. Ergo: der Kommentar von Georg Anastasiadis ist völlig korrekt.
Dr. Klaus Trautwein
Bad Aibling