Nordzulauf sorgt für Diskussionen

von Redaktion

Zur Berichterstattung über den Brenner-Nordzulauf (Titelseite, Bayern- und Regionalteil):

Die von Vieregg-Rössler vorgelegten Vorschläge zum Ausbau der Bestandsstrecke sind vom Grundgedanken zu begrüßen. Sollten künftig Schnellzüge mit 230 km/h in vier Stunden von München nach Verona brausen, bliebe auf einer Neubaustrecke sowieso zu wenig Platz für langsamere Güterzüge, die dann teilweise doch auf der alten Strecke rollen müssten!

Der Pferdefuß bei Vieregg-Rössler: Die Planung ist vom Fernverkehr her gedacht und macht den derzeit erfolgreichen Schienennahverkehr im Inntal unattraktiv. Die neuen Bahnhöfe entstehen teilweise in Tieflage und außerhalb der Ortschaften, was die Zugänglichkeit verschlechtert. Die Kritik von Bahnsprecher Lindemair, das Ganze sei eine teure Lösung für den „Bestand“, ist ebenso richtig wie sein Eintreten für aktiven Lärmschutz am Gleis und am Fahrzeug anstatt größenwahnsinniger Baumaßnahmen. Nur leider will ja gerade Lindemair selbst ebenfalls größenwahnsinnige Baumaßnahmen im Inntal! Was den Schutz der Bevölkerung angeht, gibt es übrigens drängendere Fragen als künftig vielleicht entstehenden Bahnlärm: Wo bleibt die Sperrung unserer Ortsdurchfahrten für den Durchgangsverkehr, wenigstens den mit schweren Lkw? Wo bleibt eine wirklich teure Lkw-Maut für den Brenner-Korridor, die eine weitere Steigerung des Güterverkehrs auf der A 93 verhindert?

Bernhard Edlmann

Raubling

Ich bin aus Stuttgart und lebe seit acht Jahren in Oberbayern. Mit der Diskussion über den Brenner-Nordzulauf erlebe ich ein déjà vu. „Stuttgart 21“ wurde von der Bahn 2007 auf 2,8 Milliarden Euro Kosten kalkuliert. Und, wie der Name sagt, wurde eine große Einweihung im Jahr 2021 versprochen. Heute ist der Katzenjammer groß. Nun heißt es (vielleicht) „Stuttgart 26“, in der letzten Runde der Korrektur wurden die Kosten auf 8,2 Milliarden Euro taxiert.

Die Württemberger haben den Fehler gemacht, sich zu spät anzufangen zu wehren gegen dieses Milliardenloch, das heute so niemand mehr bauen würde – nicht mal mehr die Bahn. Ich appelliere an die Bürger Oberbayerns, nicht den gleichen Fehler zu machen, sondern sich jetzt mit aller Kraft in die Planungen der Bahn einzubringen und sich gegen diese selbstherrliche Gigantomanie der Planer zu wehren. Ich empfinde es als unsäglich, dass die Bahn immer nur gebetsmühlenhaft wiederholt: „Wir brauchen die neue Strecke“, ohne dass jetzt schon mit Kreativität und Engagement die bestehende Trasse besser genutzt wird. Auch so in Stuttgart passiert – es gab so viele gute Ideen und Anregungen der Bürger mit kleineren Schritten Verbesserungen im Schienenverkehr zu erzielen – aber nein – es musste nach der Meinung der Bahn die große Lösung sein. Ich kann es als denkender Mensch und Steuerzahler nicht fassen, warum man nicht mit kleinen Schritten beginnt und das, was man hat, erstmal richtig nutzt und dann darauf aufsetzt.

Ich fahre heute traurig und wütend durch meine Heimat – es werden Landschaften unwiederbringlich zerstört, Stuttgart ist über Jahrzehnte eine verwundete Stadt, aus Parks wurden tiefe Gruben, der Bahnhof ist eine Containerlandschaft. Das hoffentlich bleibt dem Inntal erspart.

Sabine Zeiner

Tuntenhausen

Wie möchte die Bahn den Verkehr auf der BrennerZulaufstrecke abwickeln, wenn jetzt schon Züge ausfallen, weil Personal knapp ist? Am besten, man stattet die Lastwagen mit schienentauglichen Rädern sowie Stromabnehmern aus, damit die Lkw-Fahrer auf der Bestandsstrecke die fehlenden Lokführer ersetzen können. Übrigens: Früher hatten die meisten Fabriken einen Gleisanschluss.

Marga Leingartner

Rosenheim

Der Ausbau der Bestandsstrecke nach den Plänen von Dr. Martin Vieregg ist, meiner Meinung nach, die unsinnigste alter Varianten. Man muss sich einmal bewusst machen, was diese irrwitzigen Planungen für die Bevölkerung des Inntals während der Bauzeit zu bedeuten hätten! Durch die Anpassung der Kurvenradien müssten die Gleise, die Oberleitung, der neu errichtete Lärmschutz sowie zum großen Teil auch der Unterbau erneuert werden. Des Weiteren müssten Brücken und Unterführungen, zwei Bahnhöfe und ein Sportplatz versetzt werden. Bei der Absenkung neben und unter der alten Trasse müsste eine Baustellen-Umfahrung gebaut werden. Ähnliches wäre auch in den Bereichen Oberaudorf bis Kufstein erforderlich. Der Schienenverkehr wäre während der langen Umbaumaßnahmen nicht beziehungsweise nur sehr eingeschränkt möglich! Ganz zu schweigen davon, was diese Baustellen und Bauarbeiten, die sich inmitten der Ortschaften befinden, für die Bürger an Einschränkungen und Belästigungen bedeuten! Deshalb muss das Plädoyer für den Ausbau der Bestandsstrecke endgültig vom Tisch!

Mir ist durchaus bewusst, dass die Tunnellösung die teuerste Variante ist. Von der Politik wurde uns jedoch versprochen, dass es an den Kosten nicht scheitern solle.

Meiner Meinung nach müssen wir aufhören, dass sich die Gemeinden östlich und westlich des Inns gegenseitig den Schwarzen Peter zuschieben. Stattdessen müssen wir als Bewohner des Inntals gemeinsam dafür kämpfen, dass diese schöne und schützenswerte Landschaft möglichst wenig beeinträchtigt wird. Deshalb ist nur die Variante „Violett“, eine komplette Untertunnelung – erstrebenswert!

Toni Huber

Flintsbach

Das heftig diskutierte Brennerbasistunnel-Zufahrtsproblem könnte meines Erachtens ganz einfach zur allgemeinen Zufriedenheit gelöst werden – wie folgt: Man sollte eine gut 100 Kilometer lange, rollende Rohrpoststrecke von Rosenheim nach Verona bauen, welche den gesamten Frachtverkehr mit allen Lkw übernimmt. Die Bestandsstrecke bleibt für Luxus-Reiseverkehr mit Panoramazügen, langsam und leise und wunderschön in der Alpenlandschaft. Rohrpost-Technik gibt es schon über 100 Jahre, man sollte sie mutig modernisieren und nutzen.

Max Hartl

Mühldorf

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