Zum Artikel „Können Bäume die Welt retten?“ (Weltspiegel):
Wissenschaftler der ETH Zürich haben vorgeschlagen, auf 900 Millionen Hektar Land Wälder aufzuforsten, was drei Viertel der bisher vom Menschen verursachten CO2-Emission in Form von Kohlenstoff binden würde, sobald die Bäume ihre volle Größe erreicht haben. Beim ausgewachsenen Wald ergibt sich dann ein Gleichgewicht durch die Neubildung der Biomasse einerseits und der Verwesung der Biomasse andererseits. Letztere führt zu CO2-Bildung, sodass in Summe keine weitere CO2-Speicherung mehr erfolgt. Fällt man Bäume in einem beliebigen Stadium des Wachstums und verbrennt das Holz nicht, so bleibt der Kohlenstoff gebunden und man setzt Fläche zur Wiederaufforstung frei. Um einen Effekt in Bezug auf CO2-Minderung zu haben, muss das Holz über sehr lange Zeit gespeichert werden (unter Ausschluss von Sauerstoff). Eine Speicherung mit anschließender Wiederaufforstung hätte daher also den gleichen Effekt wie die von der ETH vorgeschlagene Aufforstung, allerdings ohne zusätzliche Fläche zu erfordern. Beide Maßnahmen sind natürlich nur dann sinnvoll, wenn die existierenden Wälder nicht ausgebeutet werden. Eine weitere zusätzliche Neuaufforstung ist in jedem Fall wünschenswert.
In Deutschland sind viele Bergwerke und Gruben stillgelegt. Diese würden sich zur Speicherung von Holz und anderer Biomasse anbieten. Zusätzliche Maßnahmen könnten die weltweite CO2-Emission weiter senken, wie das Löschen brennender Kohleflöze in verschiedenen Ländern im Rahmen unserer Entwicklungshilfe; dies würde zu einer Gutschrift in unserer CO2-Bilanz führen. Vielleicht wäre damit auch eine zusätzliche CO2-Besteuerung ganz oder teilweise überflüssig, zumal ohnehin die Mineralöl-, Energie-, Luftverkehr- und die „Öko“-Steuer auf Treibstoffe bereits eine willkürliche Verteuerung von CO2-Emittenten darstellt.
Dr. Walter Schicketanz
Rosenheim