Vertreibung beschäftigt bis heute

von Redaktion

Zu den Artikeln „Untergang der Goya“ sowie „Mancher schwieg ein Leben lang“ (Blickpunkt-Seite):

Die beiden Artikel haben mich tief getroffen, obwohl die Zeit nun schon sehr lange verstrichen ist. Auch den Aussagen von Herrn Posselt im Interview kann ich beipflichten. Ich bin zwar schon im schönen Bayern geboren, meine Angehörigen stammen jedoch aus dem Sudetenland. Mutter und Großmutter hatten großes Glück und wurden 1946 bei einer überaus guten Familie in Ampfing aufgenommen. Es besteht heute noch sehr guter Kontakt. Von vielen anderen aber mussten sie schon oft hören: „Wart’s bloß blieb‘m, wo’s herkemma seid’s“ und vieles mehr. Kein Mensch hatte damals die Heimat freiwillig verlassen. Die Menschen mussten alles hinten lassen, nur eben mit 50 Kilogramm Gepäck. Meine Eltern haben viel erzählt, selbst Vater erzählte noch den Kindern im Bett, die schon lange schliefen, vom Krieg. Ich selbst (1950 geboren) spürte als junges Mädchen schon oft noch die Abstammung, wie Herr Posselt es auch beschrieben hat. Zum Tanze wurden beispielsweise schon bevorzugt die einheimischen Töchter aufgefordert. Meine Mutter jedoch konnte sich durch ihre schöne Stimme Gott sei Dank schon bald im Kirchenchor integrieren, Oma und Vater, der 1949 aus der Gefangenschaft kam, durch ihre fleißigen Hände in der Arbeit. Mich hat es wirklich gewundert, dass über dieses Thema nun wiedermal geschrieben wurde. Wie viele der Flüchtenden und Vertriebenen mussten auch ihr Leben lassen – und wie qualvoll. Nun würde ich mir wünschen, dass man aus der jetzigen Krise lernt, wieder besser zusammenhält und sich vor Augen führt, dass alle Menschen gleich sind.

Renate Scheingraber

Ampfing

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