Zu „Das Vertrauen ist zerstört“ (Kommentar von Claudia Möllers im Politikteil):
Was unterscheidet Kardinal Woelki von Kardinal Marx? Beide haben ein Gutachten in Auftrag gegeben zur Aufklärung von Missbrauchsfällen in ihren Bistümern. Kardinal Woelki hat sein erstes Gutachten wegen angeblicher rechtlicher Mängel einkassiert und es somit der Öffentlichkeit entzogen. Anschließend beauftragt er eine andere Kanzlei für ein nochmaliges Gutachten. Er muss dafür, und auch wegen ungeschickter Begründungen, sehr viel Kritik einstecken. Ein Rücktritt wird nicht mehr ausgeschlossen. Sogar Kardinal Reinhard Marx hat ihn indirekt dazu aufgefordert das erste Gutachten zu veröffentlichen, um weiteren Schaden von der Kirche abzuwenden. Da reibt sich aber der geneigte Leser ausgiebig die Augen und liest gleich nochmal.
Ausgerechnet Marx, der 2010 auch ein Gutachten zum gleichen Thema bei der Münchner Kanzlei Westphal, Spilker, Wastl in Auftrag gegeben hat. Dieses wurde in einer eigenen Pressekonferenz zwar vorgestellt, aber nur die Zusammenfassung. Das eigentliche Gutachten im Wortlaut verschwand, genauso wie bei Woelki, im Tresor von Kardinal Marx.
Anscheinend enthielt das Gutachten aus 2010 zu viele Details, die zumindest in der damaligen Zeit manch kirchlichen Würdenträger nicht passten. Ein Satz aus der Zusammenfassung sagt eigentlich schon sehr viel darüber aus: „…Dies gilt umso mehr deshalb, da nach den Gutachtern vermittelten Erkenntnissen Aktenvernichtung in erheblichen Umfang stattgefunden hat und weitreichende Aktenbestände außerhalb des Ordinariats in Privatwohnungen (!) eingelagert wurden und damit manipulativen Zugriff ausgeliefert waren.
Marx, im Gegensatz zu Woelki, hat es jedoch verstanden seinen Vertuschungsakt geschickt aus der Öffentlichkeit herauszuhalten. Wo ist also der Unterschied zwischen Woelki und Marx?
Georg Langschartner
Garching/Alz